Stuttgart 02.09.2022
In Baden-Württemberg gibt es 60 landesweite Selbsthilfeorganisationen und rund 10.000 örtliche Selbsthilfegruppen zu fast allen chronischen Erkrankungen und Behinderungen wie Diabetes, Rheuma, Multiple Sklerose, Krebs, aber auch neuen Krankheitsbildern wie Long- und Post-COVID. Zur Paritätischen Aktionswoche Selbsthilfe unter dem Motto „Wir hilft“ (3.-11.09.2022) möchte der Landesverband auf die wichtige Rolle der Selbsthilfe zur Bewältigung von Krankheit, Behinderung oder Lebenskrisen aufmerksam machen. Selbsthilfe sei fester Bestandteil unseres Gesundheitswesens und eine verbindliche Kooperation mit Ärzten, Krankenhäusern und Rehabilitationskliniken unverzichtbar, so der Verband.
„Das Gefühl, im Umgang und der Bewältigung einer Krankheit oder Lebenskrise nicht allein zu sein, sich in einer Gruppe mit Gleichbetroffenen auszutauschen und gegenseitig zu unterstützen, Expertin und Experte in eigener Sache zu sein - das ist Selbsthilfe“, erklärt Ursel Wolfgramm, Vorstandsvorsitzende des PARITÄTISCHEN Baden-Württemberg. Wie vielfältig, innovativ und unverzichtbar die Selbsthilfe im Gesundheitswesen ist, das möchte die Aktionswoche Selbsthilfe zeigen. „Selbsthilfe ist und bleibt ein Erfolgsmodell, auch wenn die Anforderungen steigen sich digitaler aufzustellen, virtuelle Austausch- und Begegnungsmöglichkeiten zu schaffen, um mehr junge Menschen zu erreichen“, so weiter. Verbesserungsbedarf bestehe bei der Kooperation mit Kliniken oder Rehabilitationseinrichtungen. Patient*innen müssten schon während eines stationären Aufenthalts erfahren, welche Unterstützungsmöglichkeiten ihnen die Selbsthilfe biete.
„Es ist inzwischen bekannt, dass bei der Covid-19 Erkrankung genesen nicht mit gesund einher geht. Das Long-/ Post-Covid-Syndrom bereitet in vielerlei Hinsicht, nachdem das Virus bezwungen wurde, weiterhin Probleme. Ärzte sind oft ratlos, es fehlt an fachkompetenten Anlauf- und Beratungsstellen. In unseren Selbsthilfegruppen möchten wir Betroffene aufklären, damit sie mit den Symptomen besser umgehen können und die Problembereiche der Erkrankung im Krankheitsmanagement, bei der Rehabilitation, bei sozialen Hilfen und im Versicherungsrecht einfordern können. Außerdem möchten wir einen Rahmen bieten, in dem es Betroffenen möglich ist, auf Augenhöhe miteinander umzugehen“, sagt Otto Rommel, Vorstand der Selbsthilfegruppe „Interessenvertretung Post-Covid-Erkrankter e.V.. Im Austausch von gesammelten Erfahrungen liege für jeden Einzelnen ein Potenzial, seinen Weg besser zu finden. „Keiner ergänzt sich selbst, sondern immer durch Andere“, so Rommel.
„Ich selbst wäre fast an dem chronischen Herzfehler meines Sohnes zu Grunde gegangen, da ich jahrelang an meine körperlichen und emotionalen Grenzen ging, bis es fast zu spät war. Und das will ich anderen Eltern ersparen. Deshalb bieten wir vom Verein „Mein Herz lacht e.V.“ Eltern mit körperlich, geistig oder seelisch beeinträchtigten Kindern eine moderne Selbsthilfe-Community und stärken ihnen mit unserem innovativen und krankheitsübergreifenden Angebot den Rücken – denn nur so findet man andere Betroffene in der eigenen Nachbarschaft oder Wissen zu einem Spezialthema und kann sich gegenseitig unterstützen“, erklärt Gail McCutcheon, Gründerin und Vorstand von ‚Mein Herz lacht e.V.. „Ob lokal in einer Elterngruppe oder bundesweit bei unseren digitalen Seminaren, bei speziellen Coachings oder unserer persönlichen Beratungsstelle für sozio-rechtliche Themen, wir tauschen Wissen aus und unterstützen uns gegenseitig, den Alltag so zu stemmen, dass wir unsere eigenen Bedürfnisse nicht aus den Augen verlieren und das Lachen nicht verlernen! Denn wenn wir uns gegenseitig unterstützen, können wir stark sein. Stark für uns und für unsere Kinder“, so McCutcheon.
Pressekontakte: Interessenvertretung Post-Covid-Erkrankter e.V., Otto Rommel, Vorstand, Tel. 151 19089073, E-Mail: OttoRommel@web.de, Mein Herz lacht e.V., Claudia Piller, Referentin für digitale Angebote, Tel: 0172 953 2366, E-Mail: claudia.piller@meinherzlacht.de
Hintergrundinformation
Aktionswoche Selbsthilfe 2022
Unter dem Motto "Wir hilft" findet auf Initiative des Paritätischen Gesamtverbandes gemeinsam mit seinen Landesverbänden vom 3. bis 11. September 2022 zum zweiten Mal die bundesweite Aktionswoche Selbsthilfe statt. Mit mehr als 250 geplanten Veranstaltungen soll aufgezeigt werden, wie vielfältig, innovativ und unverzichtbar die Selbsthilfe im Alltag für Millionen Menschen in Deutschland ist. Ziel der Aktionswoche ist es zudem, Selbsthilfegruppen und Selbsthilfeorganisationen dabei zu unterstützen, neue Mitglieder zu gewinnen. Dem PARITÄTISCHEN Baden-Württemberg gehören 40 landesweite Selbsthilfeorganisationen und über 2.000 örtlichen Selbsthilfegruppen sowie 8 Selbsthilfekontaktstellen an. Mehr Informationen zur Aktionswoche Selbsthilfe und den Veranstaltungen unter www.wir-hilft.de.