Stuttgart 10.10.2024 Laut Deutscher Rentenversicherung sind 2022 knapp 164.000 Menschen wegen verminderter Erwerbsfähigkeit aufgrund von Krankheit oder Behinderung in Rente gegangen, davon 64.600 (39,4 Prozent) wegen einer psychischen Erkrankung. Der Paritätische Wohlfahrtsverband Baden-Württemberg fordert anlässlich des Welttags der Seelischen Gesundheit (10.10.2024) angepasste Arbeitsbedingungen und schnell greifende berufliche Rehabilitationsmaßnahmen für psychisch erkrankte Mitarbeitende zum Erhalt des Arbeitsplatzes. Gleichzeitig sollten diejenigen, die aufgrund einer psychischen Erkrankung nicht mehr voll erwerbsfähig sind, die Möglichkeit haben, weiterhin einer Arbeit nachzugehen. Dazu brauche es in Baden-Württemberg flächendeckend sogenannte Zuverdienstangebote, die insbesondere Menschen mit psychischen Erkrankungen einen niederschwelligen Zugang zu Arbeit und Beschäftigung ermöglichten, so der Verband.
"Für psychisch erkrankte Menschen ist es besonders wichtig, dass sie ihren Arbeitsplatz nicht verlieren. Die Erwerbstätigkeit gibt ihnen Halt, Stabilität und Struktur, was sich positiv auf ihre psychische Gesundheit auswirkt. Deshalb ist es wichtig, dass Arbeitgeber*innen bei Mitarbeitenden, deren Leistungsvermögen aufgrund einer psychischen Erkrankungen längerfristig eingeschränkt ist, die Arbeitsanforderungen anpassen, damit die erkrankte Person weiter gut arbeiten kann“, sagt Ulf Hartmann, Vorstand des Paritätischen Wohlfahrtsverbandes Baden-Württemberg. Das bedeute konkret, steigenden Arbeitsdruck und Arbeitsverdichtung, fehlende Pausen und belastende Arbeitsbedingungen wie Schichtdienst oder ständige Verfügbarkeit in den Blick zu nehmen und möglichst abzumildern. Auch seien verstärkte Anstrengungen zum Erhalt der psychischen Gesundheit durch Betriebliches Gesundheitsmanagement sowie die rasche Einleitung von medizinischen und beruflichen Rehabilitationsmaßnahmen bei ersten Anzeichen einer psychischen Überforderung erforderlich, so der Vorstand weiter. „Erwerbsminderungsrentner*innen mit psychischen Erkrankungen brauchen hingegen einen bunten Strauß an Angeboten beziehungsweise maßgeschneiderten Angeboten, damit alle, die wollen, zumindest geringfügig am Arbeitsleben weiter teilhaben können. Besonders niederschwellig sind sogenannte Zuverdienstangebote, die speziell psychisch erkrankten Menschen eine Beschäftigungsmöglichkeit mit individuell angepassten Arbeitszeiten und Leistungsanforderungen bieten. Diese müssen dringend flächendeckend ausgebaut werden“, so Hartmann.
Hintergrundinformationen:
Welttag der Seelischen Gesundheit
Der Welttag der seelischen Gesundheit wird von der World Federation for Mental Health (WFMH) und der Welzgesundheitsorganisation (WHO) ausgerufen. Er soll auf die psychische Gesundheit von Menschen aufmerksam machen, Informationen über psychische Krankheiten zugänglich machen und die Solidarität mit psychisch Kranken und ihren Angehörigen ausdrücken. Der Welttag wird jährlich am 10. Oktober begangen.
Der Paritätische Baden-Württemberg
Der Paritätische Wohlfahrtsverband Baden-Württemberg ist einer der sechs anerkannten Spitzenverbände der freien Wohlfahrtspflege. Er ist weder konfessionell, weltanschaulich noch parteipolitisch gebunden. Der Verband steht für Solidarität, soziale Gerechtigkeit und Teilhabe und wendet sich gegen jegliche Form sozialer Ausgrenzung. Ihm sind in Baden-Württemberg über 930 selbständige Mitgliedsorganisationen mit insgesamt rund 2.000 sozialen Diensten und Einrichtungen angeschlossen sowie rund 50.000 freiwillig Engagierte und 80.000 Hauptamtliche. Weitere Infos unter www.paritaet-bw.de