Der Paritätische Regionalverbund Südbaden und das Selbsthilfebüro Freiburg/Breisgau-Hochschwarzwald starten im Rahmen der Inklusionswoche um den Europäischen Protesttag zur Gleichstellung von Menschen mit Behinderung am 5. Mai 2021 eine Kampagne. In einer Foto-Serie unter dem Motto „Inklusion ist für mich…“ sind bereits über 70 Menschen aus dem paritätischen Umfeld zu Wort gekommen, die erklären, was Inklusion für sie bedeutet.
Zum 5. Mai 2022 wurde aus der Social Media-Kampagne aufgrund der großen Nachfrage eine Bilderausstellung kreiert. Die Vorstände des KV Freiburg/Breisgau-Hochschwarzwald suchten zusammen passende Beiträge aus, die teilweise in einer Viererzusammenstellung, teilweise als alleiniges Bild gedruckt wurden. 20 Exponate sind vorhanden.
Die Ausstellungseröffnung in der Freiburger Stadtbibliothek am 30. Mai 2022 lockte 50 Gäste an, anschließend hingen die Exponate einen Monat lang. Weitere Veröffentlichungsorte waren bisher:
- Das Freiburger Rathaus (zum 3. Dezember 2022)
- Das Jugendbildungswerk
- Der Ring der Körperbehinderten
- ASB Heilbronn
- Aktionstag Inklusion der Stadt Freiburg am 6. Mai 2023, Platz der alten Synagoge
- Das Freiburger Zentrum für Engagement
- Der Veranstanstaltungsraum in der Regionalgeschäftsstelle Südbaden
- VHS Rottweil
Weitere Anfragen auch aus anderen Orten Deutschlands laufen.
Bei Interesse melden Sie sich gerne bei Iris Heindl (0761-12023-100, heindl@paritaet-freiburg.de).
Weiterhin gilt: Jetzt mitmachen!
Jeder, der für sich selbst oder andere mehr Inklusion wünscht oder einfach seine Gedanken mit uns teilen möchte, auf Instagram mitmachen und sein persönliches Foto mit Statement einstellen unter dem Hashtag #InklusionIstFürMich.
Die UN-Behindertenrechtskonvention erklärt Inklusion zum Menschenrecht. Es geht dabei um die selbstverständliche Teilhabe aller Menschen in der Gesellschaft. „Viele sind bereits auf dem Weg in ein inklusiveres Leben. Aber es gibt auch noch viel zu bewegen – vor allem in den Köpfen von uns Menschen“, betont Annika Beutel, Leiterin des Regionalverbunds Südbaden. "Und genau das ist das Ziel unserer Foto-Mitmach-Aktion. Wir wollen denen das Wort geben, über die ansonsten oft gesprochen wird, die jedoch selbst nur selten zu Wort kommen. Allerdings freuen wir uns im nächsten Schritt über noch viele weitere Menschen, die ihre Gedanken und Wünsche mit uns teilen wollen und bei unserer Inklusionskampagne mitmachen“, so Beutel weiter.
Norbert Köthnig, Vorstandsvorsitzender im Kreisverband Emmendingen des Paritätischen und Geschäftsführer der Lebenshilfe Breisgau gGmbH, spricht derweil von einer Rückwärtsbewegung der Inklusion während der Pandemie und betont die besonderen Herausforderungen der Menschen mit Behinderung: „Der Alltag der Menschen wurde mehrfach komplett verändert, was die psychischen Belastungen erhöht. Denn die Pandemie wird nicht von allen Personen in allen Konsequenzen gleich gut verstanden.“
Norbert Weiß, Vorstandsmitglied im Kreisverband Freiburg des Paritätischen und Geschäftsführer Ring der Körperbehinderten Freiburg, ergänzt: „Durch die Corona-Schutzmaßnahmen ergaben sich für Menschen mit Behinderung nochmals zusätzliche Hürden. Denn deren Situation wurde in politischen Erlassen auf allen Ebenen bestenfalls miterwähnt aber nicht ausreichend mitbedacht. Und so machen die Erfahrungen der letzten Monate schlaglichtartig deutlich, dass der Weg hin zur Inklusion leider noch auf keinem sehr gefestigten Grund verläuft.“
„Unser Begriff von Inklusion ist ein weit gefasster“, sagt Bernarda Deufel, Leitung Selbsthilfebüro Freiburg/Breisgau-Hochschwarzwald und verweist auf Menschen mit chronischen Erkrankungen, psychischen Beeinträchtigungen, alte Menschen, Migranten und all jene, die möglicherweise das Gefühl haben, sich nicht uneingeschränkt frei bewegen und entfalten zu können.
Die Aussagen der Menschen mit und ohne Behinderung auf den Fotos zeigen deutlich, wie unterschiedlich Menschen Teilhabe erleben und sich Inklusion wünschen:
„Inklusion ist für mich Zusammensein - wenn es egal ist wieviel Gepäck man mitnehmen muss - der Weg darf holprig sein und lang: Die Sonnenstunden schmecken gemeinsam am besten“, sagt Annas Familie. Anna besucht die Grundstufe der Freiburger Janusz-Korczak-Schule und ist ebenso wie Schulkollegin Jennifer auf offene Augen, offene Ohren und offene Herzen der Mitmenschen angewiesen. Denn sie können nicht sprechen, nicht gehen und ihre Hände nicht gezielt einsetzen. „Was ich brauche, sind Menschen, die meine besondere Situation verstehen, die fühlen, was ich brauche und möchte, die mir einen Raum im Leben geben, in dem ich mich entfalten kann“, sagt Jennifers Vater über seine Tochter.
Die Rollstuhl fahrende Mutter Anna sagt: „Inklusion ist für mich, wenn die Leute nicht mehr total überrascht sind, wenn sie von meiner Familie hören“ – und wirft ihrem Sohn, dessen Buggy vorne auf dem Rollstuhl angebracht ist einen liebevollen Blick zu. Sabali aus der Schulkindbetreuung des Jugendhilfswerks wünscht sich, dass alle miteinander spielen können und jeder so sein darf wie er ist. Stefan schreibt, dass er unter Inklusion versteht, wenn er selbstverständlich mit seinem gleichgeschlechtlichen Partner händchenhaltend durch die Innenstadt laufen kann. Gerda, Bewohnerin einer Seniorenresidenz, schreibt: „Inklusion ist für mich wenn ich ohne Stufen und zu schnell schließende Bustüren heil an mein Ziel komme“ und Susanne wünscht sich, dass sie mit anderen Menschen ohne Scham- und Schuldgefühle über ihre psychische Erkrankung sprechen kann.
Alle Beiträge finden Sie auch unter dem Hashtag #InklusionIstFürMich