Kreisverband Calw berichtet zum Internationalen Tag gegen Gewalt an Frauen

Pressemitteilung - geschrieben am 01.12.2020 - 11:54

Frauenhäuser bieten Schutz – auch in Zeiten der Corona-Pandemie
Personal großer Zusatzbelastung ausgesetzt

Calw/Stuttgart 25.11.2020   Laut aktueller Polizeilicher Kriminalstatistik waren im vergangenen Jahr in Baden-Württemberg 10.518 Frauen von Gewalt betroffen. Der PARITÄTISCHE Baden-Württemberg fordert zum Internationalen Tag gegen Gewalt an Frauen (25.11.) in der kommunalen Pandemieplanung den coronabedingten zusätzlichen Personalbedarf und kostenfreie Coronatests in Frauenhäusern zu berücksichtigen.

„Die Corona-Pandemie hat die Situation von Gewalt betroffenen Frauen verschärft. Die Suche nach einem Schutzplatz und die Fluchtplanung sind erheblich erschwert, da die Partner seltener das Haus verlassen. Auch die Sorge, sich in einer Einrichtung mit vielen Menschen mit dem Corona-Virus zu infizieren, hält Frauen davon ab, sich Schutz und Hilfe zu holen“, betont Ursel Wolfgramm, Vorstandsvorsitzende des PARITÄTISCHEN Baden-Württemberg. Nur so ließe sich auch erklären, warum aktuell häusliche Gewalt zunehme, die Nachfrage nach Schutz in einem Frauenhaus aber zurückgehe. „Die Frauenhäuser sind Dank der finanziellen Corona-Soforthilfen des Landes gut gegen die Pandemie gerüstet“, so Wolfgramm. Die räumliche Dichte des Zusammenlebens in den Unterkünften sei durch Anmietung externer Quartiere aufgelockert und umfangreiche Hygienemaßnahmen in Form von Mundschutzmasken, Sichtschutz und Desinfektionsmitteln selbstverständlich. „Im Fall einer Quarantäneanordnung tun die Frauenhäuser alles, um für die Bewohnerinnen Ausweichquartiere zu finden“, so Wolfgramm. Allerdings sei der Personalaufwand durch die Coronabedingungen erheblich gestiegen, die Finanzierung aber noch nicht geregelt“, betont Wolfgramm. Um das Gewaltschutzsystem im Land zu sichern, müsse die Infrastruktur in der kommunalen Pandemieplanung gestärkt werden. Ein ganz praktikabler erster Schritt wäre die kostenfreie Testung im Bedarfsfall von Bewohnerinnen und Mitarbeiterinnen, so die Vorstandsvorsitzende.

„Die derzeitige Situation bedeutet für die Mitarbeiterinnen eine Vielzahl an zusätzlichen Aufgaben. Die Arbeits- und auch psychische Belastung ist extrem hoch. Und die Betreuung der jeweiligen Frau und Kinder im Außenquartier unter Quarantänebedingungen als auch die personellen Ressourcen für telefonische Beratung, müssen wir derzeit aus eigenen finanziellen Mitteln stemmen“, bestätigen Franziska Maybach und Elena Fischer, Mitglieder der Geschäftsleitung im Frauenhaus Calw. „Wer neu einzieht, muss erst einmal zwei Wochen in einer Ferienwohnung verbringen, damit im Falle einer Corona Infektion das Virus nicht ins Frauenhaus getragen wird. Daher können wir nur alle zwei Wochen neue Bewohnerinnen und ihre Kinder aufnehmen“, so Maybach weiter. „Uns ist es dennoch wichtig, dass jeder Hilfesuchenden geholfen wird“, ergänzt Fischer.

Allerdings sei es für Frauen schwieriger Hilfe zu suchen, wenn der Mann aufgrund von Kurzarbeit oft daheim ist und auch die Kontakteinschränkungen haben zur Folge, dass Frauen seltener die Wohnung verlassen. „Daher ist uns umso wichtiger, dass Frauen, die Gewalt erfahren, wissen, unter welcher Telefonnummer sie Hilfe erhalten. Dasselbe gilt natürlich auch für Nachbarn. Auch diese können sich im Frauenhaus melden und sich beraten lassen, wie sie Betroffenen helfen können.

HILFETELEFON: 08000 / 116 016 oder  07051 / 78281

Pressekontakt Frauenhaus Calw, Frauen helfen Frauen e.V.: Franziska Maybach, Elena Fischer, Tel. 07051/78281, E-Mail: info@frauenhaus-calw.de

Frauenhaus Calw
Der Verein „Frauen helfen Frauen e.V.“ Calw ist Träger des Frauenhauses im Landkreis Calw und hat weit über 100 Mitglieder. Der Vorstand besteht aus 5 Frauen, die die Arbeit im Frauenhaus unterstützen. Die Organisation des Frauenhauses obliegt den fünf hauptamtlichen Mitarbeiterinnen. Seit Gründung 1992 sind 1.430 Frauen und 2.333 Kinder untergekommen nachdem sie ihr Zuhause verlassen hatten, weil sie dort unter körperlicher und/oder seelischer Gewalt litten.
Wichtigstes Ziel des Vereins ist der Schutz der von Gewalt betroffenen Frauen und ihrer Kinder sowie deren anonyme Unterbringung. Die Beratung und Begleitung dieser Frauen spielt eine zentrale Rolle. Darüber hinaus beraten die Mitarbeiterinnen auch unabhängig von einem Aufenthalt im Frauenhaus telefonisch und persönlich. Dieses Angebot ist kostenfrei und anonym. Des Weiteren hat es sich der Verein zur Aufgabe gemacht, in der Öffentlichkeit über das Thema häusliche Gewalt zu informieren, sowie Aufklärungs- und Präventionsarbeit zu leisten. Hierfür sind die Kooperation und Vernetzung mit anderen Einrichtungen, Diensten, Ämtern, Berufsgruppen und die Projektarbeit unerlässlich.
www.frauenhaus-calw.de

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