Minister Lucha auf Sommertour bei der Lebenshilfe Rastatt/ Murgtal e.V.

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Landes-Sozialminister Manne Lucha (2.v. rechts) und Landrat Prof. Dr. Christian Dusch (3. V. rechts) werden von Prof. Dr. Rupert Felder, Vorsitzender der Lebenshilfe und den beiden Geschäftsführern Hans D. Reinwald und Anja Strätling über den Neubau der Kombipflege in Niederbühl informiert. Foto: Sara Wörner

Lebenshilfe appelliert an den Sozialminister für mehr Flexibilität: 

Minister Lucha auf Sommertour bei der Lebenshilfe Rastatt Murgtal e.V. Rastatt am 21.08.2025

Im Rahmen seiner Sommertour kam der baden-württembergische Sozialminister Manne Lucha (Grüne) nach Rastatt und besichtigte am 12.08.25 das neue Gebäude der Lebenshilfe in Niederbühl. Für rund 9 Millionen Euro ist hier am Ortsausgang in Richtung Kuppenheim ein neues Zuhause für besondere Menschen entstanden. Zusammen mit Landrat Prof. Dr. Christian Dusch (CDU) zeigte die Lebenshilfe Geschäftsführung dem Minister das neue Gebäude und das neue Konzept.

Rund 40 Plätze für Menschen mit hohem Pflege- und Unterstützungsbedarf sind entstanden und Mitte Juli eingeweiht worden. Das Gebäude sitzt wegen der Hochwasserzone auf 180 Pfählen, jeder 3 Meter tief. Ein eigenes Regenrückhaltebecken mit 36 Kubikmeter Fassung, sowie eine 30 Zentimeter starke Dämmung sind weitere Elemente. Auf dem Dach arbeitet eine Solaranlage mit 130 kWp und ein 60 kW großer Batteriespeicher mit Wärmepumpe sorgt für die Energie des nach hohen ökologischen Standards gebauten Hauses, das im Lauf des Sommers von den Bewohnerinnen und Bewohnern bezogen wird.

 

Auch Rastatts Landrat Prof. Dr. Christian Dusch begrüßte das neue Konzept einer Kombination aus Leistungen der Pflegekasse und Eingliederungshilfe. „Wir wollen individuelle Wohn,- und Betreuungsangebote für komplexe Unterstützungsbedarfe anbieten“ stellte Anja Strätling, Geschäftsführerin der Murgtalwerkstätten das Konzept beim Besuch von Minister und Landrat vor. „Pflege und soziale Teilhabe sollen Hand in Hand orchestriert werden,“ so Strätling.

Auch Nora Welsch, seit Juni die neue Behindertenbeauftragte des Landes Baden-Württemberg, war Teil der Besuchergruppe, um sich ein Bild von der neuen Einrichtung zu machen, die Signalwirkung auf andere Projekte haben kann. Barrierefreie Pflegebäder, helle Materialien und ein Mix aus Einzelzimmern mit Gemeinschaftsräumen prägen das neue Wohnen und Leben im Niederbühler Haus der Lebenshilfe. Nur regionale Handwerker und Baufirmen kamen zum Zug und haben den Fertigstellungstermin Mitte Juli realisiert. Die Lebenshilfe, die in diesem Jahr 60-jähriges Jubiläum feiern kann, setzt sich für inklusives, barrierefreies und selbstbestimmtes Wohnen von Menschen mit Behinderungen ein und verfügt über mehrere Wohnobjekte in Gernsbach, Gaggenau, Rastatt, Bischweier und Ötigheim.

Einer der Diskussionspunkte beim Ministerbesuch war die Landesheimbauverordnung, die für solche Projekte genaue Vorschriften setzt. Die Lebenshilfe will neben dem Neubau der Kombipflege den 1999 in Betrieb genommenen Altbau renovieren. Dort ist das Konzept des längerfristig intensiv betreuten Wohnens (LIBW) vorgesehen. Dieses Konzept richtet sich an Menschen mit einem hohen Unterstützungs- und Schutzbedarf, die dauerhaft in einer engmaschig betreuten Wohnform leben. Nach der vorgesehenen Sanierung stehen 12 Plätze zur Verfügung, weil die Vorgabe der Landesheimbauverordnung keinen Spielraum zulässt. Dadurch, so Lebenshilfe-Vorsitzender Prof. Dr. Rupert Felder, würden aber Plätze verloren gehen, nur um die Vorgabe zu erfüllen.

Die Lebenshilfe fordert, dass bei der Umsetzung der geplanten und mit 3,5 Millionen Euro veranschlagten Gebäuderenovierung ein flexibler, praxisnaher Ansatz gewählt wird, der den Zielgruppen und den realen Bedarfen gerecht wird. Wenige Zentimeter dürfen nicht darüber entscheiden, ob Menschen mit Behinderungen einen Wohnplatz in einer geeigneten, unterstützenden Umgebung finden. Dies wurde auch dem Minister so vorgetragen, der zusagte, eine praxisnahe und flexible Lösung zu finden.