Pädagogische Arbeit mit geflüchteten Mädchen*
Der Zugang zu den Mädchen* und jungen Frauen* gelang durch niedrigschwellige Angebote in einem geschützten, geschlechterhomogenen Raum sowie durch den geduldigen Beziehungs- und Vertrauensaufbau der Fachkräfte. Wurde die Arbeit unter Pandemiebedingungen zunächst als Erschwernis wahrgenommen, zeigte sich darin bald eine Chance: die Kontakte im Einzelsetting bzw. in Kleingruppen ermöglichten rasch einen Zutritt zur Lebenswelt der Jugendlichen. Die Themen, die dabei besprechbar wurden, sind so vielfältig wie die Mädchen* und jungen Frauen* selbst. Und doch lassen sich Tendenzen ablesen, die von Bedeutung für die Weiterentwicklung der pädagogischen Arbeit sind: zum einen sind diese jungen Menschen großen Belastungen und Anforderungen ausgesetzt, zum anderen sind Hilfestrukturen oder Anlaufstellen für sie kaum zugänglich. Häufig versuchen sie herausfordernde einen großen Mehrwert für die Weiterentwicklung von Konzepten, Beziehungsgestaltung und Angebotsstrukturen.
Expertinnen ihrer Lebenswelt
Der Einblick in die Lebenswelt dieser Mädchen* und jungen Frauen* zeigt, welche unwahrscheinlichen Ressourcen und Stärken jede einzelne von ihnen mitbringt. Sie sind die Expertinnen ihrer Lebenswelt und müssen auch als solche wahr- und ernstgenommen werden. Daher sollten pädagogische Angebote partizipativ sein und sich an ihren Bedürfnissen orientieren. Hier liegt ein wichtiger Schlüssel, denn allzu oft stehen Defizite statt Stärken im Vordergrund. Für die Jugendarbeit bedeutet der Zugang zu diesen Lebensrealitäten
Barrieren und Hürden überwinden
Gleichzeitig wird aber auch deutlich, dass viele Barrieren und Hürden, die den jungen Menschen den Weg versperren, durch pädagogische Unterstützung und Begleitung allein nicht ausgeräumt werden können. Hier gilt es genau hinzu- schauen, gemeinsam Handlungsspielräume auszuloten und vor allem: die eigene Position als Pädagog*in dafür zu nutzen, diese Hürden zum Thema zu machen und offen darüber zu sprechen, dass diese Strukturen Chancen verbauen und nicht selbstverschuldet sind. Für die Mädchen* und jungen Frauen* liegt darin die Chance auf Selbstermächtigung, ihrer eigenen Stärke zu vertrauen und gleichzeitig verlässliche Unterstützung auf Augenhöhe zu finden.
Der Mädchen*treff e.V. Tübingen ist ein gemeinnütziger Verein und anerkannter Träger außerschulischer Jugendbildung. Konzeptionell richten sich die Angebote insbesondere an Mädchen* und junge Frauen*, deren Teilhabemöglichkeiten an der Gesellschaft eingeschränkt sind.
Das Projekt "Mädchen*Räume" wird 2020/21 im Rahmen des Landesprojektes "Förderung der Erreichbarkeit geflüchteter Mädchen* und junger Frauen*" vom Mädchen*treff Tübingen durchgeführt. Das Projekt wird vom Paritätischen Baden-Württemberg koordiniert und im Rahmen des Masterplans Jugend vom Ministerium für Soziales und Integration Baden-Württemberg gefördert.
Lena Hezel
Mitarbeiterin Mädchen*-Informations- und Beratungszentrum Mädchen*treff e.V. Tübingen
Informations- und Beratungszentrum Mädchen*treff e.V. Tübingen
Artikel aus PARITÄTinform 3/2021