Pari trifft… Kommunalpolitik | KV Reutlingen

Fachinformation - geschrieben am 27.11.2023 - 17:46

Am 24.11.2023 stellten die Paritätischen Mitgliedsorganisationen Hauspflege Reutlingen, Frauenhaus Reutlingen und Wirbelwind Reutlingen ihre Arbeit fünf Mandatsträger*innen aus Kreistag und Gemeinderat Reutlingen in der Citykirche vor. Die Begrüßung und Moderation der Veranstaltung übernahm Dr. Wolfgang Grulke vom Kreisvorstand Reutlingen. Die teilnehmenden Mitglieder hatten jeweils zehn Minuten Zeit, über ihre Arbeit und die täglichen Herausforderungen zu sprechen, und anschließend zwanzig Minuten mit der Kommunalpolitik darüber zu diskutieren, Rückfragen zu beantworten und Forderungen zu formulieren.

Frau Weippert und ihre Kolleginnen von der Hauspflege Reutlingen berichten, dass Corona sie hart getroffen hat, weil das Spendenaufkommen stark zurückgegangen ist. Nun belasten die Inflation, gestiegene Energiekosten und der allgegenwärtige Personalmangel zusätzlich den Betrieb der Hauspflege. Um mehr Personal gewinnen zu können, sieht die Hauspflege ein großes Hindernis in der aktuellen Ausbildungssituation für den Nachwuchs, die – entgegen der politischen Intention – eine Ausbildung im Pflegebereich eher unattraktiv macht. Die Hauspflege schlägt vor, Fördergelder in eine Regelfinanzierung zu überführen, auch um die enorm gestiegenen Fahrzeugkosten abdecken zu können. Die Politiker*innen wollen das Thema Ausbildung mit in die Kreistagsdebatten nehmen.

Frau Weible-Unger vom Frauenhaus Reutlingen erklärt, dass das Frauenhaus das erste in Baden-Württemberg war und nun seit 45 Jahren existiert. Gewaltschutz von Frauen und Kindern „ist eine Frage der inneren Sicherheit.“ Es gibt jedoch seit Jahrzehnten eine chronische Unterfinanzierung der Hilfestrukturen und komplizierte Kostenübernahmeregelungen, die viel Bürokratie erzeugen. Hochgeschätzt wird, dass die Stadt Reutlingen das Gebäude für die Unterbringung dem Frauenhaus mietfrei zur Verfügung stellt und für den Unterhalt sorgt. Das Frauenhaus fordert, dass die Zuständigkeitsdiffusion lokal, regional, landesweit und bundesweit enden muss, um der Istanbul-Konvention im Sinne der gewaltbetroffenen Frauen vollumfänglich Geltung zu verschaffen.

Frau Lieb von Wirbelwind erzählt von der Arbeit in der Beratungsstelle gegen sexualisierte Gewalt in Kindheit und Jugend im Landkreis Reutlingen. Nach der Gründung 1992 arbeitete der Verein bis vor zehn Jahren rein ehrenamtlich. In dieser Zeit haben sich die durchgeführten Veranstaltungen verdreifacht, die Inanspruchnahme von Beratungsleistungen sogar vervierfacht. „Prävention führt nicht dazu, dass weniger passiert, sondern dass mehr Fälle sichtbar werden.“ Die steigenden Fallzahlen zeigen Kapazitätsprobleme auf, weil Beratung nur etwas nützt, wenn sie auch zeitnah angeboten wird. Daher fordert Wirbelwind die Kommunalpolitik auf, die Stellenanteile zu sichern bzw. zu erhöhen und die Verwaltungsarbeit mitzufinanzieren.

Die Veranstaltung endete nach zwei spannenden und diskussionsreichen Stunden und die Mandatsträger*innen haben viele Fragen und Themen für ihre weitere kommunalpolitische Arbeit mitgenommen.

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