Warum Frauen in Teilzeit arbeiten und im Alter arm sind

Fachinformation - geschrieben am 27.06.2023 - 14:05

In Deutschland fehlen nach aktuellen Schätzungen an die 900.000 Arbeitskräfte, darunter 500.000 Fach­kräfte. Gleichzeitig steigt die Wahrscheinlichkeit bei Frauen von Altersarmut betroffen zu sein bis 2036 auf über 30 Prozent.

Die Teilzeitquoten bei Frauen und Männern unterscheiden sich, wenn sie Eltern werden. So sind bei den Kinderlosen 35 Prozent der Frauen und 12 Prozent der Männer in Teilzeit tätig, während in Haushalten mit Kindern 66 Prozent der Mütter und sieben Prozent der Väter nicht voll arbeiten. Väter arbeiten also seltener in Teilzeit als Männer ohne Kinder.

Dr. Wido Geis-Thöne vom Institut der deutschen Wirtschaft in Köln erklärt den hohen Anteil der Mütter in Teilzeitbeschäftigungen damit, dass sie auch mit dem Erreichen des Teenageralters ihrer Kinder häufig nicht in die Vollzeitbeschäftigung zurückkehren. Als mögliche Gründe hierfür nennt er sowohl schwierige Anreizsituationen durch Ehegattensplitting und die aktuelle Betreuungslandschaft als auch Schwierigkeiten beim Wiedereinstieg.

Gründe für Altersarmut bei Frauen

Die Erwerbstätigkeit bei Frauen liegt aktuell ungefähr bei drei Vierteln, nur 35 Prozent arbeiten in Vollzeit. Sehr hoch hingegen ist der Anteil der Frauen an unbezahlter Arbeit: In der Kinderbetreuung und Pflege von Angehörigen 2,4 mal höher als bei Männern, bei der Hausarbeit immer noch 1,5 mal höher.

Dies führt dazu, dass bereits heute ein Viertel aller Frauen von Altersarmut betroffen sind. Der obengenannte Gender Pay Gap erweitert sich im Rentenanspruch zum sogenannten gender pension gap auf 46 Prozent Differenz zwischen den Geschlechtern – in der Folge haben Frauen durchschnittlich weniger als halb so viel Rente.

Dass inzwischen viele Ehen geschieden werden trägt genauso zur Verschlechterung der Situation bei, wie die Tatsache, dass Frauen oft keine eigene Finanzplanung betreiben dank geringem Einkommen vielfach wenig Ersparnisse aufbauen können. Auch neu geschaffene Konzepte wie die Grundrente kommen für ein Viertel aller Frauen durch unterbrochene Erwerbsbiografien nicht in Frage, da eine der Grundvoraussetzungen 33 Beitragsjahre sind.

Ziel: Parität im Berufsleben

Ansatzpunkte, die momentane Situation zu verbessern, sind langwierig und vielfältig, aber lohnend. Neben Maßnahmen im Koalitionsvertrag der Ampelregierung (Erhöhung des Mindestlohns, Haltelinie der Altersrente bei 48 Prozent und Verbesserungen bei BAföG, Wohngeld und Erwerbsminderungsrenten) bedarf es eines grundlegenden Umdenkens und Handelns in Politik, Verwaltung und Gesellschaft.

So stehen notwendige Maßnahmen wie die Schaffung von Betreuungsplätzen und bessere Bezahlung von sozialen Be- rufen nicht für sich allein – auch Konzepte zur Gleichstellung durch finanzielle Anreize für beide Elternteile nach dem Vorbild von Dänemark oder Finnland verbessern die Situation dauerhaft. Diese Ansätze konsequent zu verfolgen, ist Mittel und Weg in eine gleichberechtigte Gesellschaft.

 

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