Wenn das Smartphone zur Sucht wird

Fachinformation - geschrieben am 21.11.2022 - 14:55

Mit Mediensucht bei Kindern und Jugendlichen beschäftigte sich ein Workshop, zu dem der Kreisverband des Paritätischen Schwarzwald-Baar-Kreis am 16.11.2022 eingeladen hatte. Der Kreisvorstandsvorsitzende Alfred Zahn konnte 20 Fachkräfte aus der Schulsozialarbeit in den Räumlichkeiten der Stiftung Lernen-Fördern-Arbeiten in Villingen begrüßen. Referentin war Pia Wenzler von der Fachstelle Sucht Villingen-Schwenningen des Baden-Württembergischen Landesverbandes für Prävention und Rehabilitation.

Das Smartphone ist heute das häufigste Gerät in deutschen Kinder- und Jugendzimmern und wird nach Aussage der Referentin zum Teil der Identität. Was aber fasziniert Jugendliche an Neuen Medien? Weniger die Information und Kommunikation, sondern das Erleben eines Flows, das bis zu Rauschzuständen und dem Verlorengehen jeglichen Zeitgefühls gehen kann. Oft chatten oder zocken Jugendliche die ganze Nacht und kommen völlig übermüdet in die Schule. Aber auch vor Erwachsenen macht diese Faszination nicht halt; daher empfahl die Referentin den Fachkräften, auch ihren eigenen Medienkonsum zu überdenken. 

In Kleingruppen gingen die Teilnehmenden der Frage nach, woran sich Mediensucht bei Jugendlichen erkennen lässt. Zum einen im Sozialverhalten (Rückzug und Verringerung sozialer Kontakte), zum anderen im Konsumverhalten (ständig online sein und immer sofort auf Nachrichten reagieren). Weiterhin seien nachlassende schulische Leistungen und ein verändertes äußeres Erscheinungsbild (Blässe, Müdigkeit, Über- oder Untergewicht) alarmierende Signale. 

Gaming Disorder wird mittlerweile als Krankheit anerkannt. Medienabhängigkeit wird diagnostiziert, wenn über zwölf Monate anhaltendes, wiederkehrendes oder periodisch auftretendes Nutzungsverhalten von Online- oder Offline-Computerspielen bei fehlender Kontrollfähigkeit, Priorisierung vor anderen Lebensbereichen, Alltagsaktivitäten und Interessen bzw. Fortsetzung trotz negativer Konsequenzen festzustellen ist. Die Sucht verläuft dabei von einer positiven Einstellung zur häufigen Nutzung, zum Missbrauch bzw. unsachgemäßer Handhabung und schließlich bis zu Abhängigkeit und süchtigem Verhalten.

Dem hohen Medienkonsum liegen verschiedene Faktoren zugrunde: Soziale Ängste, Ablenkung, familiäre Konflikte, Einsamkeit, Langeweile, Stress/Druck usw. Dies sei bei der Arbeit mit den Kindern und Jugendlichen zu berücksichtigen.

Die Referentin gab den Teilnehmenden mit auf den Weg, dass man einen offenen Blick für das ganze Familiensystem haben müsse, da die Familie der bedeutendste Ort für die Medienerziehung sei. Die ganzheitliche Sicht sei wegweisend für die Arbeit mit den Kindern und Jugendlichen, ebenso die eigene Vorbildfunktion und klare Regeln, die kontrolliert werden und bei deren Nichteinhaltung Konsequenzen folgen.

Auch für die Frage „Was schützt vor einer Sucht?“ fanden sich Antworten. Unter anderem der angemessene Umgang mit negativen Gefühlen und Stress (Regulation) oder Problemlösefähigkeiten.

Mit Veranstaltungshinweisen, vielen verschiedenen Materialien zum Mitnehmen und Literaturangaben endete der dreistündige Workshop.

Die Teilnehmenden waren sich einig, dass sie im Workshop viel für die tägliche Arbeit gelernt und wertvolle Tipps für ihre Arbeit erhalten haben.
 

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