Karlsruhe/Stuttgart 15.09.2023 „Die soziale Arbeit braucht genauso dringend Arbeits- und Fachkräfte wie Industrie und Handwerk. Wir fordern deshalb von der Landesregierung, bei Initiativen oder landesweiten Allianzen zur Fachkräftegewinnung beispielsweise mit anderen Ländern wie Indien, die Sozialwirtschaft gleich mitzudenken und zu berücksichtigen. Wir benötigen ein gemeinsames Vorgehen gegen den Arbeitskräftemangel und ein klares Bekenntnis zur Sozialwirtschaft“, sagt Uta-Micaela Dürig, Vorständin Sozialpolitik des Paritätischen Wohlfahrtsverbandes Baden-Württemberg bei einem Besuch in Karlsruhe. „Die freie Wohlfahrtspflege ist unverzichtbarer Teil der sozialen Daseinsvorsorge und muss bei der Fachkräftegewinnung genauso unterstützt werden wie Wirtschaftsunternehmen. Denn sie hält unsere Gesellschaft zusammen und ist hochgradig innovativ. Investitionen in Soziale Arbeit sind Investitionen in Zukunftsperspektiven!“
Bei der heutigen Podiumsdiskussion des Paritätischen Regionalverbunds Mittelbaden zum Thema „Gemeinnützigkeit als Gegenentwurf – Freie Wohlfahrtspflege und Gesellschaft“ in Karlsruhe mit Vertreter*innen aus der Politik, Verwaltung sowie Sozial- und Gesundheitsbranche standen die aktuellen Herausforderungen für freigemeinnützige Träger wie steigende Kosten und akuter Personalmangel, aber auch der Wert gemeinnütziger sozialer Arbeit im Vordergrund. Uta-Micaela Dürig, Vorständin Sozialpolitik des Paritätischen Wohlfahrtsverbandes Baden-Württemberg verwies in ihrem Impulsvortrag auf den dramatischen Fachkräftemangel in der Sozialwirtschaft. Bis zum Jahr 2040 werden ca. 320.000 stationäre Pflegeplätze und bis 2035 in der Langzeitpflege über 300.000 Pflegekräfte in Deutschland fehlen. Laut einer Studie der Bertelsmann-Stiftung von 2022 fehlen in Baden-Württemberg bereits 2023 rund 16.800 Erzieher*innen, um den Rechtsanspruch auf Betreuungsbedarf für alle Kinder im Land zu erfüllen. Darüber hinaus wächst der Bedarf an sozialer Arbeit insgesamt. So haben beispielweise psycho-emotionale Belastungen bei jungen Menschen im Alter zwischen 16 und 24 Jahren deutlich zugenommen. Laut Kinder- und Jugendreport 2023 sind bei jugendlichen Mädchen stationär behandelte Angststörungen im Jahr 2022 gegenüber 2019 um 35 Prozent gestiegen.