Armut in Baden-Württemberg bei 11,9 Prozent Der PARITÄTISCHE Baden-Württemberg fordert vom Land sich weiterhin gegen Kinderarmut stark zu machen

Pressemitteilung - geschrieben am 12.12.2019 - 14:23

Stuttgart 12.12.2019     Im heute veröffentlichten Armutsbericht 2019 des Paritätischen Wohlfahrtsverbandes weist Baden-Württemberg eine Armutsquote von 11,9 Prozent auf. Damit ist die Armut in Baden-Württemberg von 2017 bis 2018 um 0,2 Prozent leicht zurückgegangen. Dennoch ist die Armutsquote in unserem Bundesland im Zehnjahresvergleich, also seit 2008, um 16,7 Prozent gestiegen - bei gleichzeitig deutlich besserer wirtschaftlicher Entwicklung und während die Zahl der Arbeitslosen und Hartz-IV-Empfänger zurückging. Besonders besorgniserregend ist nach wie vor die Armutsquote bei den unter 18-Jährigen: Zwar ist sie um 0,1 Prozent leicht gesunken und liegt noch immer unter dem Bundesdurchschnitt, dennoch sind auch hier noch immer 14,6 Prozent der unter 18-Jährigen von Armut betroffen.

„Dies ist im wahrsten Sinne des Wortes ein Armutszeugnis für ein reiches Bundesland wie Baden-Württemberg“, betont Ursel Wolfgramm, Vorstandsvorsitzende des PARITÄTISCHEN Baden-Württemberg. „Wir begrüßen es daher sehr, dass Sozialminister Manne Lucha das kommende Jahr als Aktionsjahr gegen Kinderarmut ausgerufen hat“, so Wolfgramm weiter. „Chancengerechtigkeit und Bildungserfolg hängen leider immer noch eng mit der finanziellen Situation von Familien zusammen. Deshalb muss das bürokratische Nebeneinander von Transferleistungen, die auch noch gegen andere Sozialleistungen in Abzug gebracht werden, ein Ende haben. Was wir brauchen, ist eine Kindergrundsicherungsleistung, in der alle anderen Sozialleistungen wie Kindergeld, Kinderzuschlag, Bildungs- und Teilhabepaket sowie Kinderfreibetrag zusammenfließen“, ergänzt die Vorstandsvorsitzende. „Wir gehen daher davon aus, dass sich die baden-württembergische Landesregierung auch auf Bundesebene für das Thema Kinderarmut stark macht und auf Landesebene auch über das Aktionsjahr hinaus gegen Kinderarmut kämpft, denn: Wir dürfen kein Kind zurücklassen.“

Hintergrundinformation:

Paritätischer Armutsbericht 2019

Der Verband untersucht in der vorliegenden Studie die Armutsentwicklung auf Länder- und Regionalebene. In 35 von 95 Regionen ist die Armut laut Bericht zwischen 2008 und 2018 gesunken, darunter überwiegend ostdeutsche Regionen. In gut einem Viertel aller Regionen ist die Armut im gleichen Zeitraum um mehr als 20 Prozent gestiegen. Insbesondere das Ruhrgebiet bleibe mit einer Armutsquote von 21,1 Prozent bei 5,8 Millionen Einwohner*innen Problemregion Nummer 1. Der Paritätische identifiziert darüber hinaus eine Reihe neuer Problemregionen („Die Abgestiegenen“), die, von guter Ausgangslage in 2008 gestartet, inzwischen ebenfalls Armutsquoten aufweisen, die über dem Bundesdurchschnitt liegen. Besonders schlecht stellt sich die Entwicklung in Hessen dar: Gehörte das Bundesland vor  zehn Jahren noch zum wohlhabenden Süden, ist die Armut in Hessen seitdem um 24 Prozent gestiegen und damit so stark wie in keinem anderen Bundesland. Der Paritätische weist schließlich auf die besondere Dynamik bei der Entwicklung von Altersarmut und der Armut Erwerbstätiger hin: Die Armut von Rentner*innen ist in den letzten zehn Jahren um 33 Prozent und damit so stark wie bei keiner anderen Gruppe angestiegen. Von den erwachsenen Armen seien 29 Prozent in Rente und 32 Prozent erwerbstätig. Jedes fünfte Kind lebt in Armut.

Den Armutsbericht 2019, weitere Infos und eine detaillierte Suchfunktion nach Postleitzahlen finden Sie unter: www.der-paritaetische.de/armutsbericht

 

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