Freiburg i.Br./Stuttgart 08.10.2021 Jedes vierte Kind in Deutschland lebt in einer Familie mit einem psychisch kranken Elternteil. Diese Kinder haben ein erhöhtes Risiko, selbst einmal psychisch zu erkranken. Der PARITÄTISCHE fordert zum Welttag der seelischen Gesundheit und Auftakt der bundesweiten Aktionswoche spezielle Hilfen für Familien mit Angeboten für Eltern und Kinder. Dazu sei eine verbindliche Kooperation von Jugendhilfe, Angeboten der Gemeindepsychiatrie und Familienzentren vor Ort erforderlich, so der Verband.
„Kinder psychisch kranker Eltern sind großen seelischen Belastungen ausgesetzt. Sie leiden unter der familiären Situation und laufen Gefahr, selbst psychische Störungen oder Verhaltensauffälligkeiten zu entwickeln“, sagt Ursel Wolfgramm, Vorstandsvorsitzende des PARITÄTISCHEN Baden-Württemberg. „Diese Familien und ihre Kinder brauchen frühzeitige Hilfen, die dem individuellen Bedarf jedes Einzelnen und der Familiensituation entsprechen.“ Sie müssten niederschwellig sein und Eltern ermutigen, sich professionelle Unterstützung zu suchen. „Psychisch kranke Elternteile haben oft Angst, sich fremde Hilfe zu holen, aus Sorge, dass dann die Familie auseinandergerissen wird. Eine Chance liegt in familienorientierten Angeboten für Eltern und ihre Kinder“, so Wolfgramm. Dazu müssten Jugendhilfe, Gemeindepsychiatrie und Familienzentren vor Ort stärker kooperieren. Das sei die beste Prävention. „Aktuell sind die Hilfen für erkrankte Elternteile und Gruppenangebote für ihre Kinder häufig noch getrennt. Auch sind die Angebote für Kinder psychisch kranker Eltern in ihrer Finanzierung nicht gesichert“, so die Vorstandvorsitzende. Hier sei eine Regelfinanzierung zwingend notwendig.
„Bei der Erkrankung eines Familienmitgliedes sind die nahen Angehörigen immer mitbetroffen. Vor allem für Kinder ist es eine hohe Belastung, die oft bis ins Erwachsenenalter nicht bewältigt worden ist“, ergänzt Bernarda Deufel, Leiterin des Selbsthilfebüros Freiburg/Breisgau-Hochschwarzwald. Selbsthilfegruppen sind hier eine wichtige Anlaufstelle. Sie geben die Möglichkeit, über die in der Kindheit gemachten Erfahrungen mit andere Betroffenen zu sprechen – auch wenn diese schon lange zurück liegen. In der Gruppe finden sie Verständnis und die notwendige Unterstützung“, so Deufel.
„In unserem tanztherapeutischen Angebot können Menschen ganz neue Erfahrungen in ihrer Selbstwirksamkeit und Großzügigkeit sammeln“, sagt Maren Moormann, erste Vorsitzende bei Schwere(s)Los! e.V. in Freiburg i.Br.. „Wir bekommen Rückmeldungen von Teilnehmenden wie diese: „Ich habe da etwas im Herzen gefunden, was ich zu geben hatte. Habe es voller Freude und Staunen angenommen, habe es dann wieder losgelassen. Und dann habe ich hier etwas gefunden und auch da etwas rausgeholt. Und alles, was ich in mir gefunden habe oder plötzlich da war, habe ich alles irgendwann wieder verschenkt. Manches habe ich auch über mich rieseln und regnen lassen.“ Das zeigt, wie wichtig es ist, positive Selbsterfahrungen zu machen und dem Ausdruck zu verleihen“, so Moormann.
„Wir betreuen Menschen mit psychischer Erkrankung ambulant. Besonders unser junges Klientel ist neben den „üblichen“ Entwicklungsanforderungen wie beruflicher Interessensentwicklung, Verselbstständigung, Beziehungsgestaltung mit einschneidenden Erschütterungen, Diagnosen, Klinikaufenthalten und wiederkehrenden Krisen konfrontiert. Wir begleiten hier zugewandt und verlässlich, fachlich fundiert und so individuell, wie unsere Klient*innen eben sind. Unsere Arbeit ist geprägt vom Leitgedanken unserer Organisation: Das einzig Beständige ist der Wandel. Zum Welttag der seelischen Gesundheit laden wir Interessierte ein, sich mit uns zu bewegen und ins Tun zu kommen, nicht mehr und nicht weniger“, sagt Alexandra Hawellas, Geschäftsleitung von Vita Movere.
Weitere Pressekontakte:
Selbsthilfebüros Freiburg/Breisgau-Hochschwarzwald, Bernarda Deufel, Leiterin, Tel. 0761/21687-35, E-Mail: selbsthilfe@paritaet-freiburg.de, https://www.selbsthilfegruppen-freiburg.de
Schwere(s)Los! e.V., Maren Moormann, 1. Vorsitzende, Tel. 0761/507502, E-Mail: verein@schwere-s-los.de, www.schwere-s-los.de
Vita Movere - Soziale Betreuungen, Alexandra Hawellas, Geschäftsleitung, Tel: 0761/4 53 48 24, E-Mail: hawellas@vita-
Aktionen PARITÄTISCHER sozialpsychiatrischer Einrichtungen und Dienste in Freiburg i.Br. wie von VITA MOVERE, FREIBURGER HILFSGEMEINSCHAFT & CLUB 55, SOZIALPSYCHIATRISCHER DIENST – SPDI und SCHWERE(S)LOS! E.V. und mit dem Selbsthilfebüro Freiburg/Breisgau-Hochschwarzwald finden Sie unter https://www.freiburg.de/pb/530411.html