Norbert Köthnig, Geschäftsführer der Lebenshilfe Breisgau, in dessen Räumlichkeiten die Fachgruppe dieses Mal traf, startete das Treffen mit einer provokant-aktivierenden Frage: „Könnte die BTHG-Umstellung einen historischen Moment darstellen um die Situation in den Offenen Hilfen ganz neu zu denken und künftig mit Fach- und Hilfskräften statt größtenteils mit ehrenamtlich Engagierten auszustatten, was in vielerlei Hinsicht Herausforderungen mit sich bringt?“ Die Verabschiedung des BTHG im Jahr 2016 und die Umsetzung vor Ort in Baden-Württemberg verspreche Menschen mit Behinderung die Möglichkeit zur Teilhabe. Jeder Mensch solle die Möglichkeit haben, auch in seiner Freizeit zu entscheiden, was er gerne machen möchte. Und wenn er dafür Assistenz benötige, solle er sie bekommen. Aber eben nicht mit einem Finanzlimit sondern mit einem Zeitlimit, forderte Norbert Köthnig. Eine auskömmliche Finanzierung von entsprechend qualifiziertem Personal sei essenziell, um die Qualität und Kontinuität der Unterstützung für Menschen mit Behinderung zu gewährleisten. Nur so könne sichergestellt werden, dass die Hilfen professionell, verlässlich und vor allem bedarfsgerecht erbracht würden.
Die Fachgruppenteilnehmer*innen sind sich einig, dass die Finanzierungslage der Offenen Hilfen im Sinne der Klient*innen verbessert werden müsse. Auf welche Weise dies geschehen sollte und welche Vorteile oder Herausforderungen die eine oder andere Variante mit sich bringt, wurde angeregt diskutiert.
Mit dabei war – diesmal höchst persönlich – Michael Tränkle, Leiter des Bereichs Soziale Rehabilitation, Teilhabe und Inklusion im Paritätischen Baden-Württemberg. Dieser empfahl, die Inanspruchnahme der Leistungen der Offenen Hilfen auch über das SGB IX zu überführen, wofür eine Leistungs- und Vergütungsvereinbarung nötig wäre.
Um eine breitere Basis von Sichtweisen zu ermöglichen und sich regional besser austauschen zu können plant die Fachgruppe Eingliederungshilfe, sich auch in dieser Runde nächstes Mal verbandsübergreifend zu treffen. Annika Beutel, Regionalleiterin Südbaden, bat an, über die Liga Freiburg und die Liga Breisgau-Hochschwarzwald das Interesse an einem solchen Treffen abzufragen und entsprechende Akteur*innen einzuladen. Selbiges würde Norbert Köthnig in der Liga Emmendingen einbringen.