Jahresgespräch mit Sozialdezernenten

Pressemitteilung - geschrieben am 20.04.2023 - 13:05

Soziale Einrichtungen und Träger des Paritätischen im Austausch mit den Sozialdezernenten Katja Kreeb und Frank Fillbrunn

Paritätischer fordert gesamtheitliche Strategie- und Maßnahmenplanung zur Entlastung des sozialen Bereichs

Im jährlichen Turnus begrüßt der Paritätische Kreisvorstand und  Vertreter*innen seiner Mitgliedsorganisationen die Sozialdezernenten Katja Kreeb und Frank Fillbrunn zum Gespräch. Dieses Mal fand das Treffen in den neuen Räumlichkeiten der Lebenshilfe in der Hoheneichstraße 18  in Keltern statt. Beim Rundgang durch das neue Werkstattgebäude erhielten die Teilnehmenden einen Einblick in die Arbeitswelt von Menschen mit Behinderung. „Vor gut einem Jahr wurde nach über zweijähriger Bauphase die Werkstatt in Betrieb genommen. Seither arbeiten 105 Menschen mit Behinderung an diesem Standort“, berichtet Oliver Keppler, Vorstand der Lebenshilfe und Mitglied im Paritätischen Kreisvorstand. „Das Gebäude ist ebenerdig und komplett barrierefrei und mit 6,8 Millionen Euro bewilligten Kosten mit eines der größten Bauprojekte der Lebenshilfe“, ergänzt Keppler.

Überbelastung sozialer Einrichtungen und Träger
„Wir arbeiten seit Jahren im Krisenmodus, personell stoßen wir an Grenzen und durch die steigenden Sach- und Energiepreise sind wir finanziell mehr als überbelastet“, fasst Oliver Keppler die Situation sozialer Einrichtungen und Träger zusammen. Die sozialen Träger werden in der Regel durch Vergütungsvereinbarungen finanziert oder erhalten freiwillig gewährte Finanzierungen. Unabhängig von dem gewährten Finanzierungsmodell sei es insbesondere in diesem Jahr existentiell wichtig, bei der Finanzierung des Sozialbereichs die tarifüblichen Gehaltsanpassungen und eine angemessene Inflationsausgleichprämie zu berücksichtigen, erklärt Keppler und weist darauf hin, „sollte dieses Prozedere bei den freien Trägern in der Soziallandschaft entfallen, wird der Sozialbereich noch stärker von der allgemeinen Gehaltsentwicklung isoliert und der vorliegende Fachkräftemangel nochmals beschleunigt.  Die Folgen wären, das Angebote für Hilfesuchende zukünftig eingestellt, stationäre Einrichtungen beziehungsweise Plätze entfallen, da die Arbeitskräfte sich vom Sozialbereich abwenden oder schlichtweg fehlen. Keppler gibt weiter zu bedenken, das Personal sei oftmals an 365 Tagen vor Ort inklusive der Nachdienste, Sonn- und Feiertage, Home-Office greife im Sozialbereich nicht. Sollte jetzt noch begonnen werden, die tariflichen Steigerungen zu ignorieren beziehungsweise nicht oder nicht in Gänze zu finanzieren, droht der soziale Kollaps, so Keppler weiter.

Forderung nach gesamtheitlicher Strategie
„Neben dem Monitoring der Stadt brauchen wir im sozialen Sektor eine gesamtheitliche Strategie mit einem konkreten Bündel an Maßnahmen und einer konsequenten Umsetzung davon“, fordert Harald Stickel, Mitglied im Kreisvorstand und Geschäftsführer bei Plan B, Träger der Jugend- und Suchtberatungsstelle. Mit einer so verstandenen Sozialplanung hätten die Gremien (Kreistag/Gemeinderat) der Gebietskörperschaften eine bessere Entscheidungsgrundlage. Damit könne die aufgebaute soziale Infrastruktur und die Versorgungssicherheit für Menschen mit Hilfebedarfen aufrecht erhalten und Lücken bedarfsgerecht geschlossen werden, ergänzt Stickel.

Bezahlbarer Wohnraum vermehrt für Menschen aus der Mittelschicht
„Mangelnder Wohnraum macht Menschen vielerorts zu schaffen, insbesondere in Pforzheim. 40% der Bevölkerung gibt 30% für Mieten aus. Es sind nicht nur sozial benachteiligte Personen betroffen, vermehrt benötigen Menschen aus der Mittelschicht geförderten Wohnraum“, gibt Ute Hötzer zu Bedenken. Bezahlbarer Wohnraum, ein immer wieder vielfach diskutiertes Thema, muss aus Sicht von Ute Hötzer „beherzter angegangen werden“. Mit der Gewinnung und Anmietung von privatem Wohnraum, hat die Stadt eine Maßnahme ergriffen, um bezahlbaren Wohnraum zu schaffen. Jedoch reiche diese Anstrengung nicht aus, um die angespannte Lage zu lindern, erklärt Hötzer abschließend.

 

 

 

Wichtige Werkzeuge

Artikel merken