FASD steht für Fetal Alcohol Spectrum Disorders (Fetale Alkoholspektrumstörungen) und ist die am wenigsten erkannte geistige und körperliche Behinderung. Sie tritt auf, wenn Frauen während der Schwangerschaft Alkohol trinken. Es gibt dabei keine sichere Menge. Auch das vermeintlich den Kreislauf anregende Gläschen Sekt kann schon schädlich sein.
Nach Angaben des Robert-Koch-Instituts ist FASD in Deutschland die häufigste Ursache für geistige Behinderung (mit im Durchschnitt einem betroffenen Kind bei 350 Geburten).
FASD ist eine Schädigung, die zu 100 Prozent vermeidbar wäre und lebenslange Beeinträchtigungen zur Folge hat.
Betroffene Eltern und Pflegeeltern erleben zu oft eine Odyssee auf der Suche nach adäquater Hilfe, erleben Fehldiagnosen und Schuldzuweisungen. Während zur Diagnose von FAS bei Kindern und Jugendlichen inzwischen eine S 3 Leitlinie (AWMF) vorliegt, fehlen entsprechende Empfehlungen zur Diagnose für von FAS/FASD betroffene Erwachsene. FASD bedeutet für viele der Betroffenen anhaltende körperliche und psychopathologische Störungen. Sie leben oft mit einer Fehldiagnose und deshalb falsch behandelt in Einrichtungen der Behindertenhilfe/Eingliederungshilfe, in Justizvollzugsanstalten oder in der Wohnungslosenhilfe bzw. sind obdachlos.
In Baden-Württemberg wurde von 2017 bis 2020 ein vom KVJS gefördertes Modellprojekt „FASD Hilfe“ durchgeführt. Im Ergebnis dieses Projekts wird festgestellt, dass es in allen Bereichen, Fachwelt wie Öffentlichkeit, deutlich an Wissen und Prävention fehlt. Prävention, Diagnostik, Versorgung und Betreuung werden als defizitär beurteilt.
Vor diesem Hintergrund hat die Landesstelle für Suchtfragen (LSS) im Jahr 2022 zu einem Runden Tisch FASD alle relevanten Landesverbände bzw. Organisationen und Institutionen eingeladen, um für Baden-Württemberg die Defizite zu konkretisieren und damit für eine Beseitigung der Defizite Anstoß zu geben. Als Ergebnis ist ein Strategiepapier entstanden, das die 3 Bereiche Prävention, Diagnostik und Versorgung als zentrale Handlungsfelder beschreibt und sie nach den Kriterien Bestand, Bedarf und Lösungsperspektiven aufbereitet. Ziel dieses Strategiepapiers ist es, in der Fachwelt sowie in der Politik die Verantwortlichen aufzurufen, konkrete Verbesserungen zu entwickeln und voranzutreiben. In einer gemeinsamen Erklärung fassten die Teilnehmenden des Runden Tisch FASD die Forderungen zusammen, die eine Umsetzungsstrategie für Baden-Württemberg auf den Weg bringen sollen und damit eine Verbesserung von Prävention und Hilfe hinsichtlich FASD.
Die Suchthilfe ist ein Arbeitsfeld, das in der Prävention von Alkoholspektrumstörungen Bedeutung hat. Darüber hinaus weist die Klientel von Suchthilfeeinrichtungen häufig familiäre Vorbelastungen auf, die eine FASD Schädigung möglich erscheinen lassen und dies daher bei Anamnese und Diagnostik mit in Betracht gezogen werden sollte.
Die Landesstelle für Suchtfragen Baden-Württemberg hat daher unter der Rubrik „Klartext – Suchtfragen“, FASD – Prävention und Hilfe ein Selbstverständnis zur FASD Thematik veröffentlicht. Eine Anlage dazu gibt den Einrichtungen der Suchthilfe beispielhaft Anregungen, wie konkrete Maßnahmen vor Ort der Umsetzung von Prävention und Hilfe hinsichtlich FASD dienen können.
Fazit, ein freier Träger der Jugendhilfe, ist seit 2012 intensiv mit der Thematik FASD befasst. In einer Kooperation mit dem KVJS entstanden vielfältige Angebote zu den Themenschwerpunkten Beratung, Information und Aufklärung, sowie eine digitale Plattform als zentrale Anlaufstelle zur Thematik, die jetzt freigeschaltet wurde. Die Entwicklung dieser Plattform wurde durch das Ministerium für Gesundheit, Soziales und Integration gefördert.
Auf der digitalen Plattform FASD-Hilfe finden Sie:
- Informationen zum Thema FASD
- Adressen und Ansprechpartner*innen in BW
- Foren zum Austausch
- Präventionsangebote
- die Möglichkeit eines persönlichen Chats und eine Telefonsprechstunde