Seit dem 1. Januar 2005 bietet der Bund das Programm Migrationsberatung für erwachsene Zuwanderer (MBE) an. Menschen mit Migrationshintergrund über 27 Jahre sollen damit bei der sprachlichen, beruflichen und sozialen Integration unterstützen und das Integrationskursangebot ergänzt werden. Das auf Neuzugewanderte zugeschnittene Beratungsangebot steht vor allem innerhalb der ersten drei Jahre nach Ankunft zur Verfügung.
Die Beratung soll sie zu selbständigem Handeln in allen Angelegenheiten des täglichen Lebens befähigen und hat die Aufgabe, als Grundberatungsangebot neu zugewanderten Erwachsenen Integrationsförderung in Form individueller Beratung und Begleitung, Empowerment zum selbstständigen Handeln in alltäglichen Lebenssituationen, Vermittlung an andere Dienste und Einrichtungen anzubieten.
Zudem soll die MBE Prozesse der interkulturellen Öffnung der Regeldienste anstoßen. Weitere Aufgaben bestehen in der aktiven Öffentlichkeitsarbeit.
Zielgruppe
Das Beratungsangebot richtet sich gemäß den MBE-Förderrichtlinien grundsätzlich an erwachsene Zuwanderer*innen – Spätaussiedler*innen und Ausländer*innen – über 27 Jahre mit einem dauerhaften Aufenthalt, darunter auch EU-Bürger*innen. Auch dürfen in Ausnahmefällen unter 27 Jährige beraten werden, die bei Problemlagen ähnlich jener der Erwachsenen (z.B. Wohnungssuche, Beantragung von Leistungen) Unterstützung benötigen. Seit 2016 gehören auch Asylsuchende mit sogenannter guter Bleibeperspektive zu der Zielgruppe der MBE.
Zwar heißt es in den Förderrichtlinien, dass prioritär Neuzuwanderer*innen beraten werden, aber das Angebot steht auch Zuwanderer*innen, die sich bereits länger als drei Jahre in Deutschland aufhalten, aber einen Förderbedarf haben, mit begleitenden Hilfen insbesondere vor, während und nach dem Integrationskurs zur Verfügung.
Struktur
Die MBE wird durch das Bundesministerium des Innern, für Bau und Heimat (BMI) gefördert. Das Bundesamt für Migration und Flüchtlinge (BAMF) ist für die Durchführung verantwortlich. Geschäftsgrundlage für die Arbeit der MBE ist die Förderrichtlinie für die MBE. Sie wird gemeinsam mit den Trägern der Beratungsstrukturen – den Spitzenverbänden der Freien Wohlfahrtspflege – umgesetzt.
Das BMI hat am 27.10.2020 neue Förderrichtlinien erlassen. Sie fassen alle wesentlichen Förderaspekte und Neuregelungen zusammen.
Aufgrund des Zentralstellenprinzips wird die MBE durch die Spitzenverbände der Freien Wohlfahrtspflege und dem Bund der Vertriebenen (BdV) getragen. Der PARITÄTISCHE Gesamtverband ist damit die Zentralstelle für die Durchführung für die paritätischen Mitgliedsorganisationen und verantwortet die Durchführung des Bundesprogramms vor Ort.
Bei der Umsetzung des Programms arbeitet der PARITÄTISCHE Gesamtverband eng mit den PARITÄTISCHEN Landesverbänden zusammen.
Der PARITÄTISCHE Landesverband Baden-Württemberg hat die Interessengemeinschaft MBE (IG MBE) gegründet. Die regelmäßig stattfindenden Treffen dienen der Vernetzung, dem kollegialen Austausch der Berater*innen untereinander und der gemeinsamen Interessensvertretung.
Vorstellung der MBE und mbeon App auf russisch und ukrainisch
MBE-Beraterinnen unseres Mitglieds VBI Heidelberg haben Videos auf russisch und auf ukrainisch erstellt, in denen MBE und mbeon für Ratsuchende auf Ukrainisch und Russisch - mit deutschen Untertiteln - vorgestellt wird. Denn: Geflüchtete Menschen aus der Ukraine haben viele Fragen und brauchen Unterstützung nach ihrer Ankunft in Deutschland. Seitdem das BMI die MBE im März offiziell für Schutzbedürftige aus der Ukraine geöffnet hat, können diese zunehmend mit dem Beratungsangebot erreicht werden. Für eine weitere Bekanntmachung der MBE stellen wir Ihnen ab sofort zwei Kurzvideos auf Ukrainisch und auf Russisch mit deutschen Untertiteln zur Verfügung.
In den Kurzvideos stellen Paritätische MBE-Kolleg*innen die MBE und die mbeon App vor und gehen dabei auf mögliche Beratungsthemen und die Erreichbarkeit der MBE ein.
MBE unter dem Dach des Paritätischen Landesverbandes Baden-Württemberg
Mbeon
Im Rahmen des Projekts mbeon können sich Zugewanderte online mit ihren Anliegen an Migrationsberatende wenden und beraten lassen. Für die Ratsuchenden werden damit Hürden abgebaut, den Beratenden erleichtert mbeon ihre Beratungsarbeit. Die Ratsuchenden treten per App mit einer Beraterin oder einem Berater aus der Migrationsberatung für erwachsene Zuwanderer (MBE) in Kontakt. Die Beratenden sprechen zahlreiche verschiedene Sprachen. Die App ist in den Sprachen Deutsch und Englisch, Arabisch und Russisch verfügbar. Die kostenlose App kann im Google Play Store oder im AppStore heruntergeladen werden. Weiterführende Informationen gibt es auf der mehrsprachigen Webseite mbeon.de und der Facebook-Seite des Projekts.
Den Beratenden bietet mbeon die Möglichkeit der kollegialen Beratung und des Fachaustauschs. Über eine Forumsfunktion kann gemeinsam auf Gesetzestexte, Kommentierungen sowie Handreichungen zugegriffen und fachlich diskutiert werden.