Freiwilligendienste fördern statt kürzen

Pressemitteilung - geschrieben am 19.04.2024 - 10:11

Stuttgart 19.04.2024  Für den Bundeshaushalt 2025 sind für das Freiwillige Soziale Jahr (FSJ) Mittelkürzungen von ca. 30 Prozent und den Bundesfreiwilligendienst (BFD) von mindestens 25 Prozent geplant. In Baden-Württemberg würde sich damit die Zahl der BFD-Plätze von ca. 3.800 auf 2.850 und von 12.000 FSJ-Plätzen auf ca. 8.400 verringern. Beim Paritätischen Landesverband würden von ca. 1.000 BFD-Plätzen nur noch 750 und von 2.000 FSJ-Plätzen etwa 1.400 verbleiben. Anlässlich des Tags der Anerkennung von Freiwilligen (20.04.) warnt der Paritätische Wohlfahrtsverband Baden-Württemberg davor, die Freiwilligendienste kaputt zu sparen. Der Bund müsse jetzt die angekündigten Kürzungen zurücknehmen. Ansonsten bestehe die Gefahr, dass Einsatzstellen aus Sorge um die Finanzierung und Kontingente bereits beim Jahrgang 2024/2025 Plätze nicht belegen.

„Die Bewerbungsverfahren für das FSJ und BFD ab Herbst für das Kursjahr 2024/2025 sind in vollem Gange. Und das Interesse an einem Freiwilligendienst ist gerade bei jungen Menschen weiterhin groß. Deshalb brauchen die Einsatzstellen und Träger der Freiwilligendienste jetzt Planungssicherheit, dass die vorhandenen Plätze auch refinanziert sind. Ansonsten droht ein Abbau von Plätzen, vor allem bei kleineren Organisationen, die sich die Kosten für eine*n Freiwillige*n nicht mehr leisten können“, sagt Uta-Micaela Dürig, Vorständin Sozialpolitik des Paritätischen Wohlfahrtsbandes Baden-Württemberg. Kürzungen und Platzabbau bei den Freiwilligendiensten würden vielen jungen Menschen ein wertvolles Orientierungs- und Bildungsjahr vorenthalten. Es entginge ihnen die Chance, sich auszuprobieren, Verantwortungsbewusstsein zu lernen, neue Kompetenzen zu erwerben und praktische Erfahrungen zu machen. „Auch für den sozialen Bereich sind die Freiwilligendienste von unschätzbarem Wert. Sie ermöglichen zusätzliche Angebote, für die dem ohnehin überlasteten Personal oftmals die Zeit fehlt. Das sind Spaziergänge, gemeinsames Kochen, Einkaufen, Gestalten von Musik- oder Spieleabenden bis hin zu Tanzgruppen. Wenn das wegfällt, haben am Ende die Klient*innen das Nachsehen. Und das kann auch politisch nicht gewollt sein. Investitionen in Soziale Arbeit sind Investitionen in die Zukunft unserer Gesellschaft!“, so Dürig. Zudem könnten sich Studien zufolge 70 Prozent der Freiwilligen nach ihrem Dienst vorstellen, in der Sozialen Arbeit oder im Gesundheitswesen zu arbeiten.

Deshalb sollte in Freiwilligendienste investiert werden, statt die ohnehin nicht gerade üppigen Fördermittel kürzen zu wollen, erklärt Corinna Mühlhausen, Leitung der Freiwilligendienste beim Wohlfahrtswerk für Baden-Württemberg und eine der Vorsitzenden des Landesarbeitskreises FSJ in Baden-Württemberg und bezeichnet die aktuelle Situation als paradox. Wichtig wäre ein Rechtsanspruch auf öffentliche Förderung für jeden in Deutschland besetzten Freiwilligendienstplatz. Dann könnte sich die Anzahl der derzeitigen Freiwilligen mindestens verdoppeln und die sozialen Einrichtungen entlasten. „Zudem müssen die Freiwilligendienste attraktiver gestaltet werden, z.B. durch einen besseren Zugang zum Wohngeld und ein Bafög für Freiwillige, die kostenlose Nutzung des Nah- und Fernverkehrs, eine höhere Wertschätzung sowie die Anrechnung des Engagements auf Ausbildung und Studium“, so Mühlhausen.

Anna Voss, Leitung Referat Freiwilligendienste, Landesverband Baden-Württemberg der Lebenshilfe für Menschen mit Behinderung e.V., Stuttgart und Mitglied im Sprechendenrat des Landesarbeitskreises FSJ in Baden-Württemberg mit den Schwerpunktthemen Inklusion und Vielfalt ergänzt: „Eine Inklusion von Menschen mit Unterstützungsbedarfen, Beeinträchtigungen und benachteiligte junge Menschen in den Freiwilligendienst wird fast unmöglich, wenn es zu den befürchteten Kürzungen kommt. Zudem fördern FSJ und BFD das spätere ehrenamtliche Engagement in Vereinen. Fällt der Freiwilligendienst weg, wird es später auch weniger Ehrenamtliche geben.“

Pressekontakte:

Landesverband Baden-Württemberg der Lebenshilfe für Menschen mit Behinderung e.V., Anna Voss, Leitung Referat Freiwilligendienste beim Tel. 0711-2558924, E-Mail: anna.voss@lebenshilfe-bw.dewww.lebenshilfe-bw.de

Wohlfahrtswerk für Baden-Württemberg, Corinna Mühlhausen, Gesamtleitung FSJ/BFD beim, E-Mail: corinna.muehlhausen@wohlfahrtswerk.de, https://www.wohlfahrtswerk.de/fsj-bfd/

Der Paritätische Wohlfahrtsverband Baden-Württemberg - gegründet 1948 - ist einer der sechs anerkannten Spitzenverbände der freien Wohlfahrtspflege. Er ist konfessionell, weltanschaulich und parteipolitisch unabhängig. Er steht für Solidarität, soziale Gerechtigkeit und Teilhabe und wendet sich gegen jegliche Form sozialer Ausgrenzung. In den kommenden Jahren wird sich der Paritätische Baden-Württemberg verstärkt drei Strategiefeldern widmen: - Zusammenhalt in einer vielfältigen, inklusiven und demokratischen Gesellschaft - zukunftsfähige Lebensräume - Soziale Innovationen. Ihm sind in Baden-Württemberg über 900 selbständige Mitgliedsorganisationen mit insgesamt rund 2000 sozialen Diensten und Einrichtungen angeschlossen sowie rund 50.000 freiwillig Engagierte und 80.000 Hauptamtliche. Weitere Infos unter www.paritaet-bw.de

 

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