Flüchtlingssozialarbeit = Humanität

Für die Soziale Arbeit mit Geflüchteten, die im Rahmen des Integrationsmanagements zum Teil schon vorgegebene messbare Ziele erheben muss, gilt dies gleichermaßen. Es genügt nicht, einseitig Fortschritte beim Spracherwerb oder der Arbeitsmarktintegration aufzuweisen und damit das Maß der Assimilation der neu Zugewanderten abzubilden. Es geht um mehr – das Zusammenbringen verschiedener Welten und um den Entstehungsprozess einer neuen Gesellschaft.

Förderung eines neuen Miteinanders
Soziale Arbeit mit Geflüchteten setzt niedrigschwellig an, begegnet auf Augenhöhe. Sie sucht Lösungswege, setzt auf gegenseitiges Verständnis und verhindert durch Vermittlung zwischen beteiligten Akteur*innen das überhaupt Probleme entstehen. Sie befördert ein neues Miteinander, ein gegenseitiges Profitieren und Lernen voneinander. Die Themen der Flüchtlingssozialarbeit sind dabei so vielfältig, wie ein großes Puzzle. Jedes einzelne Puzzleteil ist wichtig und trägt dazu bei, am Ende ein Ganzes zu bilden. Dabei spielt es keine Rolle, welche Größe, Form, Struktur oder Farbe die einzelnen Puzzleteile haben. Denn am Ende bilden sie eine Einheit. Eine Einheit, die Vielfalt aufzeigt. Die Arbeit auf Augenhöhe im direkten nahbaren Kontext ermöglicht es, gemeinsam voneinander zu profitieren. Das Puzzleteil „Vertrauen“ spielt dabei eine genauso große Rolle, wie das Puzzleteil „Vermittlung“. Und so geht es weiter: Sprache, Nationalität, Kultur, Integration, Arbeit, Freude, Trauer, Angst und Leid. Ja, es geht auch um Leid, es geht auch um Puzzleteile, die einem die Vervollständigung des Puzzles erschweren und vielleicht sogar dazu bringen, das Puzzle wieder einzupacken.

Flüchtlingssozialarbeit zeigt auf, dass Leid nicht ausgeblendet werden kann, Menschen in all ihren Facetten wahrgenommen werden müssen. In der Wahrnehmung und Würdigung des Leids des Anderen liegt vielleicht sogar die größte Ressource, die wir in uns selbst und für unsere Gesellschaft wiederentdecken und bewahren können: Humanität. Und das Bewusstsein große Aufgaben in und über Ländergrenzen, Sprachen und Kulturen hinweg meistern zu können. Ein Bewusstsein, das wir in einer immer globaler agierenden Welt mit sich global auswirkenden Krisen dringender benötigen denn je.

Isabelle Monthuley & Denis Bieler
Stellvertretender Geschäftsführer Unterkünfte
Arbeitsgemeinschaft für die eine Welt e.V. Stuttgart
denis.bieler@agdw.de
www.agdw.de
Auszug aus: PARITÄTinform 3/2021

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