15.01.2024 Grußwort Eröffnung Seniorenheim Steckfeld

Publikation - geschrieben am 15.01.2024 - 10:41

Grußwort anlässlich der Eröffnung des Seniorenheims Steckfeld

 

Sehr geehrte Frau Bürgermeisterin Sußmann,

Sehr geehrter Herr Ulrich,

Sehr geehrter Frau Ramsauer,

Sehr geehrte Damen und Herren,

Lieber Ulf,

ich freue mich sehr, heute hier als Vertreterin des Paritätischen Wohlfahrtsverbandes Baden-Württemberg zur Eröffnung des ersten Seniorenheim mit LSBTTIQ-Ansatzes zu sprechen und meine Glückwünsche zur Eröffnung dieses besonderen Pflegeheims aussprechen zu dürfen.

Dies ist ein Moment, der unterstreicht, dass in unserer freien und offenen Gesellschaft Menschen ohne Angst vor Diskriminierung oder Ausgrenzung leben und auch alt werden können. Und dies u.a. unabhängig von ihrer sexuellen Orientierung oder Geschlechtsidentität. Die Einrichtung dieses Pflegeheims im Jubiläumsjahr des Grundgesetzes ist daher ein Zeichen von Inklusion und Gleichberechtigung und entspricht den grundlegenden Prinzipien unserer Verfassung, nämlich Würde und Gleichheit.

Wir können stolz sein, dass wir heute einen Ort eröffnen können, an dem Senioren nicht nur Unterstützung und Pflege erhalten. Dieses Pflegeheim wird dem Anspruch gerecht werden, auch besonders emotionale und soziale Bedürfnisse zu berücksichtigen. Es wird ein Ort sein, an dem sich alle Menschen akzeptiert und angenommen fühlen können, mit ihrer ureigenen Persönlichkeit. Warum hebe ich dies besonders hervor? Weil die heutigen Senioren noch einer Generation entstammen, die sich oft ein Leben lang verstecken mussten und erst mühsam Akzeptanz erfuhren. In ihrem letzten Lebensabschnitt können sie jetzt in Würde und frei altern.

Die Eröffnung möchte ich bewusst aber auch dazu nutzen, noch einige andere Aspekte in Erinnerung zu rufen:

Stichwort Pflegenotstand

Ich möchte mit einem positiven Ansatz einsteigen: Es entscheiden sich jedes Jahr immer mehr Menschen für einen Ausbildungsplatz in der Pflege. Das zeigt, wieviel Solidarität und Hilfsbereitschaft im Land ist. Und, dass die Pflege ein Beruf mit Emotionen, Gestaltungsmöglichkeiten und damit Anziehungskraft ist.

Der Beruf wird auch längst nicht mehr unterbezahlt. Im Gegenteil. Im Vergleich mit manch anderen Branchen ist die Bezahlung schon auf Augenhöhe oder sogar darüber, teils auch schon in der Ausbildung.

Nichtsdestotrotz: der demografische Wandel wird sich noch verstärken, besonders in den kommenden Jahren – wenn die Babyboomer erst altern. Der Bedarf an Arbeitskräften wird also steigen.

Es ist daher an uns nun die Weichen richtig zu stellen:

In der Personalgewinnung und -bindung noch deutlicher herauszustellen, dass ein Beruf in der Pflege Zukunft hat, Wertschätzung erfährt und vor allem sinnstiftend ist.

Und mit Blick auf Fachkräfte aus dem Ausland: Dafür müssen Berufsabschlüsse von Arbeitskräften aus dem Ausland schneller anerkannt werden und Zuwanderungsverfahren beschleunigt werden.

Stichwort Digitalisierung

Digitalisierung kann an vielen Stellen unterstützen, noch wird diese in der Sozialwirtschaft zu wenig gefördert.

Wir haben dazu eine globale Studie in Auftrag gegeben, die demnächst vorgestellt wird.

Es wurde deutlich:

Andere Länder nutzen digitale Tools bereits verstärkt im Gesundheits- und sozialen Sektor.

Sie helfen:

-        Sprachhürden für ausländische Arbeitskräfte schneller abzubauen

-        Prozesse wie Dokumentationen in Pflegeheimen zu beschleunigen, Effizienz zu erhöhen, um so mehr Zeit für den Menschen zu haben

-        Digitalisierung erhöht parallel Lebensqualität, weil – richtig eingesetzt - sie gegen Einsamkeit helfen kann, Mitarbeitende, Betroffene, Angehörige und weitere Bezugsgruppen aus dem Quartier vernetzt und dann auch real zusammenbringt

-        Weil sie schützt und Diagnosen verbessert: im ambulanten wie stationären Pflegebereich.

 

Doch Digitalisierung muss eine Refinanzierung erfahren, sonst sind die Potenziale nicht zu heben!

 

Stichwort Nachhaltigkeit

Die Sozialwirtschaft lebt soziale und wirtschaftliche Nachhaltigkeit schon immer.

Den ökologischen Aspekten als dritte Dimension von Nachhaltigkeit wollen wir uns verstärkt widmen und auch unseren Beitrag für eine intakte Umwelt leisten.

Doch auch hierzu brauchte es ein entsprechendes Förderprogramm, damit gemeinnützige Häuser wie PASODI entsprechende Maßnahmen finanzieren und umsetzen können, zur Ressourcenschonung oder zum Hitzeschutz.

Doch das Thema Finanzierung von Nachhaltigkeit in sozialen Einrichtungen sowie Immobilien-Finanzierung generell in der Sozialwirtschaft, speziell im Pflegesektor, lässt noch sehr zu wünschen übrig; eher geraten Pflegeheime immer stärker unter Druck. Doch unsere Gesellschaft steht – noch müssen wir sagen - für ein menschenwürdiges Altern. Dazu braucht es aber einer auskömmlichen Finanzierung. Pflegeleistungserbringer möchten für eine gute und auch künftige Pflegestruktur in Baden-Württemberg und anderswo nicht wie Bittsteller um jeden Euro betteln müssen, sondern für eine angemessene Unterstützung berechtigter Ansprüche Gehör finden.

Meine Damen und Herren wie Sie sehen, es gibt noch genügend Bretter zu bohren – entschuldigen Sie den Exkurs – aber auch dies muss zur Eröffnung eines solchen neuen Hauses gesagt werden dürfen, damit wir bei den entscheidenden Themen unseres Sektor an einem Strang ziehen können.

Ich möchte nun allen danken, die an der Realisierung dieses Projekts beteiligt waren – nicht zuletzt allen Mitarbeitenden. Ihr Engagement wird es möglich machen, einen besonderen Ort zum Altwerden zu prägen. Aber auch unserem Tochterunternehmen PASODI gemeinsam mit dem Siedlungswerk möchte ich für einen kreativen wie erfolgreichen gemeinsamen Ansatz der Konzeption und Umsetzung danken.

Dem Siedlungswerk danke ich ausdrücklich für sein Engagement und die Weitsicht, hier in dieses Heim investiert und an das Konzept geglaubt zu haben. Dieser Mut sollte Vorbildcharakter für viele weitere solcher Einrichtungen haben, damit noch viel mehr gemischte Quartiere entstehen.

Lassen Sie uns nun die Eröffnung dieses Hauses feiern und gemeinsam eine offene und freie Gesellschaft verteidigen, in der Vielfalt und Akzeptanz gelebt wird und jeder Mensch die Möglichkeit hat, so zu leben wie es ihm oder ihr entspricht und dabei unseren gesellschaftlichen Zusammenhalt mit seiner/ihrer Vielfalt und Einzigartigkeit bereichert.

Deshalb: Herzlichen Glückwunsch zur Eröffnung und alles Gute für die Zukunft! Möge dieses Haus zu einem Ort des Wohlbefindens, des respektvollen Miteinanders und der Vielfalt werden!

Herzlichen Dank für Ihre Aufmerksamkeit!

 

Es gilt das gesprochene Wort. 

Grußwort Eröffnung PASODI Steckfeld 15JAN2024

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