Ankommen, bleiben und dazugehören

Im Asylverfahren wird das Ansinnen, Menschen für das hiesige System passend zu machen auf die Spitze getrieben. Täglich wird den Menschen vor Augen geführt, bestimmten Anforderungen entsprechen zu müssen. Der Sicherheitsgedanke hinter der Ausgestaltung des Asylverfahrens und die einhergehende Bevormundung führen dazu, dass die Menschen u.a. aufgrund struktureller Rahmenbedingungen defizitäre Erfahrungen machen.

  • Macht die Unterbringung von Menschen in Sammel- und Gemeinschaftsunterkünften diese nicht erst vulnerabel?
  • Inwiefern trägt das System durch Bevormundung und Absprechen von Fähigkeiten und Individualität zu Verwundbarkeit bei?
  • Warum werden Menschen in Sammel- und Gemeinschaftsunterkünften untergebracht, wenn eine dezentrale Unterbringung kostengünstiger ist?
  • Tragen Lebensbedingungen und die Perspektivlosigkeit in den Unterkünften dazu bei, dass Menschen Gefahr laufen, ihres selbst bestimmten Lebens beraubt zu werden?

Ankommen & Bleiben

Dass zu einer humanen Flüchtlings- und Asylpolitik die Abschaffung des Asylbewerberleistungsgesetzes gehört, das in seiner Konsequenz diskriminierend und gar rassistisch wirkt, ist für den PARITÄTISCHEN selbstverständlich. Auch die Themen Unterbringung und Aufnahmesystem müssen hinterfragt werden. Merke:

  • In der Flüchtlingssozialarbeit begegnet man sich auf Augenhöhe.
  • Teilhabe am Arbeitsmarkt ist die Basis für ein selbst bestimmtes Leben und gesellschaftliche Teilhabe.
  • Sprache ist der Schlüssel für gegenseitiges Verstehen und dafür, miteinander in Beziehung zu treten.
  • Die Arbeit mit geflüchteten Mädchen* und jungen Frauen zeigt, welcher Belastung und Anforderung sie ausgesetzt sind. Gleichzeitig können sich aus den Bewältigungsstrategien Stärken entwickeln.
  • In der Migrationsberatung (MBE) kann ein Mehrwert für alle generiert werden. Die MBE ist niedrigschwellig angelegt und versucht, strukturelle Hürden zu überwinden. Klient*innen können von der Expertise der Berater*innen profitieren und diese wiederum gewinnen neue Perspektiven, die sie in die Mehrheitsgesellschaft tragen.

Sichere Zukunftsperspektiven

Geflüchtete und migrierte Menschen machen in neuen Systemen die Erfahrung der Identitätserweiterung und leisten einen Spagat zwischen Vertrautem und Neuem. Dadurch sind sie in verschiedenen Systemen und Kulturen zu Hause. Diese Fähigkeit und sprachliche Vielfalt als Ressource anzuerkennen, ist Aufgabe unserer Mehrheitsgesellschaft. Nur wenn wir dies meistern, können wir Menschen das Ankommen ermöglichen und das Miteinander gemeinsam gestalten. Dazu bedarf es neben Mut, Vertrauen, Respekt und Toleranz auch der Fähigkeit, Ambivalenzen und Widersprüche zu akzeptieren und anzunehmen. 

Beitrag aus PARITÄTinform 3/2021

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