„Du hast etwas zu sagen – sag es.“ Nach diesem Verständnis bot der PARITÄTISCHE rund um den Bereich Menschen mit Behinderung und den Regionalverbund Südbaden für alle interessierten Menschen mit Behinderung – unabhängig von einer PARITÄTISCHEN Mitgliedschaft oder dem Wohnort – Workshops an. In einfacher Sprache wurden folgende Themen bearbeitet und von Gebärdendolmetschern übersetzt:
- Schreiben für die sozialen Medien
- Hörbeitrag für die sozialen Medien
- Videobeitrag für die sozialen Medien.
Gefördert wurde die Workshopreihe von der Landesanstalt für Kommunikation (LFK) Baden-Württemberg.
Workshop 1: Schreiben für die sozialen Medien
(Auf dem Bild sind zur Wahrung der Privatsphäre nur ein Teil der Teilnehmenden abgebildet)
Nachdem in der Vormittagsveranstaltung Annika Beutel, Regionalleitung Südbaden des PARITÄTISCHEN Baden-Württemberg, und nachmittags Michael Tränkle, Leitung des Bereichs Menschen mit Behinderung des PARITÄTISCHEN Baden-Württemberg die insgesamt gut 40 Teilnehmenden begrüßten, gingen sie kurz auf den Weg und das Ziel der Workshop-Reihe ein. „Wir wollen die Teilnehmenden darin unterstützen, sich zu fokussieren und ihre Themen gut zu formulieren“, sagt Annika Beutel.
Der Medienreferent Adalbert Brütsch vom Evangelischen Medienhaus Stuttgart gab wichtige Tipps, wie die vielen bunten Gedanken im Kopf zu einem guten Text werden können: „Es ist wichtig, seine Gedanken zu sortieren“, sagt Adalbert Brütsch. Er warb dafür, seine Gedanken auf einzelne Papierstreifen zu schreiben und zunächst nach Wichtigkeit zu sortieren. Dabei falle einem häufig auf, dass manche Punkte doch wichtiger sein könnten als man dachte. Oder andere könnten vielleicht gestrichen werden, weil sie nicht so wichtig sind wie andere. Denn: Weniger sei oft mehr. „Bei einem zu langen Text steigen manche Leser aus und lesen nicht weiter. Es ist hilfreich, die ganz, ganz wichtigen Punkte zuerst zu schreiben. Dann die ganz wichtigen Punkte, dann die wichtigen Punkte und dann – wenn man möchte – noch die weniger wichtigen Punkte“, so Adalbert Brütsch.
Bevor ein Text geschrieben wird, sollte man sich Gedanken machen, wer den Text lesen soll. Was diejenigen interessiert, wie man seine Aufmerksamkeit gewinnen könnte. Und auf welchen Weg diese Lesergruppe erreicht werden könnte. Folgende Fragen müssen in einem guten Text beantwortet werden:
•Wann und wo geschieht etwas?
•Wer sagt oder tut etwas?
•Um was geht es?
•Wie soll das geschehen?
•Warum soll das geschehen?
Es kam in beiden Veranstaltungen zu einem intensiven Austausch mit den Teilnehmenden. In der Vormittags-Veranstaltung wurde der Praxisteil anhand des Beispiels der barrierefreien Kommunikation mit gehörlosen Menschen thematisiert. Die Teilnehmenden überlegten zusammen, wie ein entsprechender Text starten könnte.
Zunächst müsse das Verständnis des Lesers geweckt werden. „Der Köder muss dem Fisch schmecken, nicht dem Angler“ erklärte Adalbert Brütsch anhand des bekannten Sprichworts. Dann könnte der Wunsch formuliert, anschließend Möglichkeiten aufgezeigt werden. Aussehen könnte der Start etwa so:
„Stellen Sie sich vor, Sie tragen tonschluckende Kopfhörer. Sie wollen aber mit Ihrem Gegenüber in Kontakt treten. So in etwa geht es mir. Ich bin gehörlos und auf Gebärdensprache angewiesen. Aber die wenigsten Menschen sprechen meine Sprache. Wenn Sie mit mir in Kontakt treten wollen, können Sie beispielsweise die Schrift nutzen. Schreiben Sie kurze, klare Sätze. …“
In der Nachmittags-Veranstaltung wurde ein Beispiel gefunden, welches die alltägliche Situation zweier Rollifahrer wiederspiegele. Während Tanja sagte: „Ich möchte nicht von meinem Taxifahrer ‚Engelchen‘ genannt werden“, sagte Malte: „Manche Menschen schieben mich – vielleicht um ihr Karma aufzubessern – zum Bahnhof. Dabei wollte ich eigentlich zum Edeka.“ Aus Zeitgründen kam es nicht mehr dazu, einen gemeinsamen Text zu schreiben. Der Referent bot dafür an, hierfür einen Vorschlag zu schreiben.
Vielleicht werden Sie den Text irgendwann in unserem Blog „Politik mitgemacht“ lesen können. Alle Teilnehmenden haben die Möglichkeit, im Nachgang selbst einen Text zu verfassen. Zu diesen Texte gibt es dann eine persönliche Rückmeldung von Referent Adalbert Brütsch. Und wenn Sie Glück haben, landen einige von ihnen dann ebenfalls in unserem Blog. Hier kommen Sie zum Blog „Politik mitgemacht“: https://paritaet-bw.de/politik-mitgemacht.
Workshop 2: Hörbeiträge erstellen für die sozialen Medien
(Auf dem Bild sind zur Wahrung der Privatsphäre nur ein Teil der Teilnehmenden abgebildet)
„Sehr informativ, eine tolle Gruppe und sehr sympathisch rübergebracht“ – das sind die Worte der Workshop-Terilnehmerin Nina nach eineinhalb Stunden Informationen und Austausch zum Thema: Wie kann ich gute Hörbeiträge erstellen. „Ich habe alles verstanden und konnte auch meine Ideen einbringen. Ich bin begeistert und werde Euch weiterempfehlen“, sagt die junge Frau weiter.
Susanne Zeltwanger-Canz vom Evangelischen Medienhaus Stuttgart referierte eindrücklich wie verständlich. „In der Kürze liegt die Würze“, sagte sie zu Beginn und empfahl den Richtwert von 1:30 Minuten Länge – 3 Minuten sollten nicht überschritten werden – für einen Hörbeitrag. Die Inhalte sollten zumindest stichpunktartig notiert sein. Teilnehmerin Nina berichtete von ihrer Alternatividee, denn sie könne nicht so schnell lesen, wie sie gerne sprechen möchte: Sie lege sich Gegenstände, die sie an die verschiedenen Inhaltspunkte erinnern, in der entsprechenden Reihenfolge nebeneinander und habe auf diese Weise ihre Stichpunkte.
Anhand eines Beispieltextes zeigte Susanne Zeltwanger-Canz den Unterschied zwischen einem abgelesenen und einem frei gesprochenen Text. Beides habe seine Berechtigung, beides sei möglich. Nur in einer Interview-Situation warb die Referentin für auswendig gelernte Fragen. Wenn ein Interview geplant sei, wäre es zudem wichtig, sich über die Art der Fragen im Klaren zu sein. Wenn gefragt würde: „Wie gefällt Dir Deine Arbeit?“, dann könne fast nur mit „Gut“ oder „nicht gut“ geantwortet werden und das Gespräch sei möglicherweise schon zu Ende. Wenn hingegen gefragt würde: „Was gefällt Dir an Deiner Arbeit“, dann könne der Interviewpartner frei sprechen.
Auch technische Informationen wurden geteilt: Mit Hilfe von kostenfreien und teilweise barrierefreien Apps (wie beispielsweise Audacity) könnten die Teilnehmer direkt an die Arbeit gehen. Wichtig sei, dass bei Tonnachrichten zwar Längen im Nachhinein gekürzt werden könnten, hingegen Umgebungsgeräusche leider nicht. Susanne Zentwanger-Canz empfahl, Aufnahmen in geschlossenen Räumen zu machen. Gut wäre es, sich direkt vor ein volles Bücherregal zu setzen oder vor einen Karton, den man vorher mit Kleidung füllt. So würde die Stimme gut klingen.
Die Workshop-Teilnehmenden Malte und Tanja schmieden seither Ideen, ob und wie sie möglicherweise zusammen aktiv werden wollen. Sie seien zwar schon länger Nachbarn, aber erst durch die Workshops des PARITÄTISCHEN hätten sie sich zu solchen Themen ausgetauscht und festgestellt, das doch beide Interesse daran hätten, sich mehr für ihre Themen einzusetzen. „Eins ist schon mal klar: Ich versuche mich nun mal mit einem Hörbeitrag“, sagte Tanja nach dem Workshop. Ideen hätten sie und Malte schon viele.
Workshop 3: Videobeiträge erstellen für die sozialen Medien
(Auf dem Bild sind zur Wahrung der Privatsphäre nur ein Teil der Teilnehmenden abgebildet)
„Kurzweilig, auf den Punkt gebracht, unterhaltsam, lustig und sehr informativ“ waren einige der Rückmeldungen von den Teilnehmern am Ende des dritten Workshops der Reihe „Politik mitgemacht“ zum Thema: Wie erstelle ich einen guten Videobeitrag für die sozialen Medien. Als Referentin konnte glücklicherweise wieder Susanne Zeltwanger-Canz vom Evangelischen Medienhaus Stuttgart gewonnen werden. Sie hatte bereits zum Thema Hörbeiträge referiert. Von vielen Seiten wurde nach Fortführungen und vertiefenden Workshops gefragt.
Manche Teilnehmer:innen kannten sich bereits aus den vorangegangenen Workshops und konnten auf bereits erworbenes Wissen zurückgreifen. Das Arbeitsklima war entspannt, offen und herzlich. Auch war keiner mehr überrascht, wie geschickt und schnell die Gebärdendolmetscherinnen in zwei Richtungen simultan übersetzten.
Anhand des Werbevideos für diese Veranstaltung durch eine Teilnehmerin (https://youtu.be/Ef0xj_IRTOQ) wurde besprochen, worauf man beim Erstellen eines Videos achten sollte. „Tanja hat das schon ganz gut gemacht“ sagte Susanne Zeltwanger-Canz. „Der Hintergrund sollte nicht ablenken, vermeidet Schlagschatten und Störgeräusche, denkt an das Format und die Perspektive und nutzt ein Stativ“, fasste Susanne Zeltwanger-Canz zusammen. Bei Instagram würde „Reels“ besonders gut angezeigt werden. Aber 90 Sekunden sollten die eingestellten Videobeiträge nicht übersteigen. Die Empfehlung läge bei 30 Sekunden Videolänge. Entsprechend bedeutend sei es, sich gut zu überlegen, was besonders wichtig ist und was wann in dem Video passieren soll. „Erarbeitet Euch ein Storyboard“, so Susanne Zeltwanger-Canz.
„Ich glaub, ich mache mal ein Video und schicke es Susanne“, schrieb Teilnehmerin Merit, „wenn ich mich traue“. Sehen würde das Video ja erst einmal nur die Referentin, die ihre persönliche und fachmännische Rückmeldung geben wird. Danach kann Merit immer noch frei entscheiden, ob sie das Video so belassen oder noch einmal verändern möchte. Eine Veröffentlichung steht selbstverständlich jedem frei. Wir freuen uns, wenn der eine oder andere Beitrag am Ende in unserem Blog landet.