Das Kindersolbad in stürmischen Gewässern
Die Kindersolbad gGmbH ist eine Einrichtung der Kinder- und Jugendhilfe, die ihren Sitz in Bad Friedrichshall im Landkreis Heilbronn hat. Der Name der Einrichtung kommt aus ihrer Geschichte. Seit der Gründung 1862 wurden hier Kinder medizinisch mit Sole behandelt. Im Laufe der über 160 Jahre musste und durfte sich das Kindersolbad immer wieder neu erfinden. Geblieben ist aber stets der Fokus auf Kinder und Jugendliche sowie deren Familien.
Und dann kam Corona…
Für all diese Angebote und damit natürlich für alle Mitarbeiter*innen des Kindersolbades ist seit dem Beginn der Corona-Pandemie im März 2020 nichts mehr wie zuvor.
Während der Corona-Pandemie mussten viele Abläufe und Prozesse angepasst werden, um trotz der Vorgaben und Beschränkungen immer für die jungen Menschen und ihre Familien da zu sein. In der Jugendhilfe wurden die Angebote zumeist nicht geschlossen, sondern verändert und umorganisiert. Natürlich waren diese Veränderungen mit vielen Anstrengungen und Herausforderungen verbunden, die die Mitarbeitenden über den langen Zeitraum der Pandemie sehr stark belasteten. Dabei war bei diesen Belastungen immer zu berücksichtigen, dass das Thema „Pandemie“ nicht mit dem Feierabend abgelegt wurde, sondern dass die Mitarbeitenden auch im privaten Umfeld damit konfrontiert waren.
Kein Ende der Krisen
In dieser Belastungssituation war der Übergang von der Corona-Krise in die folgenden Krisen fließend. Es gab keine Zeit zum Durchatmen und Kraft tanken.
Der Arbeitsalltag ist zwar nun wieder der Zeit vor Corona ähnlich, doch in allen Arbeitsfeldern wurde deutlich, welchen Belastungen die Familien während Corona ausgesetzt waren und wie sich diese auf das Heute auswirken. Die Bedarfe sind riesig und es würden viel mehr Beratungs- und Unterstützungsangebote benötigt werden. Doch das gibt die Realität leider nur bedingt her.
Zwar ist es mit Hilfe der Corona-Förderprogramme gelungen, das Angebot der Mobilen Jugendarbeit in Bad Friedrichshall zu installieren. Doch darüber hinaus geht es für die Einrichtung momentan viel mehr darum, Angebote zu sichern und nicht in die Situation zu kommen, über die Schließung von Angeboten nachdenken zu müssen.
Stellenbesetzungen werden schwieriger Hintergrund ist hier insbesondere die Situation auf dem Arbeitsmarkt. Es wird zunehmend schwerer, freie oder frei werdende Stellen zu besetzen. Die Anzahl an Bewerbungen hat in den letzten Jahren sukzessive abgenommen, die Anzahl an ausgeschriebenen Stellen hat dagegen zugenommen. Galt diese Aussage schon seit längerer Zeit insbesondere für die stationären Angebote, so trifft sie mittlerweile auf alle Angebote zu.
Sehr gut veranschaulichen lässt sich diese Entwicklung am Beispiel der Betreuungsangebote für jugendliche Flüchtlinge, die ohne Familie nach Deutschland kommen, sogenannte UMAs (Unbegleitete Minderjährige Ausländer). In den Jahren 2015/2016 gab es eine ähnlich hohe Nachfrage an Plätzen für UMAs in der Jugendhilfe wie heute. 2016 ist es gelungen eine neue Wohngruppe zu eröffnen und diese auch mit Personal zu besetzen. Auch heute würde die Kindersolbad gGmbH gerne mehr Plätze für UMAs anbieten bzw. neue Angebote schaffen, doch dafür ist aktuell kein Personal vorhanden, auch bei Weitem nicht genügend Bewerbungen.
Jammern hilft nicht
Doch mit Jammern ist nicht aus dieser Situation zu kommen und die Einrichtung wird auch nicht den Kopf in den Sand stecken. In seiner Geschichte hat das Kindersolbad schon einige turbulente, stürmische Zeiten erlebt und hat diese auch und gerade dank des Engagements und Einsatzes der Mitarbeiter*innen immer erfolgreich bewältigt. So geht es neben der Gewinnung von neuen Mitarbeiter*innen aktuell insbesondere darum, Mitarbeiter*innen zu halten und diese auch für die Zukunft zu gewinnen.
Viel Engagement wird in den Ausbildungsbereich gesetzt. Die Zahl an Ausbildungsplätzen wird kontinuierlich ausgebaut, um den „Kolleg*innen“ von morgen viele spannende Ausbildungsmöglichkeiten zu bieten. Dabei wird eine Weiterentwicklung der Qualität der Ausbildung und der Anleitung fortwährend angestrebt.
Die Geschäftsführung ist davon überzeugt, dass es neben den unterschiedlichen Benefits wie JobRad, JobTicket (…) immer wichtiger ist, mit den Kolleg*innen in engem Kontakt und Austausch zu sein, flexible und der individuellen Situation angepassten Beschäftigungsmodelle zu schaffen und Veränderungen bewusst zu gestalten, statt sich von diesen gestalten zu lassen.
Benjamin Kaufmann
Geschäftsführung
Kindersolbad gGmbH Bad Friedrichshall
Beitrag aus ParitätInform 2/2023