Armut in Baden-Württemberg erreicht neuen Höchststand seit 10 Jahren

Pressemitteilung - geschrieben am 29.06.2022 - 10:06

Stuttgart 29.06.2022        In Baden-Württemberg erreicht die Armutsquote im zweiten Pandemiejahr (2021) mit 13,9 Prozent einen neuen Höchststand seit 10 Jahren. Gegenüber 2020 stieg die Quote um 6,1 Prozent an. Betroffen sind nun über 1,5 Millionen Menschen im Land. Das ist das Ergebnis des heute in Berlin veröffentlichten Armutsberichts des Paritätischen Gesamtverbands. Im bundesweiten Vergleich steht Baden-Württemberg auf Rang zwei hinter Bayern (12,6 Prozent). Deutschlandweit liegt die Armut bei 16,6 Prozent. Der PARITÄTISCHE Baden-Württemberg appelliert an die Landesregierung, die Ursachen für die steigende Armut gezielt zu bekämpfen und sich auf Bundesebene für eine zielgerichtete und wirksame Erhöhung der Regelsätze in der Grundsicherung, beim Wohngeld und dem BAföG sowie bessere Zuverdienstmöglichkeiten von Menschen in der Grundsicherung einzusetzen.

„Im bundesweiten Vergleich steht Baden-Württemberg noch vergleichsweise gut da. Dennoch ist die Zahl der armen Menschen bei uns im Land um über 90.000 Personen angestiegen. Diese dramatische Zunahme der Armut muss jetzt gestoppt werden“, erklärt Ursel Wolfgramm, Vorstandsvorsitzende des PARITÄTISCHEN Baden-Württemberg. „Die steigende Inflation und explodierenden Energiepreise treffen Menschen im Hartz IV-Bezug und Geringverdienende besonders hart. Hier muss die Landesregierung mehr eigene armutspolitisch wirksame Anstrengungen gegen die Ursachen von Armut unternehmen“, so Wolfgramm. Unkompliziert und sehr effektiv im Kampf gegen Armut sei die Einführung einer kostenfreien Gemeinschaftsverpflegung in der Kindertagesbetreuung und an den Schulen sowie die kostenfreie oder zumindest erheblich kostenreduzierte Nutzungsmöglichkeit des ÖPNV für Menschen in der Grundsicherung. „Dazu brauchen wir ein deutlich größeres Landesarbeitsmarktprogramm“, so die Vorstandsvorsitzende weiter. Sollte für langzeitarbeitslose Menschen eine Beschäftigung auf dem allgemeinen Arbeitsmarkt nicht möglich sein, müssten mehr Beschäftigung und Qualifizierung in einem sozialen Arbeitsmarkt auch vom Land gefördert werden. “Es ist nach meiner Überzeugung für alle immer besser, Arbeit statt Arbeitslosigkeit zu finanzieren. Vor allem im Kampf gegen Armut“.

Das Land müsse im Bund darauf hinwirken, die angekündigten Verbesserungen für Harzt IV Empfänger*innen durch das neue Bürgergeld vorantreiben. Besonders dringend sei auch die Einführung einer Kindergrundsicherung. „Kinderarmut ist ein besonderer Skandal, der Kindern Lebenschancen nimmt und der Gesellschaft als Ganzes enorme Zukunftslasten und –risiken aufbürdet“, so Wolfgramm.

In den Regionen von Baden-Württemberg reicht die Bandbreite von der Region Nordschwarzwald mit einer Armutsquote von 12,1 Prozent, Ostwürttemberg 12,7 Prozent, Neckar-Alb 12,9 Prozent, Schwarzwald-Baar-Heuberg 13,0 Prozent, Heilbronn-Franken und Stuttgart 13,3 Prozent, Donau-Iller (BW) 13,6 Prozent, Bodensee-Oberschwaben 14,6 Prozent, Mittlerer Oberrhein 14,8 Prozent, Hochrhein-Bodensee 14,9 Prozent, Rhein-Neckar 15,1 Prozent bis zu 16,0 Prozent im Südlichen Oberrhein. 

 Den Paritätischen Armutsbericht 2022 finden Sie unter https://www.der-paritaetische.de/themen/sozialpolitik-arbeit-und-europa/armut-und-grundsicherung/armutsbericht-2022/

 

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