Ältere Menschen anderer Nationen stehen im Fokus des Kultursensiblen Bildungszentrums KuBiZ und dessen Pflegedienstes Valensia.
Es begann zur Jahrtausendwende. Damals gründete Valentina Berg den deutsch-russischen Kunst- und Kulturverein Kolobok in Stuttgart mit, um Kindern und Jugendlichen kreative Angebote in Tanz, Musik, Theater zu machen. „Da kamen deren Opis und Omis auf uns zu, die das auch wollten. So gründeten wir 2014 das Kultursensible Bildungszentrum e.V. KuBiZ. Es wurde Träger von neuen Projekten wie Senioren Clubs und dem ambulanten Pflegedienst Valensia, der im Mai 2018 startete.“ Von Anfang an seien Fachkräfte verschiedenster Bereich wie Physiotherapeuten, Krankenschwestern, Sozialpädagogen und andere mit im Boot gewesen.
Internationales Pflegeteam
Pflegedienst wie Senioren Clubs seien zunächst auf Menschen mit russischen Wurzeln ausgerichtet gewesen, so Berg. „Ältere vergessen mitunter ihr Deutsch, sprechen ihre Muttersprache.“ Längst wurden die Angebote auf weitere Kulturen ausgeweitet. „Unsere rund 25 Pflege- Mitarbeiter*innen bilden ein internationales Team. Sie sprechen neben Deutsch auch Rumänisch, Griechisch, Türkisch, Albanisch, Kroatisch, Polnisch, Kosovarisch und mehr. Wir haben auch Azubis aus Syrien.“ Die Vielfalt der fast 180 Nationen, die in Stuttgart leben, bilde sich auch in der Pflege ab. „Der Bedarf ist da, Austausch von Kulturen generiert Mehrwert, erhöht das Verständnis füreinander. Wir suchen immer gute Fachkräfte“, betont Berg. Qualität in der Pflege sei selbstverständlich. „Die Qualität von Kultursensibilität bedeutet mehr, als die Muttersprache der Seniorinnen und Senioren zu können. Es geht auch um das Wissen über den jeweiligen kulturellen Hintergrund, sich in die Mentalitäten einfühlen zu können, zu erkennen, was sie in der Pflege wünschen.“ Etwa auch zu verstehen, warum manch älterer Herr lieber von einem Mann gepflegt werden wolle.
Der Isolation entgegenwirken
Der ambulante Pflegedienst Valensina bietet auch Informationen in der Muttersprache, Hilfe bei Schriftverkehr, Begleitung bei Arzt- und Ämtergängen, Vermittlung von Fahrdiensten, Fußpflege, Friseur und anderes. „Corona hat aufgezeigt, wie wichtig Austausch ist. Viele Ältere sind isoliert, unsere rund 30 Ehrenamtlichen bei KuBiZ gehen mit ihnen spazieren, gehen einkaufen, hören zu, erfahren den Reichtum ihrer Lebensgeschichten.“ Der Verein kon- zipierte etwa einen „Besuchsdienst für isoliert lebende ältere Menschen mit psychischen Schwierigkeiten“ und ver- schiedene Betreuungsgruppen wie „Fit durch Bewegung“, „Theatergruppe für Senioren“, „Fit durch Sprache-Englisch“, „Mal- und Bastelgruppe für Senioren“ oder „Fit durch Gehirntraining – Lebendiger Bach“, die von der Stadt Stuttgart und dem Land Baden-Württemberg gefördert werden.
„Derzeit läuft der Antrag für einen Spieleclub“, so Berg. Pro-fessionelle Spielleiter*innen veranstalten Gesellschafts- und Bewegungsspiele. Die brächten nachweislich mit viel Spaß das Gehirn auf Trab. „Unser Speed Stacking, also das schnelle Stapeln von Bechern, war der Renner!“, schwärmt sie. „Das wirkt nachweislich positiv auf die Nervenverbindung.“
