Suchtberatung hilft in Krisen

Pressemitteilung - geschrieben am 02.11.2020 - 14:21

Stuttgart 02.11.2020   In Baden-Württemberg haben sich rund 67.490 Menschen Hilfe bei Suchtberatungsstellen geholt. Hauptgrund waren Suchtprobleme mit Cannabiskonsum, hingegen Alkohol- oder Opiatabhängigkeiten eher rückläufig. Das ergibt die aktuelle Suchthilfestatistik 2018 der Landesstelle für Suchtfragen Baden-Württemberg. Der PARITÄTISCHE Baden-Württemberg befürchtet aufgrund der derzeitigen prekären Haushaltslage der Kommunen Kürzungen in der ambulanten Suchthilfe. Dabei liege die Erfolgsquote des Angebots bei 60 Prozent und der Beratungsbedarf sei signifikant gestiegen. Viele Menschen konsumierten seit der Corona-Krise deutlich mehr als zuvor, so der Verband. Anlass ist der bundesweite Aktionstag „Suchtberatung „Kommunal wertvoll“ (04.11.2020). 

„Suchtkranke Menschen sind in der aktuellen Situation besonders gefährdet und brauchen professionelle Hilfe und Unterstützung. Das zeigen die rasant angestiegenen Anfragen in den Beratungsstellen seit Beginn der Corona-Krise“, sagt Ursel Wolfgramm, Vorstandsvorsitzende des PARITÄTISCHEN Baden-Württemberg. „Das Angebot ist für viele überlebenswichtig und darf nicht aufgrund der prekären Finanzsituation der Kommunen dem Rotstift zum Opfer fallen. Das hätte fatale Auswirkungen auf die Betroffenen, besonders jetzt, wo verschärfte Corona-Einschränkungen die Psyche stark belasten und Rückfälle drohen“, so die Vorstandsvorsitzende. Die erhöhte Gefahr für eine Abhängigkeit in Krisenzeiten bestätige eine aktuelle forsa-Umfrage. Die ambulante Suchthilfe sei vielfältig und systemrelevant. Das Land und die Kommunen müssten alles dafür tun, dieses niedrigschwellige Beratungsangebot weiter zu fördern.

„Die Abhängigkeit bei Frauen verläuft eher „leise“ und im Verborgenen, daher ist es wichtig Ihnen eine Stimme und einen Schutzraum geben. Bei der Beratung achten wir darauf, die Lebenswelten von Mädchen und Frauen im gesellschaftlichen Kontext zu berücksichtigen und die persönliche Unabhängigkeit und Selbstbestimmung zu fördern“, ergänzt Stephanie Biesinger, Geschäftsführerin von LAGAYA e.V. in Stuttgart.

Jugendliches Suchtverhalten kann ganz unterschiedliche Facetten haben. Neben den bekannten Süchten spielt bei Jungen zunehmend die Mediensucht eine gewichtige Rolle, Mädchen hingegen neigen nach wie vor zu Essstörungen, die als psychosomatische Erkrankungen mit Suchtcharakter beschrieben werden.  Sie brauchen Ansprechpartner*innen, die sie mit ihrem Verhalten ernst nehmen, Begleitung anbieten und gemeinsam mit ihnen Lösungswege erarbeiten, sagt Dagmar Preiss, Geschäftsführung vom GesundheitsLaden e.V. in Stuttgart. Beim Beratungsprozess stehe im Mittelpunkt, sich an deren vielfältigen Bedürfnissen zu orientieren und ihren Selbstwert und ihre Selbstwirksamkeit zu stärken.  

Weitere Pressekontakte:

LAGAYA e.V.: Stephanie Biesinger, Geschäftsführerin, Tel.0711/640 54 90, E-Mail: biesinger@lagaya.de

GesundheitsLaden e.V.: Dagmar Preiß, Geschäftsführung, Tel. 0711/30568520, E-Mail: d.preiss@gesundheitsladen-stuttgart.de,

Hintergrundinformationen

Suchthilfestatistik 2018

Für die Suchthilfestatistik 2018 der Landesstelle für Suchtfragen Baden-Württemberg wurden von 101 (d.h. Teilnahme von 101 Beratungsstellen) teilnehmendenEinrichtungen Daten aggregiert. Die Suchthilfe hat im Jahr 2018 67.490 Menschen betreut (67.364, 2017). Die Betroffenen sind häufig männlich, die Bezugspersonen weiblich. Die Entwicklungvon Hauptdiagnosen im Längsschnittder Jahre 2008, 2013 und 2018 zeigt auffallend, dass sowohl Alkohol und Opiate in den letzten zehn Jahren zurückgehen als auchgleichzeitigdie cannabisbezogenen Störungenals Hauptdiagnose stetig zunehmen. Vorliegende Zahlen zeigen die Wirksamkeit der Suchtberatung auf. Die erhobenen Daten zum Abschluss der Betreuung zeigen, dass bei über 60% der betreuten Menschen eine Verbesserung der Problematik bezüglich des Suchtmittels erreicht werden konnte.

Aktionstag Suchtberatung

Der Aktionstag Suchtberatung findet bundesweit erstmalig am 04. November 2020 mit dem Motto „Kommunal wertvoll!“ unter der Schirmherrschaft der Drogenbeauftragten der Bundesregierun, Daniela Ludwig, statt. Die DHS plant und koordiniert den Aktionstag Suchtberatung gemeinsam mit ihren Mitgliedsverbänden. Ziel ist es, Suchtberatungsstellen und Politik in den Kommunen miteinander in einen Dialog zu bringen. Dabei soll vor Ort auf die Dringlichkeit der (Weiter-)Finanzierung und die Zukunftssicherung der Suchtberatungsstellen aufmerksam gemacht werden. Suchtberatung braucht eine stabile, kostendeckende und verlässliche Finanzierung! Sie ist systemrelevant und trägt nachweislich dazu bei, die Chronifizierung und Folgekosten von Abhängigkeitserkrankungen zu verringern!

LAGAYA – Verein zur Hilfe suchtmittelabhängiger Frauen e.V. ist  in den Bereichen der Suchthilfe sowie der  Wohnungsnotfallhilfe tätig. Der Trägerverein unterhält in Stuttgart die (gleichnamige) Frauen-Sucht-Beratungsstelle Lagaya und Mädchen.Sucht.Auswege - Flexible Suchtberatung und Prävention für Mädchen sowie Einrichtungen des Betreuten Wohnens MARA, WILMA & KAIRA. Unser Arbeitsansatz ist suchtintegrativ. Zielgruppen unserer Angebote sind Mädchen und Frauen mit Suchterkrankungen und Abhängigkeiten im weitesten Sinne (legale und illegale Substanzen, stoffgebundene und nicht-stoffgebundene Süchte, Essstörungen), weibliche Angehörige von Suchtkranken / Bezugspersonen und Frauen in anderen abhängigen Lebenssituationen. Weitere Infos unter www.lagaya.de

Der GesundheitsLaden e.V. ist ein gemeinnütziger Verein zur geschlechtsbezogenen Gesundheitsförderung und Prävention in Stuttgart und unterhält mit dem Mädchengesundheitsladen und Jungen im Blick zwei genderbezogene Beratungsstellen zur Gesundheitsförderung, sexuellen Bildung sowie Sucht- und Gewaltprävention. Ebenfalls zum Verein gehört ABAS – die Anlauf- und Fachstelle bei Essstörungen in Stuttgart. Weitere Infos unter www.gesundheitsladen-stuttgart.de.

 

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