Erste Armutskonferenz im Schwarzwald-Baar-Kreis / Vortrag von Prof. Dr. Stefan Sell
Am Dienstag, 13.03.2024, fand im kleinen Saal des Theaters am Ring die Erste Armutskonferenz statt. Eingeladen hatten der Paritätische Kreisverband Schwarzwald-Baar-Kreis, der Kinderschutzbund- Ortsverband Villingen-Schwenningen und der Regionalverbund des Paritätischen Schwarzwald-Baar-Heuberg. Im Mittelpunkt stand ein Vortrag des Sozialwissenschaftlers Prof. Dr. Stefan Sell. Nach der Begrüßung durch Alfred Zahn, den Vorsitzenden des Paritätischen Kreisverbands Schwarzwald-Baar-Kreis und Geschäftsführer des Deutschen Kinderschutzbundes - Ortsverband Villingen-Schwenningen, referierte Sell über das Thema "Kinderarmut und reiches Ländle – passt das zusammen?".
Sell stellte fest, dass trotz der wirtschaftlichen Stärke Deutschlands ein beträchtlicher Teil der Kinder von Armut betroffen sei. Aktuelle Zahlen würden verdeutlichen, dass rund 80 % der Kinder in Deutschland in gesicherten Einkommensverhältnissen leben, während ein Fünftel armutsgefährdet sei oder Leistungen nach dem SGB II beziehe. Besonders alarmierend sei, dass zwei Drittel der betroffenen Kinder mindestens über fünf Jahre hinweg dauerhaft oder wiederkehrend in Armutslagen leben würden.
Zur Armutsprävention seien gezielte Maßnahmen dringend erforderlich. Die Bildung und Erwerbsbeteiligung der Eltern spiele eine entscheidende Rolle für das Armutsrisiko der Kinder. Laut Sell könnten rund 1,5 Millionen Kinder von einer verbesserten finanziellen Lage ihrer Familien profitieren, was zu einem spürbaren Rückgang der Kinderarmut führen würde.
Um nachhaltig gegen Kinderarmut vorzugehen, seien präventive Maßnahmen auf allen Ebenen erforderlich. Lokale Präventionsnetzwerke hätten sich in der Früherkennung und Bewältigung von Risiken bewährt, jedoch seien sie allein nicht ausreichend. Eine koordinierte Zusammenarbeit zwischen öffentlichen und privaten Trägern auf kommunaler, Landes- und Bundesebene sei notwendig, um strukturelle Ursachen von Armut anzugehen und die Lebenssituation von betroffenen Familien langfristig zu verbessern.
Die anschließende, von Sabine Wild, Referentin Bereich Arbeit und Qualifizierung, Projektkoordinatorin SILKYplus beim Paritätischen Baden-Württemberg, moderierte Podiumsdiskussion - mit dem Referenten, Alfred Zahn, Udo Engelhardt (Kinderchancen Singen e.V.) und Robin Weiß (FamilienForschung Baden-Württemberg) verdeutlichte, dass Prävention bereits in jüngsten Jahren beginnen sollte und die Zusammenarbeit aller Beteiligten essentiell sei, um erfolgreiche präventive Maßnahmen umzusetzen und gegen Kinderarmut vorzugehen.
Daniela Steenkamp von der DH BW Villingen-Schwenningen wies in einem Videobeitrag darauf hin, dass lokale Lösungsansätze in der Bekämpfung von Kinder- und Jugendarmut immer wichtiger werden würden. Es sei von entscheidender Bedeutung, die Perspektiven der betroffenen jungen Menschen einzubeziehen und ihre Bedürfnisse in den Mittelpunkt zu stellen.
Bildunterschrift (von links): Prof. Dr. Stefan Sell, Tamer Öteles, Udo Engelhardt, Alfred Zahn, Sabine Wild, Robin Weiß