Stuttgart/Hamburg, 27.04.2022 Laut BKK Gesundheitsreport 2021 des Dachverbands der Betriebskrankenkassen ist der Krankenstand trotz Pandemie im Jahr 2020 insgesamt leicht gesunken. Im Schnitt war jeder Arbeitnehmer in Deutschland 18,2 Tage krankgeschrieben. Für die Berufsgenossenschaft für Gesundheitsdienst und Wohlfahrtspflege (BGW) und den PARITÄTISCHEN Baden-Württemberg ist das kein Grund für Entwarnung, denn die Zahlen gelten nicht für alle Branchen. So liege die Zahl der Krankentage im Gesundheits- und Sozialwesen mit 21,2 Tagen deutlich über dem Bundesdurchschnitt. Es bedarf deshalb mehr Anstrengungen im Bereich Sicherheit und Gesundheit am Arbeitsplatz.
Vor allem die Branche des Gesundheits- und Sozialwesen sei in der Pandemie stark unter Druck geraten und hohen Risiken ausgesetzt gewesen, heißt es bei der Berufsgenossenschaft. Die Beschäftigten in unserer Branche, die sich bis an die Grenze des Möglichen vor Ort für ihre Klient*innen einsetzen. Die latente Angst und ständige Sorge vor Ansteckung und Quarantäne stellte eine große zusätzliche psychische Belastung für die Mitarbeitenden dar, so die Aussage des PARITÄTISCHEN Baden-Württemberg. Zahlen der internationalen Arbeiterorganisation (ILO) scheinen den Eindruck zu bestätigen. Nach Angaben des ILO berichtet jeder fünfte Beschäftigte im Gesundheitswesen weltweit über Depressionen und Angstsymptome.
"Die letzten zwei Jahre haben deutlich gezeigt, wie wichtig ein starkes, belastbares Umfeld für Sicherheit und Gesundheitsschutz am Arbeitsplatz ist“, sagt Klaus Schreiber, Präventionsberater Verbändekooperationen (Region Süd) von der BGW. Dabei gehe es vor allem um Prävention, institutionelle und regulatorische Rahmenbedingungen. „Die Anforderungen an die Mitarbeitenden in der Sozialwirtschaft nehmen ständig zu. Hinzukommt der Wandel in der Arbeitswelt mit einer ständig wachsenden Arbeitsverdichtung und Digitalisierung. Schneller, höher, weiter“, sagt Ursel Wolfgramm, Vorstandsvorsitzende des PARITÄTISCHEN Baden-Württemberg. Deshalb sei Gesundheit am Arbeitsplatz wichtiger denn je und gewinne auch bei der Personalgewinnung und Mitarbeiterbindung zunehmend an Bedeutung.
Seit 2017 besteht eine enge Kooperation des PARITÄTISCHEN Landesverbandes mit der BGW zum Betrieblichen Gesundheitsmanagement. Im Rahmen der Kooperation können Mitgliedsorganisationen des PARITÄTISCHEN Baden-Württemberg eine Vielzahl von Angeboten und Veranstaltungen für mehr Sicherheit und Gesundheit in den Unternehmen des Gesundheits- und Sozialwesen nutzen. Für beide Organisationen liegt in der Förderung der Sicherheit und Gesundheit der Beschäftigten ein wesentlicher Schlüssel für das Thema Fachkräftesicherung und Personalgewinnung. Auf eine einfache Formel gebracht bedeute das: „Wer sicher und gesund arbeiten kann, der ist lieber und bleibt länger im Beruf.“
Pressekontakt: Berufsgenossenschaft für Gesundheitsdienst und Wohlfahrtspflege (BGW): Torsten Beckel und Mareike Berger, Kommunikation, 040/202072714, E-Mail: presse@bgw-online.de, www.bgw-online.de
Zum Hintergrund: Am 28. April findet der Aktionstag für Sicherheit und Gesundheit am Arbeitsplatz statt. Dieser wurde 1984 von der internationalen Arbeiterorganisation (engl. International Labour Organisation ILO) ins Leben gerufen. Die Internationale Arbeitsorganisation ist eine Sonderorganisation der UN und zuständig für die Formulierung und Durchsetzung internationaler Arbeits- und Sozialstandards. Schätzungen besagen, dass weltweit jährlich über 2 Mio. Menschen aufgrund von gesundheitsgefährdenden Arbeitsbedingungen den Tod finden. Insbesondere in Schwellenländern kommt es sehr häufig kommt zu Unfällen mit hochgiftigen Chemikalien. Die daraus resultierenden Verletzungen, die Gesundheitsbeschwerden und die daraus folgenden Kosten für die Behandlung von chronischen Erkrankungen sind oft schwerwiegend. Deshalb hat es sich die ILO zur Aufgabe gemacht, für mehr soziale Gerechtigkeit und die Schaffung und Einhaltung von Menschen- sowie Arbeitsrechten einzutreten. Neben Aktionen auf nationaler Ebene wird der 28. April aber auch dazu genutzt, mit Kampagnen auf die untragbaren Zustände aufmerksam zu machen. Aber auch für die Arbeitsplatzsituation in den Industrieländern selbst ist das Thema von Bedeutung. Die Anpassungen von Sicherheitsrichtlinien, die Verbesserung von unternehmensinternen Kommunikationsstrukturen und die Schaffung eines angenehmen Arbeitsklimas sind hier erklärte Ziele.