Heribert Prantl spricht beim PARITÄTISCHEN Nordschwarzwald über den Sozialstaat

Pressemitteilung - geschrieben am 30.05.2022 - 08:29

Vor rund 65 Teilnehmer*innen eröffnete die Sprecherin des PARITÄTISCHEN Nordschwarzwald, Ute Hötzer, am Mittwochabend, 04. Mai 2022 im Kulturhaus Osterfeld in Pforzheim die jährliche Regionalverbundveranstaltung mit Star-Redner Prof. Dr. Heribert Prantl. Im Auftakt stellte Hötzer den Regionalverbund mit seinen vielfältigen Mitgliedsorganisastionen vor und erklärte, wie wichtig dem Regionalverbund das Thema Armut in der Region sei. Seit geraumer Zeit beschäftige sich DER PARITÄTISCHE Nordschwarzwald mit der Erstellung eines Armutsberichts, so Hötzer weiter. „Jede siebte Person im Nordschwarzwald ist von Armut betroffen“, lässt Hötzer eine der Kernaussagen des für Mitte Juni lancierten Armutsberichts verlauten. Mit der Einladung von Heribert Prantl verfolge der PARITÄTISCHE Nordschwarzwald das Ziel soziale Themen in den Fokus zu rücken.

„Demokratie und Sozialstaat gehören zusammen. Das heißt: Die Menschen brauchen Ausbildung und Auskommen, sie brauchen eine leidliche gesicherte Existenz, sie müssen frei sein von Angst um ihre eigenen Lebensverhältnisse. Der gute Sozialstaat ist ein Schicksalskorrektor“, beginnt Prantl seinen Vortrag. Der begnadete Redner plädiert für den Sozialstaat, er sei das Herz der Demokratie und erklärt weiter, dass das Gemeinwesen ohne einen sich klug weiterentwickelnden Sozialstaat entzündlich werde und der innere Frieden prekär. Prantl ist der Auffassung, dass ein guter Sozialstaat dafür sorge, dass der Bürger, auch derjenige ohne Arbeit, Bürgerin und Bürger sein kann und will und Demokratie und Sozialstaat zusammen gehören.

Der Streiter für soziale Gerechtigkeit spricht sich für den Sozialstaat, der Ausgrenzung überwindet aus. Prantl meint damit die Inklusion, den Abbau von Barrieren, die Teilhabe, Anerkennung und Wertschätzung aller Menschen, auch von Arbeitslosen, sozial Schwachen, den Alten, Menschen mit Behinderungen, Ausländern, Flüchtlingen und, Einwanderern. „Inklusion heißt: Da sitzt niemand am Katzentisch. Inklusion heißt: Menschen sind keine Objekte, auch nicht Objekte von Fürsorge“, mahnt Prantl.

Vor allem forderte der Redner im Kampf gegen die Kinderarmut ein Kinder-Schicksal-Korrektur-Gesetz. Demokratie bewähre sich in Brennpunkten, so Prantl weiter und die Stärke eines Gemeinwesens messe sich daran, wie gut es mit den Schwachen umgehe. Es geht ihm an diesem Abend auch um die Aufarbeitung der Corona-Pandemie, die gerade die Schwächsten unter uns am stärksten getroffen habe.

Mit der Fragestellung „…in was für einer Gesellschaft wollen wir leben?“, skizzierte Prantl die Vorstellung einer Gesellschaft auf, die Heimat für alle Menschen sein könne. In der Demokratie gehe es schließlich um eine Gesellschaft, die ihre Zukunft miteinander gestalte.

Abschließend appellierte Prantl an die politischen Akteure, „es gibt ein Recht auf Hilfe, dem Schicksal der Gewalt und der Armut und der Diskriminierung zu entkommen. Das ist Menschenrecht. Und diesem Menschenrecht ist jede demokratische Politik verpflichtet.“

 

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Heribert Prantl, geboren 1953, ist einer der bekanntesten Publizisten und Kommentatoren in Deutschland. Er war Richter und Staatsanwalt, bevor er 1988 als politischer Redakteur und Leitartikler zur Süddeutschen Zeitung ging. Er leitete dort 25 Jahre lang das Ressort Innenpolitik, dann baute er die Redaktion Meinung auf. Zehn Jahre lang war er Mitglied der Chefredaktion. Seit März 2019 ist er ständiger Kolumnist und Autor der Süddeutschen Zeitung. Prantl ist Honorarprofessor an der Juristischen Fakultät der Universität Bielefeld und Ehrendoktor der Theologie an der Universität Erlangen. Er wurde unter anderem mit dem Geschwister-Scholl-Preis, dem Kurt-Tucholsky-Preis, dem Erich-Fromm-Preis und dem Brüder-Grimm-Preis ausgezeichnet.

 

 

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