Paritätischer und BUND bekräftigen mit einem Faktenpapier die sozial-ökologische Notwendigkeit von mehr Energieeffizienz im Gebäudebestand
Anlässlich der am 12.10.2023 stattfindenden EU-Trilogverhandlungen zur EU-Gebäuderichtlinie hat heute der Paritätische Gesamtverband gemeinsam mit dem BUND (Bund für Umwelt und Naturschutz) ein kurzes Faktenpapier verfasst.
Obwohl sich die Bundesregierung in der Vergangenheit für Mindeststandards bei der Effizienz von Gebäuden einsetzte („Minimum Energy Performance Standards“, MEPS), hat sie sich davon mittlerweile distanziert.
Wie beim „Baugipfel“ im Bundeskanzleramt und dem dabei vorgestellten kurzfristigen Maßnahmenpaket deutlich wurde, bemüht sich die Bundesregierung nunmehr darum, verpflichtende Sanierungen einzelner Gebäude auszuschließen.
Diese Kehrtwende kritisiert das Faktenpapier, indem die aus sozial-ökologischer Sicht fünf zentralen Gründe für die Notwendigkeit gesetzlicher Mindestenergiestandards für Bestandsgebäude genannt werden.
Eine verbindliche und soziale Sanierungsoffensive, so wie sie im Faktenpapier gefordert wird, ist nicht nur ökologisch und aus sozialer Sicht geboten, sondern auch direkt an eine sozialverträgliche Umsetzung gekoppelt.
- Ohne weitere Maßnahmen im Gebäudebereich sind die Klimaschutzziele bis 2030 und darüber hinaus nicht erreichbar: Alle großen Klimaschutz-Szenarien zeigen, dass eine erneuerbare Energieversorgung von Gebäuden ausreicht und der Energieverbrauch sinken muss.
- Die energetische Modernisierung von Wohngebäuden ist zentral. Rund 70 Prozent der Energie für die Beheizung und warmes Wasser geht auf Wohngebäude zurück. Die Gebäude mit den zwei schlechtesten Energie-Effizienzklassen sind für die Hälfte der Treibhausgasemissionen in Wohngebäuden verantwortlich.
- Der hohe Energieverbrauch in schlecht sanierten Wohnungen trifft arme Menschen finanziell besonders hart. Menschen mit den geringsten Einkommen geben, relativ zu ihrem Einkommen, fünf Mal so viel fürs Heizen aus wie Menschen mit den höchsten Einkommen.
- Ineffiziente Gebäude belasten Bewohner*innen auch gesundheitlich durch einen mangelnden Schutz vor Hitze, Kälte und Feuchtigkeit. Menschen mit wenig Geld leben besonders häufig in Gebäuden mit geringer Effizienz und besonders häufig in Mietwohnungen, in denen sie keinen Einfluss auf die energetische Qualität des Gebäudes haben.
- Über 40 Prozent der einkommensarmen Menschen in Deutschland sind schon jetzt von Wohnkosten überlastet, d. h. sie müssen mehr als 40 Prozent ihres Haushaltseinkommens allein für ihre Wohnkosten ausgeben. Sie können keine weiteren Kostensteigerungen - z. B. durch steigende Energiepreise aufgrund schlecht gedämmter Wohnungen - verkraften.