In Baden-Württemberg fehlen Pflegefamilien - PARITÄTISCHER und Ministerium für Soziales und Integration starten landesweite Kampagne für Pflegeeltern

Pressemitteilung - geschrieben am 09.07.2019 - 12:25

Stuttgart 25.06.2019   In Baden-Württemberg wird es immer schwieriger, genügend Pflegefamilien zu finden. Pflegeeltern geben Kindern und Jugendlichen ein zweites Zuhause, Schutz und Geborgenheit, wenn die leiblichen Eltern zeitweise oder längerfristig nicht mehr für sie sorgen können. 2017 waren im Land 8.473 Kinder und 1.084 unbegleitete minderjährige Ausländer durch das Jugendamt in Pflegefamilien untergebracht (Quelle: KVJS). Der Bedarf an geeigneten Pflegefamilien ist unverändert groß. Mit der Kampagne „Das passt. Kindern Familie ermöglichen“ des PARITÄTISCHEN und des Ministeriums für Soziales und Integration Baden-Württemberg sollen Pflegefamilien geworben werden. Interessierte Familien können sich unter das-passt.org informieren. Schirmherr ist Morgenshow-Moderator Oliver Ostermann von Hitradio antenne 1.

„Pflegeeltern zu sein, ist eine große Herausforderung. Sie sind Eltern auf Zeit, also nur so lange, bis sich die familiäre Situation der Pflegekinder wieder verbessert hat“, erklärt Ursel Wolfgramm, Vorstandsvorsitzende des PARITÄTISCHEN Baden-Württemberg. „Pflegekinder bringen häufig ein Päckchen an Verhaltensauffälligkeiten, Bindungsstörungen oder Schwierigkeiten mit. Dem muss eine Familie gewachsen sein und es auch auffangen können. Deshalb ist es notwendig sehr genau hinzuschauen, ob die Pflegefamilie auch zum Kind passt“, so Wolfgramm weiter. Gerade bei jüngeren Kindern könne die Unterbringung in einer Pflegefamilie oft die passende Hilfe sein. Deshalb bestehe hier ein besonders großer Bedarf. Ein Grund für Familien, kein Pflegekind aufzunehmen könne die Berufstätigkeit beider Elternteile sein. Deshalb seien mehr Unterstützungsangebote notwendig, damit auch diese Familien, Pflegekinder aufnehmen könnten, so die Vorstandsvorsitzende weiter.

„Kindern und Jugendlichen aus schwierigen Verhältnissen und mit belastenden Erfahrungen das Leben in einer Familie zu ermöglichen, ist ein großes Geschenk. Pflegeeltern öffnen nicht nur ihre Herzen, sondern auch ihre Türen für junge Menschen, die nicht das Glück haben, in einer intakten Familie aufzuwachsen“, sagte Sozial- und Integrationsminister Manne Lucha. „Auch die Pflegekinderdienste bei den Jugendämtern sowie die zahlreichen Verbände und Vereine im Land leisten eine hervorragende Arbeit. Gerne unterstütze ich deshalb die Aktion und hoffe, dass diese möglichst viele Menschen dazu anregt, sich einmal bewusst mit dem Gedanken auseinanderzusetzen, einem Pflegekind ein Zuhause zu geben.“

„Ich bin froh und stolz bei diesem wichtigen Thema, Schirmherr sein zu dürfen. Ich selbst bin im Kinderheim groß geworden und hätte mich nach einer Pflegefamilie gesehnt. Wir haben nur eine Kindheit, die kann uns niemand zurückgeben. Jedes Kind hat ein Recht so geborgen und geliebt wie möglich aufzuwachsen. Alles was wir in der Kindheit erfahren, prägt uns fürs Leben“, betont Oliver Ostermann, Morgenshow-Moderator von Hitradio antenne 1.

„Es ist immer wieder faszinierend, wie Kinder und Jugendliche, deren Leben von Hoffnungslosigkeit geprägt war, in einer Pflegefamilie wieder Lebensmut und eine Perspektive bekommen“, sagt Werner Nuber, Bereichsleitung bei Arkade e.V. „Wir vermitteln seelisch schwer belastete junge Menschen in Gast- oder Pflegefamilien. Dabei werden die Familien durch unseren sozialpädagogischen Fachdienst umfassend und intensiv begleitet. Weit über 1.000 junge Menschen konnten so wieder ein zweites Zuhause mit festen Bezugspersonen finden“, so Nuber.

Unter dem Motto „Das passt. Kindern Familie ermöglichen“ finden drei Aktionstage auf der Remstal-Gartenschau in Waiblingen (29.06.) und Fellbach (03.08.) sowie der Bundesgartenschau in Heilbronn (14.09.) statt. Dort erwartet Familien ein attraktives buntes Programm und eine interessante Ausstellung rund um das Leben in einer Pflegefamilie. Die Aktionstage werden gemeinsam von PARITÄTISCHEN Mitgliedsorganisationen durchgeführt. Weiter Infos unter www.remstal.de oder www.buga2019.de.

Hintergrundinformation

Arkade e.V.

Arkade e.V. vermittelt junge Menschen, die von seelischer Behinderung betroffen oder bedroht sind und über schwerbelastete Vorgeschichten verfügen, in Gast- oder Pflegefamilien. Der Verein berät und begleitet auch junge Mütter mit Kind, unbegleitete minderjährige Ausländer und Jugendliche zur U-Haft-Vermeidung. Das Angebot JuMeGa® - Junge Menschen in Gastfamilien - wurde von Arkade e.V. gemeinsam mit der Kinder- und Jugendpsychiatrie des Zentrums für Psychiatrie (ZfP) Die Weissenau und dem Kreisjugendamt Ravensburg entwickelt. Seit über 20 Jahren ist JuMeGa® ein Regelangebot der Jugendhilfe und damit fester Bestandteil der Jugendhilfelandschaft. Arkade e.V. hat Standorte in Ravensburg, Ulm, Esslingen und Tuttlingen.

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