PARITÄTISCHER kritisiert Kita-Höchstgruppenstärke auszuweiten

Pressemitteilung - geschrieben am 26.09.2022 - 13:47

Stuttgart 26.09.2022 Der PARITÄTISCHE Baden-Württemberg kritisiert das Vorhaben der Landesregierung, zum Ausbau der Kita-Plätze die Höchstgruppenstärke zu erweitern und damit die Standards in der Betreuung zu senken. Eine Mehrbelastung des Personals werde zu Ausfällen und Abwanderung und zu weniger statt mehr Betreuungsplätzen führen. Auch der Qualitäts- und Bildungsanspruch in der Kindertagesbetreuung sei in Gefahr. Der Verband fordert, den Ausbau der Kindertagesbetreuung im Land in Kooperation mit den Kita-Trägern anzugehen und gemeinsam tragfähige Konzepte zu entwickeln. Dem Platz- und Personalmangel könne man nur gemeinsam begegnen. Die geplante Neuregelung soll im Oktober im Landtag diskutiert werden.

„Schon vor der Corona-Pandemie kamen die pädagogischen Fachkräfte in der Kindertagesbetreuung aufgrund schlechter Arbeitsbedingungen an ihre Belastungsgrenze. Inzwischen sind die Überlastungsanzeigen und Krankheitsausfälle alarmierend. Die Erweiterung der Höchstgruppenstärke würde den Druck erhöhen und die angespannte Personalsituation massiv verschärfen“, sagt Ursel Wolfgramm, Vorstandsvorsitzende des PARITÄTISCHEN Baden-Württemberg. Auch sei eine qualifizierte pädagogische Arbeit unter diesen Bedingungen kaum mehr möglich. „Das geht auf Kosten der Kinder und zulasten von Bildungs- und Chancengerechtigkeit. Das können und dürfen wir nicht zulassen“, so Wolfgramm. „Wenn Träger und Leitung im Einzelfall selbst entscheiden, ein oder zwei Kinder über der Höchstgruppenstärke zusätzlich aufzunehmen, brauchen sie zur Entlastung weitere personelle Ressourcen. Die Finanzierung darf nicht zulasten der Kita-Träger gehen, sondern muss von den Kommunen finanziert werden“, so die Vorstandsvorsitzende.

„Ich sehe die große Gefahr, dass eine Erweiterung der Höchstgruppenstärke zu einer zusätzlichen Arbeitsbelastung, häufigeren Krankheitsausfällen, dem Wunsch nach Reduzierung der Arbeitszeit und im schlimmsten Fall zur Abwanderung aus dem Beruf führt. Damit ist niemandem geholfen. Auch wenn ich die Not der Eltern sehe, die keinen Kitaplatz bekommen, muss ich schauen, wie ich meine Mitarbeiter*innen entlaste“, erklärt Monika Lang, Leiterin der KiTa Pasodi in Stuttgart. „Ein Bereich bei dem wir dann reduzieren müssten, ist in der Begleitung und Anleitung von Auszubildenden, Praktikant*innen und FSJ-Teilnehmer*innen, die alle das Recht auf eine motivierte und engagierte Anleitung haben.“ Im Gegensatz zu vielen anderen Berufen gebe es wenig bis gar keine Freistellung der Kita-Fachkräfte für diese wichtige Aufgabe. Sie sei freiwillig und werde neben allen anderen Aufgaben zusätzlich übernommen. „Auch wenn wir uns damit auf lange Sicht selbst schaden, werden wir uns bei dieser Maßnahme gegen den Fachkräftemangel in Zukunft nicht mehr so sehr engagieren können wie noch momentan“, so Lang.

 

PARITÄTISCHE Stellungnahme zur Ausweitung der Gruppengrößen in Kitas

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