Projekt SILKYplus gegen Kinder- und Jugendarmut zieht positive Zwischenbilanz

Pressemitteilung - geschrieben am 16.10.2023 - 13:49
Männer und Frauen stehen vor Kinderplakaten

Stuttgart/Pforzheim 16.10.2023 Fast jedes fünfte Kind in Baden-Württemberg ist armutsgefährdet. Um die Folgen von Kinderarmut gezielt zu bekämpfen, fördert das Land Baden-Württemberg mit zusätzlichen Mitteln des Europäischen Sozialfonds Projekte gegen Kinder- und Jugendarmut. Das landesweite Projekt SILKYplus des Paritätischen Wohlfahrtsverbandes Baden-Württemberg sorgt für bessere materielle Bedingungen, Bildung und auch soziale Teilhabe von armutsgefährdeten jungen Menschen zwischen 10 und 25 Jahren. Insgesamt konnten in den gut dreieinhalb Jahren an neun Projektstandorten im Land 400 betroffene Kinder und Jugendliche erreicht werden. Das zeigt die positive Zwischenbilanz des Paritätischen Wohlfahrtsverbandes Baden-Württemberg, die anlässlich des Internationalen Tags für die Beseitigung der Armut (17.10.) und des heutigen Besuchs von Staatssekretärin Dr. Ute Leidig MdL gemeinsam mit dem Social Inclusion Lab von Q-PRINTS&SERVICE in Pforzheim in Kooperation mit dem Präventionsnetzwerk Kinderarmut Pforzheim vorgestellt wurde.

Staatssekretärin Dr. Ute Leidig: „Armut von Kindern und Jugendlichen geht uns alle an, denn Kinder sind unsere Zukunft. Unsere wesentliche Aufgabe ist es, dass Kinder und Jugendliche unabhängig von der sozialen Herkunft gesund aufwachsen, an der Gesellschaft teilhaben und Chancen erhalten. Genau hier setzen unsere Präventionsmaßnahmen an, zu denen auch SILKY und SILKYplus gehören. Sie wirken nachhaltig gegen den Mechanismus, dass Armut Teilhabe verhindert - und sich das über die gesamte Lebensspanne fortsetzt. Wichtig ist dabei, dass wir uns bei den Präventionsmaßnahmen an den Lebenslagen der Kinder und Jugendlichen orientieren und auf materielle, kulturelle, soziale und gesundheitliche Faktoren einwirken, um nachhaltige Chancen zu eröffnen. Starke Kinder chancenreich - das ist die Leitlinie unserer Landespolitik.“

Ralf Nuglisch, Bereichsleitung Arbeit und Qualifizierung beim Paritätischen Wohlfahrtsverband Baden-Württemberg: „Allein in unserem Bundesland sind mehr als 500.000 Kinder und junge Menschen armutsgefährdet. Armut der nachwachsenden Generationen ist in einem reichen Land wie unserem ein Skandal und ein echtes Zukunftsrisiko. Individuelle Ausgrenzung und Gefahren für die Zukunft unserer Gesellschaft werden immer noch nicht ernst genug genommen. Armutsbekämpfung, Armutsprävention und Teilhabe von Betroffenen gehören auf der politischen Agenda ganz nach oben. Deshalb sind Projekte wie SILKYplus eine unerlässliche und wegweisende Zukunftsinvestition für jede*n Einzelne*n genauso wie für uns alle. Diese Ansätze müssen dauerhaft abgesichert werden, genauso wie wir auf Bundesebene endlich eine wirksame, unbürokratische und ausreichende Kindergrundsicherung brauchen, die diesen Namen verdient.“

Sabine Wild, Projektkoordinatorin SILKYplus beim Paritätischen Wohlfahrtsverband Baden-Württemberg: „Armut ist ein strukturelles Problem. Armut ist leise, schambesetzt und macht einsam. Armut kann zum Albtraum werden – für jedes einzelne Kind und jeden Jugendlichen. Ein gutes Leben, die faire Chance auf eine lebenswerte Zukunft und gesellschaftliche Teilhabe darf für Kinder und Jugendliche nicht nur ein Traum sein. Hier setzt das Projekt SILKYplus an – weil jede*r es wert ist. Dabei spielen Vertrauensaufbau, die Betreuungszeit und Berücksichtigung der individuellen Bedürfnisse eine zentrale Rolle, gerade auch im Hinblick auf die zusätzlichen psychischen Belastungen als Folge der Pandemie und damit einhergehender Isolation. Es gilt die soziale Inklusion zu stärken und gemeinsam als Gesellschaft den Weg für eine chancengerechte Zukunft für Kinder und Jugendliche zu ebnen. Bei SILKYplus erreichen wir dies durch niederschwellige und bedarfsgerechte Angebote für Kinder und Jugendliche wie z.B. Einzelberatung, Gruppenangebote, Lerntandems und Mentoring, die Versorgung mit gesundem Mittagessen, Erlernen des Umgangs mit Geld, Vermittlung von finanziellen und weitergehenden Hilfen, aber auch die Skandalisierung und Sichtbarmachung von Kinder- und Jugendarmut.“

Katharina Meyer, Geschäftsführerin Q-PRINTS & SERVICE, Pforzheim: „In Pforzheim ist die Kinderarmutsquote mit 18,3% am zweithöchsten in Baden-Württemberg. Umso wichtiger sind daher Projekte wie SILKYplus. Darin begleiten wir armutsbetroffene Kinder und Jugendliche nicht nur auf ihrem persönlichen Weg durch das Jugendalter, sondern unterstützen sie in ihrer Bildungsbiographie und in der Entwicklung von beruflichen Perspektiven. Dies ist in Hinblick auf eine langfristige Armutsgefährdung auch im Erwachsenenalter von besonderer Bedeutung.“

Sarah Rother und Meike Schlögel Projektmitarbeiterinnen SILKYplus bei Q-PRINTS & SERVICE, Pforzheim: „SILKYplus ist für uns ein besonderes Projekt, weil es Kindern und Jugendlichen die Möglichkeit bietet, auf freiwilliger Basis gemeinsam mit uns als Vertrauenspersonen individuell an ihren Ideen und Wünschen für ihr Leben zu arbeiten und an sich selbst zu glauben. Wir unterstützen sie dabei, positiv und voller Energie in ihre Zukunft gehen zu können, weil jede und jeder Einzelne es wert ist. Es gibt einen hohen Bedarf an Nachhilfe und wir konnten durch verschiedene Kooperationen und Angebote die Teilnehmenden in Nachhilfe vermitteln. Andere wünschen sich Freizeitangebote wahrnehmen zu können. Deshalb stellen wir ihnen Informationen zu kostenlosen Angeboten in der Stadt zur Verfügung und bieten Gruppenveranstaltungen im kulturellen, gesellschaftlichen Bereich an.“

Jasmin Jonietz und Juliane Wagner, Koordinatorinnen Präventionsnetzwerk Kinderarmut Pforzheim: „Die Arbeit an und in einem Präventionsnetzwerk ist nicht statisch - sie ist so dynamisch wie das Leben der Stadtgesellschaft selbst. Gerade die letzten Jahre haben uns gezeigt, wie schnell sich neue Problemlagen erschließen können, sei es durch Pandemie, Krieg oder Energiekrisen. Armutsbetroffene Kinder sind im Besonderen von diesen gesellschaftlichen Umständen betroffen. Bedarfslücken erkennen und gemeinsam neue Angebote schaffen sind deshalb zentrale Aufgaben eines Präventionsnetzwerks. Diese werden dann innerhalb einer Präventionskette eingeordnet.“

Pressekontakte:

Ministerium für Soziales, Gesundheit und Integration Baden-Württemberg, Pressestelle, Tel. 0711/123-3550, pressestelle@sm.bwl.de

Projekt SILKYplus am Standort Pforzheim: Q-PRINTS&SERVICE gGMBH, Nina Kraus, Pressestelle, Tel. 07231/56603579 oder 0157/73602922, E-Mail: kraus@q-printsandservice.de

Präventionsnetzwerk Pforzheim, Jasmin Jonietz und Juliane Wagner, Tel. 07231/39-3813/-3531, E-Mail: Jasmin.Jonietz@pforzheim.de, Juliane.wagner@pforzheim.de

Hintergrundinformationen

Die Zwischenbilanz Projekt „SILKY und SILKYplus“ für den Zeitraum 01.01.2020 – 30.09.2023

Das Projekt SILKY startete im Jahr 2020 und war ursprünglich bis Ende 2022 angelegt. Nach der erfolgreichen ersten Periode wurde die Laufzeit als SILKYplus bis vorläufig Ende 2025 verlängert, denn die Social Inclusion Labs ermöglichten bisher – trotz erschwerter Bedingungen während der Corona-Pandemie - über 400 jungen Menschen im Alter von 10 bis 25 Jahren bessere materielle Bedingungen, Bildung und auch soziale Teilhabe – wichtige Schritte und Chancen auf dem Weg in ein Leben ohne Armut. Darüber hinaus liefern die Social Inclusion Labs wertvolle, praxisbasierte Erkenntnisse, wie Perspektiven auf ein Leben ohne Armut und ein Umgang damit vorangetrieben werden können. Das Projekt wird an den Standorten Schwäbisch Gmünd, Heidelberg, Breisach und Müllheim, Tübingen, Pforzheim, Göppingen, Stuttgart und Leonberg von neun Trägern durchgeführt.

Zahlen, Daten, Fakten

Bis zum 30.09.2023 nahmen 409 Kinder und Jugendliche das Projektangebot von SILKY und nun SILKYplus wahr, davon 52% Mädchen und 48% Jungen, ein Teilnehmender bezeichnet sich als non-binär. In den Klassen 5 – 7 befanden sich 17% der Teilnehmenden, 35% in Klasse 8-10, 32% der Teilnehmenden waren im Alter von 16-18Jahren, zudem nahmen 16% junge Erwachsene bis zum Alter von 25Jahren teil. Fünf Themen im Kontext von Armut wurden besonders fokussiert – Materielle, soziale und kulturelle Armut, sowie Gesundheit/Ernährungsarmut und digitale Teilhabe. In den gut dreieinhalb Jahren konnten mehr als 30 Social Inclusion Labs entwickelt und erprobt werden. Eine Auswahl aus den vielfältigen Ansätzen: 30 Laptops wurden dank einer Spende Kindern und Jugendlichen als Dauerleihgabe zur Verfügung gestellt. 20 Lerntandems sind entstanden. 150 Mittagessen wurden selbst gekocht und genossen. Mehr als 2.000 Broschüren zum Thema Wohnungslosigkeit wurden bisher in 2 Auflagen gedruckt und ausgegeben. Diese waren bereits im August 2022 vergriffen. Aktuell wird die 3. überarbeitete Auflage vorbereitet. 1.000 Plakate zur Skandalisierung von Armut wurden gedruckt und im öffentlichen Raum prominent platziert. Es fanden vier Lesungen von Autor*innen mit Armutsbiografie statt, weitere sind geplant.

Ausführliche Information zu SILKY und SILKYplus sowie den Teilprojekten an einzelnen Standorten unter https://paritaet-bw.de/silkyplus

Das Projekt SILKYplus wird vom Ministerium für Soziales, Gesundheit und Integration aus Mitteln der Europäischen Union im Rahmen des Europäischen Sozialfonds Plus in Baden-Württemberg und aus Landesmitteln gefördert.

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