Paritätischer unterstützt Petition zur Stärkung der Freiwilligendienste

Pressemitteilung - geschrieben am 04.07.2023 - 08:28

Stuttgart/Karlsruhe 04.07.2023 Über 45.900 Menschen (Stand 04.07.) unterstützen die Petition der Kampagne „Freiwilligendienst stärken“, die sich an den Deutschen Bundestag richtet. Die Petition fordert bessere Rahmenbedingungen für Freiwillige und deutlich mehr finanzielle Förderung der Freiwilligendienste im In- und Ausland durch den Bund und die Bundesländer. Lediglich ca. 4.100 weitere Unterschriften müssen bis zum 6. Juli 2023 dazu kommen, damit für die Petition eine öffentliche Anhörung im Petitionsausschuss des Bundestages durchgeführt wird. Darüber hinaus wenden sich die Freiwilligen in einem offenen Brief an Bundespräsident Steinmeier gegen einen Pflichtdienst.

Uta-Micaela Dürig, Vorständin Sozialpolitik des Paritätischen Wohlfahrtsverbands Baden-Württemberg:

„Wir unterstützen die Petition „Freiwilligendienst stärken“ sowie die Ablehnung eines Pflichtdienstes. Denn die Freiwilligendienste müssen attraktiver gestaltet und besser ausgestattet werden. Nur so können wir noch mehr Menschen für ein FSJ oder BFD gewinnen. Dazu gehört ein „Wertschätzungs-Betrag“ statt eines „Taschengeldes“. Und dieser muss zusammen mit dem Kindergeld existenzsichernd sein und damit allen jungen Menschen unabhängig vom Familieneinkommen einen Freiwilligendienst ermöglichen. Zusätzlich sollte auch eine Befreiung von den GEZ-Gebühren erfolgen. Damit auch Menschen in besonderen Situationen einen Freiwilligendienst leisten können, braucht es zusätzliche flexible Teilzeitmodelle. Die Einführung eines sozialen Pflichtjahres für alle lehnen wir grundsätzlich ab. Die sozialen Einrichtungen brauchen echte Freiwillige und keine, die dazu verpflichtet werden. Wer sich mit Kindern beschäftigen möchte, mit Pflegebedürftigen oder mit Menschen mit Behinderung, muss dies wirklich wollen, motiviert sein und Freude mitbringen. Außerdem ist ein solcher Zwangsdienst mit unserer Verfassung beziehungsweise Grundgesetz nicht vereinbar und steht auch im Widerspruch zur Europäischen Menschenrechtskonvention Artikel 4/Absatz 2, der beinhaltet, dass niemand gezwungen werden darf, Zwangs- und Pflichtarbeit zu verrichten.“

Corinna Mühlhausen, Gesamtleitung Freiwilligendienste beim Wohlfahrtswerk für Baden-Württemberg und 2. Vorsitzende des LAK FSJ in BW

„Der Bundeshaushalt plant ab 2024 Kürzungen bei den Förderung der Freiwilligendiensten von 20 Prozent. Das ist empörend. Die Träger der Freiwilligendienste verfügen über jahrzehntelange Erfahrung in der pädagogischen Begleitung von Freiwilligen. Alle Studien belegen, dass praktische Erfahrungen allein nicht zwangsläufig zu einem größeren Gemeinsinn und Verständnis für gesellschaftliche Zusammenhänge führen. Dafür braucht es unter anderem Reflexion und Gemeinschaftserfahrungen, wie es die begleitenden Seminare im FSJ, BFD und FÖJ bieten. Außerdem unterstützen die pädagogischen Mitarbeiter*innen die Freiwilligen und Einsatzstellen in allen Fragen und Problemen, die während des Jahres aufkommen. Bei dieser wichtigen Arbeit den Rotstift anzusetzen finde ich ein völlig falsches Signal in Richtung Engagement-Kultur und Stärkung des gesellschaftlichen Zusammenhalts.“

Mattea Zahn, Leiterin Freiwilligendienste – Jugendhilfe, Arbeiter-Samariter-Bund Baden-Württemberg e.V.

„Vor allem junge Menschen engagieren sich im Freiwilligendienst und wohnen daher oft noch bei ihren Familien. Die Anrechnung des Taschengeldes auf Unterhalt und Sozialleistungen der Familienangehörigen verstärkt die soziale Ungerechtigkeit. Viele junge Menschen können sich einen Freiwilligendienst nicht leisten. In ländlich geprägten Gebieten allerdings müssen die Freiwilligendienstleistenden häufig von zuhause ausziehen, um den Anfahrtsweg zur Einsatzstelle bewältigen zu können. Für sie muss der Zugang zum Wohngeld erleichtert werden, um die Freiwilligendienstleistenden bei ihren ersten Schritten in die Selbstständigkeit zu unterstützen.“

Rahel Röhner, Leitung Büro Freiwilligendienste, Reha-Südwest gGmbH, Karlsruhe

„Junge Menschen spenden im Freiwilligendienst der Gesellschaft ihre ganz persönliche Zeit. Das muss von der Gesellschaft entsprechend honoriert und wertgeschätzt werden. Es braucht bessere Anrechnungsmöglichkeiten für Ausbildung und Studium, z.B. durch Anrechnung des Freiwilligendienstes für Pflichtpraktika in Ausbildung und Studium oder Wertung des FSJ/BFD als doppelte Wartesemester."

Britta Möller, Projektleitung FSJ, Gremienarbeit, Fördermittel, Freunde der Erziehungskunst Rudolf Steiners e.V., Karlsruhe

Der Rechtsanspruch auf Förderung ermöglicht allen Freiwilligendienstleistenden den Zugang zu einem Freiwilligendienst im In-und Ausland. Die ausreichende finanzielle Ausstattung eines Freiwilligenplatzes sowie die rechtliche Verankerung des Etats der Freiwilligendienste im Bundeshaushalt führen zu finanzieller Stabilität in den Freiwilligendiensten.“

Die Petition der Kampagne kann ganz einfach durch eine Online-Unterschrift unterstützt werden. Alle Informationen zur Petition und den Forderungen finden sich auf der Kampagnenseite www.fwd-staerken.de. Die Petition im Petitionsportal des Bundestages ist über folgenden Link direkt zu erreichen: www.fwd-staerken.de/unterschreiben. Noch bis zum 6. Juli 2023 können Unterschriften abgegeben werden, die zum Erreichen des Quorums gezählt werden können.

Zusätzlich zur Petition hat die Kampagne „Freiwilligendienst stärken“ in Reaktion auf die anhaltende Forderung nach der Einführung eines Pflichtdiensts einen offenen Brief an Bundespräsidenten Steinmeier verfasst, den mittlerweile über 300 Personen unterschrieben haben. Eine Unterzeichnung des Briefs ist weiterhin möglich unter www.fwd-staerken.de/offener-brief.

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