Stuttgart/Hamburg 27.04.2023 Aktuelle Zahlen, die von der Techniker Krankenkasse (TK) vorliegen, deuten auf einen beunruhigenden Trend hin. Danach lag der errechnete Krankenstand in Baden-Württemberg im Jahresdurchschnitt 2022 bei 4,37 Prozent. Das ist im Vergleich zum Vorjahr eine deutliche Steigerung um 35,7 Prozent. Bundesweit wurde ein Krankenstand von 5,20 Prozent ermittelt. Für die Berufsgenossenschaft für Gesundheitsdienst und Wohlfahrtspflege (BGW) und den Paritätischen Baden-Württemberg ist das eine problematische Entwicklung.
Laut TK-Gesundheitsreport 2023 waren die Baden-Württemberger*innen mit 4,37 Prozent noch nie so häufig krank wie 2022. Hauptursache waren Atemwegserkrankungen (457 AU-Tage je 100 Versicherungsjahre). Hoch ist aber auch die Zahl der Krankschreibungen wegen psychischer Erkrankungen (258 AU-Tage je 100 Versicherungsjahre) und Muskel-Skelett-Erkrankungen (199 AU-Tagen je 100 Versicherungsjahre), zu denen insbesondere auch Rückenschmerzen zählten. Aus dem TK-Report wird außerdem deutlich, dass die Dauer der Krankschreibungen mit dem Alter der Versicherten zunimmt. Angesichts der demografischen Entwicklung ist deshalb mit einer weiteren Steigerung der Fehlzeiten zu rechnen.
„Die Statistiken zeigen Probleme auf, die sich in absehbarer Zeit nicht ändern werden. Der soziodemografische Wandel und die anhaltend hohe Arbeitsbelastung sind Fakten, auf die wir im Arbeitsumfeld reagieren müssen“, sagt Klaus Schreiber, Präventionsberater der BGW.
Dem kann Uta-Micaela Dürig, die sozialpolitische Vorständin des Paritätischen Wohlfahrtsverbandes Baden-Württemberg, nur zustimmen und ergänzt: „Gerade die Sozialwirtschaft leidet unter diesen Entwicklungen besonders. Personalmangel, Arbeitszeiten und Schichtdienste sind herausfordernd und führen ohne ein betriebliches Gesundheitsmanagement zu einem hohen Krankenstand. Deshalb hat das betriebliche Gesundheitsmanagement in unseren Einrichtungen und Diensten einen hohen Stellenwert. Darüber hinaus ist es inzwischen ein Erfolgsfaktor, um Fachkräfte zu gewinnen und Mitarbeitende zu binden. Zudem trägt es dazu bei, auch langfristig Energie und Motivation für die anspruchsvollen wie bedeutenden Tätigkeiten in der Sozialwirtschaft zu haben. Dies lohnt sich für alle Beteiligten und unsere Gesellschaft.“
Für die beiden Kooperationspartner steht fest, dass betriebliches Gesundheitsmanagement fest implementiert und ausgebaut werden muss – denn ein sinkendes Durchschnittsalter in Baden-Württemberg ist nicht zu erwarten. BGW und Paritätischer Baden-Württemberg betonen, dass sich Prävention und die Investition in die Gesundheit der Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer auf jeden Fall auszahlen.
Seit 2017 besteht die Verbände-Kooperation des Paritätischen Baden-Württemberg mit der BGW zum Betrieblichen Gesundheitsmanagement. In deren Rahmen können Mitgliedsorganisationen des Paritätischen Baden-Württemberg eine Vielzahl von Angeboten und Veranstaltungen für mehr Sicherheit und Gesundheit in den Unternehmen des Gesundheits- und Sozialwesens nutzen.