Das Modellprojekt Andante zeigt, wie ein Arbeitssetting bei der Stabilisierung hilft.
Menschen mit einer Suchterkrankung sind meist mehrfach belastet: Neben den direkten Folgen des Substanzkonsums bestehen nicht selten psychische Erkrankungen wie Depressionen oder Angsterkrankungen. Eine geregelte Tagesstruktur fehlt ebenso häufig wie ein tragfähiges soziales Umfeld. Bei langer Erwerbslosigkeit bestehen häufig nur wenige berufliche Perspektiven.
Hier setzt ANDANTE an. Das multiprofessionelle Team aus Suchthilfe, Beschäftigungsförderung und Medizin bietet abgestimmte bedarfsgerechte Unterstützung aus einer Hand. Ziel ist es, die Menschen in Erwerbsarbeit zu vermitteln, einer Erwerbsminderung entgegenzuwirken bzw. die soziale und berufliche Teilhabe zu verbessern.
Die Teilnehmenden arbeiten vier bis fünf Tage in der Woche in der Siebdruckwerkstatt und im digitalen Arbeitsbereich. Der feste Rahmen bietet eine erste Orientierung im Alltag und ermöglicht eine Stabilisierung der Lebenslage. Die Übernahme von Verantwortung im Arbeitsprozess stärkt die Selbstwirksamkeitserwartung der Teilnehmenden. Kontinuierliche Rückmeldungen durch die Anleitenden ermöglichen eine differenzierte Selbstwahrnehmung und fördern die (Wieder-) Entdeckung eigener Kompetenzen und Ressourcen. Gleichzeitig können sich die Teilnehmenden als produktiver Teil einer Gemeinschaft erleben - ein Gefühl, das vielen im Alltag zuvor oft fehlte.
Im Arbeitskontext wird der Einfluss des Konsums auf die Leistungsfähigkeit direkt erfahrbar, das kann zur Reduktion des Substanzkonsums und zur Entwicklung von Punktabstinenz beitragen.
Für Menschen, die lange Zeit erwerbslos waren, bietet sich hier auch der Raum, wieder erste realistische berufliche Perspektiven zu entwickeln. Für andere sind vorgelagerte Unterstützungsmaßnahmen notwendig - bspw. berufliche und medizinische Rehabilitation oder niedrigschwellige Maßnahmen zur Eingliederung in Arbeit. Die Übergänge werden dabei kontinuierlich durch Sozialarbeitende begleitet.
ANDANTE ist ein arbeitsorientiertes ambulantes Angebot für Menschen mit Suchterkrankungen. Das Modellprojekt beinhaltet verschiedene Module wie fachpraktisches Arbeiten in Gewerken (Siebdruckerei und digitales Lernfeld), eine zieloffene Suchtarbeit, medizinische Diagnostik durch eine psychiatrische Fachkraft und durchgängige sozialpädagogische Betreuung. Es wird durch das Bundesministerium für Arbeit und Soziales im Rahmen des Förderprogramms "Innovative Wege zur Teilhabe am Arbeitsleben - rehapro" gefördert.
Beitrag aus ParitätInform 3/2025