Stuttgart 04.05.2022 Laut statistischem Landesamt (2019) leben in Baden-Württemberg fast eine Millionen Menschen mit Schwerbehinderung. Davon sind rund 400.000 im erwerbsfähigen Alter zwischen 18 und 65 Jahren. Anlässlich des Europäischen Protesttags zur Gleichstellung von Menschen mit Behinderung (5. Mai) fordern der PARITÄTISCHE Baden-Württemberg und Behindertenverbände eine Gleichstellung von Menschen mit Behinderung im Arbeitsleben. Dazu müsse der Zugang zum Arbeitsmarkt uneingeschränkt offen, inklusiv und barrierefrei sein. Assistenz- und Teilhabeleistungen benötigten eine sichere Finanzierung.
„Der Zugang zum allgemeinen Arbeits- und Ausbildungsmarkt ist für Menschen mit Behinderung weiterhin schwer. Bei Bewerbungen stoßen sie wegen ihrer Einschränkungen häufig auf Vorurteile und werden im weiteren Verfahren benachteiligt. Auch ist die Zahl der inklusiven und barrierefreien Ausbildungs- und Arbeitsplätze in Baden-Württemberg viel zu gering“, erklärt Ursel Wolfgramm, Vorstandsvorsitzende des PARITÄTISCHEN Baden-Württemberg. „Wir brauchen einen offenen, inklusiven und barrierefreien Arbeitsmarkt, der Menschen mit Behinderung gleichstellt und ihre individuellen Stärken und Fähigkeiten berücksichtigt. Die Finanzierung für Assistenzbedarf und notwendige Teilhabeleistungen muss gesichert sein“, so Wolfgramm weiter. Das Budget für Arbeit bzw. Ausbildung, ein Zuschuss für Arbeitgeber zur Integration von Werkstattbeschäftigten in den allgemeinen Arbeitsmarkt, werde zu wenig genutzt. „Die Bilanz für Baden-Württemberg sieht traurig aus. Stadt- und Landkreise bewilligen diese Leistung bisher nur in wenigen Einzelfällen“, so die Vorstandsvorsitzende.
„Alle körperlich schwer behinderte Menschen mit einem umfassenden Assistenz- und Teilhabebedarf, die die Arbeit in einer Werkstatt einer anderen Tagesstruktur im Förder- und Betreuungsbereich viel lieber vorziehen würden, müssen hier dauerhaft die notwendigen Leistungen erhalten. Das heißt, die Werkstätten müssen die individuellen Leistungen, die sie für diese Menschen erbringen müssen, auch verhandeln können und finanziert bekommen“, betont Stefan Blank, Geschäftsführer der Krautheimer Werkstätten in Krautheim. Es dürfe nicht sein, dass Beschäftigte einer Werkstatt in eine Fördergruppe wechseln müssten, weil sie die notwendigen Teilhabeleistungen für den Arbeitsbereich nicht bewilligt bekämen. „Die Wahlfreiheit muss hier in jedem der 44 Stadt- und Landkreise - auch jeweils nur wenige Einzelfälle jährlich - gewährleistet sein“, so Blank.
„Wir benötigen mehr alternative, bezahlte Arbeitsmöglichkeiten außerhalb von Werkstätten für Menschen mit Behinderung, mehr barrierefreie Arbeitsplätze und die Finanzierung der notwendigen Assistenz“, bekräftigt Ulla Kenntner, 1. Vorsitzende des Vereins Zentrum selbstbestimmt Leben e.V. in Stuttgart. Sonst blieben Menschen mit höherem Assistenzbedarf trotz erfolgreichem Studium oder Ausbildung von der Arbeitswelt ausgeschlossen.
Gemäß UN-Behindertenrechtskonvention haben Menschen mit Behinderung das Recht auf eine gleichberechtigte und diskriminierungsfreie Arbeit.
Pressekontakte: Zentrum selbstbestimmt Leben e.V., Ulla Kenntner, 1. Vorsitzende, Tel. 0711 / 780 18 58, E-Mail: info@zsl-stuttgart.de, www.zsl-stuttgart.de
Krautheimer Werkstätten für Menschen mit Behinderung, Stefan Blank, Geschäftsführer, Tel. 062 94/42 87-121, E-Mail: s.blank@krautheimer-werkstaetten.de, www.krautheimer-werkstaetten.de