Heidelberg 26.02.2021 Der Mangel an preiswerten Wohnungen trifft Menschen mit psychischen Erkrankungen besonders hart. Der PARITÄTISCHE Baden-Württemberg appelliert an die Politik, ausreichend bezahlbaren Wohnraum vor allem in Ballungsräumen zu schaffen. Bei der Vormerkliste der Stadt Heidelberg für eine Sozialwohnung, müssten Menschen mit einer Einschränkung besonders berücksichtigt werden. Selbstständiges Wohnen trage wesentlich zur psychischen Stabilisierung und besseren Bewältigung des Alltags bei, so der Verband. Anlass war ein digitaler sozialpolitischer Dialog zwischen Sozialexperten und Landtagskandidierenden aus dem Wahlkreis Heidelberg zum Thema „Wohnen für psychisch kranke Menschen“. Nach aktuellen Zahlen erhielten im Jahr 2019 in Baden-Württemberg 9.998 Menschen mit einer psychischen Erkrankung Leistungen der Eingliederungshilfe zum ambulant betreuten Wohnen. Das ist gegenüber dem Jahr 2017 eine Steigerung von 12,5 Prozent.
„Für Menschen mit einer psychischen Erkrankung ist es auf dem angespannten Wohnungsmarkt besonders schwer, eine eigene Wohnung zu finden. Das hängt mit Vorbehalten und Sorgen von Vermieter*innen zusammen, dass es zu Komplikationen beim Mietverhältnis kommen könnte. Es ist aber auch eine Tatsache, dass sich viele, die aufgrund ihrer Erkrankung nur eingeschränkt arbeiten können oder gar arbeitslos geworden sind, die hohen Mieten in den Ballungsräumen schlichtweg nicht leisten können. So haben sie so gut wie keine Chance, auf eigene Initiative hin, eine Wohnung zu finden. Häufig sind es dann die sozialen Organisationen, die das Wohnen in den eigenen vier Wänden möglich machen. Wohnungen für ihre Klient*innen anmieten oder selbst Wohnungsbau betreiben“, erklärt Sven Reutner, Referent für Sozialpsychiatrie und Behindertenhilfe beim PARITÄTISCHEN Baden-Württemberg. Wohnen wird mehr und mehr zur sozialen Frage. Dabei habe die psychische Beeinträchtigung oder finanzielle Situation eines Menschen, nichts mit seiner Eignung als Mieter zu tun. Die Betroffenen sind in der Regel ausgesprochen unauffällige und ruhige Mieter*innen“, so Reutner. Jeder Mensch habe das Recht auf eine eigene Wohnung. „Dieser Verantwortung muss sich die Politik mit einer sozialverantwortlichen Bodenpolitik und dem Ausbau und der Förderung des sozialen Wohnungsbaus stellen.
„In unseren therapeutischen Wohngemeinschaften können die Klient*innen in einem geschützten Rahmen an die Anforderungen von selbstständigem Wohnen herangeführt werden. Hierzu werden Behördengänge besprochen und koordiniert und mindestens einmal pro Woche die regelmäßig wechselnden Aufgaben im WG-Haushalt besprochen“, erklärt Tristan Andres, , Mitglied im Vorstand der Heidelberger Werkgemeinschaft e.V.. „Bei Bedarf werden Haushaltsaufgaben mit dem Klient*innen eingeübt. In der WG-Versammlung wird Organisatorisches und Dinge des alltäglichen Miteinanders besprochen“, so Andres. Ziel der Begleitung sei es die Selbstständigkeit der Bewohner*innen zu erhöhen, indem die aktive Rolle von den Begleiter*innen sukzessiv zurückgefahren werde. „Stattdessen wird mehr gemeinsam reflektiert, beraten, neue Situationen besprochen oder im Rollenspiel eingeübt“, so Andres weiter. Sie müssen vor Ort politische Arbeit leisten und beispielsweise Bündnisse schmieden mit kommunalen Verwaltungen und Wohnungsbaugesellschaften. Dies alles erfordert zeitliche, personelle und auch finanzielle Ressourcen, über die Leistungsanbieter verfügen müssen, wenn man das Ziel der gesellschaftlichen Teilhabe der Leistungsberechtigten ernst nimmt. Gleiches gilt für die Unterstützung der beruflichen Eingliederung.
Pressekontakt Heidelberger Werkgemeinschaft e.V.: Tristan Andres, ,Vorstandsmitglied, Tel. 06221/47 48 43, E-Mail: andres@hwg-hd.de, www.hwg-hd.de