Vera Sompon ist Geschäftsleiterin von Sompon Socialservice e.V. Als langjährige Mitstreiterin in paritätischen Strukturen ist sie nicht nur im Vorstand des Kreisverbandes Esslingen aktiv. Seit 2018 ist sie Sprecherin im Forum der Migrant*innen (FdM), ein Zusammenschluss von Migrant*innenorganisationen im PARITÄTISCHEN auf Bundesebene. Meral Sağdıç hat Vera Sompon nach dem Nutzen migrantischer Netzwerke und ihrer persönlichen Motivation gefragt.
Warum engagieren Sie sich auf verschiedenen Ebenen des PARITÄTISCHEN? Was sind die Vorteile für Ihre Organisation?
Vera Sompon: Kennen Sie die Ameise? Am Beispiel der Ameise kann ich Ihnen am besten verständlich machen, warum die Vernetzung wichtig ist. Die Ameise ist eines der kleinsten Wesen dieser Erde, aber sehr gesellig und fleißig. Sie haben es verstanden, dass sie, wenn sie einzeln arbeiten, leicht vernichtet werden können. Deshalb sind sie in ein starkes Netzwerksystem eingebunden. Beobachten Sie die Ameisen, sie arbeiten immer in Gruppen. Sompon Socialservice ist in einem ähnlichen System. Wenn sie ihre Ziele erreichen möchte, muss sie in ein Netzwerk eingebunden sein.
Welche Bedeutung hat das FdM für seine Mitglieder*innen? Was kann es auf gesellschaftspolitischer Ebene leisten?
Im FdM unterstützen wir uns gegenseitig mit unserem Wissen und Erfahrungen. Wir vertreten die Interessen von migrantischen Organisationen auf verschiedenen politischen Plattformen, um ihre Arbeitsgrundlagen zu verbessern. Vor allem fordern wir aber, dass Strukturen mit dem Blick der „Awareness gegen Rassismus“ betrachtet und überprüft werden. Wenn der PARITÄTISCHE strukturellen Rassismus ernst nimmt, werden die Mitglieder*innen des Forums auf jeden Fall davon profitieren. Endlich werden sie die Anerkennung und die Akzeptanz bekommen, die ihnen zusteht.
Welche Wirkung hat ihr Engagement innerhalb des PARITÄTISCHEN?
Als ich 2018 als Sprecherin des FdM gewählt wurde, hielt ich eine leidenschaftliche Rede zum Thema Rassismus. Das Ergebnis ist, dass wir heute mit dem Begriff Rassismus viel bewusster umgehen, auch wenn es im PARITÄTISCHEN diesbezüglich noch viel zu tun gibt. Die Sonder- AK Rassismus ist ein starkes Zeichen dafür, das Vorhandensein von strukturellem Rassismus anzuerkennen und darüber zu sprechen. Es ist nicht einfach ein Gespräch über Rassismus zu führen, auch innerhalb des PARITÄTISCHEN nicht. Aber ich sehe meine Aufgabe darin, das Thema zugänglich zu machen: Ohne Schuldzuweisungen, ohne Scham und Fingerzeig. Im Gegenteil: Ich möchte zu einem historischen und psychologischen Gespräch über Rassismus einladen, in dem es darum geht, unsere Wunden zu erkennen, unsere Zerbrechlichkeit zu akzeptieren und über „weiße“ Privilegien nachzudenken. Ziel ist es, geschützte Räume für Heilung zu schaffen.