Altersarmut ist ein Armutszeugnis für ein reiches Bundesland!

Pressemitteilung - geschrieben am 30.09.2022 - 08:33

Stuttgart 30.09.2022 Anlässlich des Tags der älteren Menschen am Samstag, 1. Oktober, appellieren der PARITÄTISCHE Baden-Württemberg und der Sozialverband VdK Baden-Württemberg e.V. an die Landesregierung, bei den Maßnahmen zur Bewältigung der Energie- und Ukraine-Krise auch die Situation der älteren Menschen nicht zu vergessen. Rund 2,3 Millionen Menschen in Baden-Württemberg sind 65 Jahre oder älter. Bis zum Jahr 2030 soll ihr Anteil über 2,7 Millionen betragen und damit 24,1 Prozent der Gesamtbevölkerung Baden-Württembergs ausmachen. Laut statistischem Landesamt bezogen im Jahr 2020 allein 103.095 Menschen Grundsicherung im Alter und bei Erwerbsminderung – fast 1.200 mehr als im Vorjahr. Zwar liegen keine aktuelleren Zahlen vor, jedoch ist zu erwarten, dass die Zahl der Empfängerinnen und Empfänger aufgrund der Inflation und Energiekrise weiter gestiegen ist und steigen wird. Dennoch ist dieser Bevölkerungsteil von vielen Entlastungsmaßnahmen ausgenommen, obwohl steigende Preise für Lebensmittel, Strom oder Gas sie ebenfalls betreffen. Entlastungen, die jedem Haushalt zu gute kommen und nicht nur bestimmten Personengruppen vorbehalten sind, würden alle älteren Menschen entlasten und zum sozialen Frieden in Deutschland beitragen.

Hans-Josef Hotz, Landesverbandsvorsitzender des VdK Baden-Württemberg: „Wenn kleine Renten gerade so zum Leben ausreichen, ist jede Preissteigerung im Geldbeutel deutlich spürbar. Es darf nicht sein, dass nach einem Leben voller Arbeit die Rente nicht mehr für die alltäglichen Dinge ausreicht. Wer keine Grundsicherung im Alter erhält und knapp über der Einkommensgrenze liegt, ist aktuell leider von nahezu allen Entlastungsmaßnahmen ausgenommen. Erfreulich ist, dass die Energiepreispauschale endlich den Rentnerinnen und Rentnern gezahlt wird, so wie der Sozialverband VdK es gefordert hatte. Aber das reicht für die kommenden Monate nicht aus: Menschen, die keine Möglichkeit haben, für den Notfall etwas zurückzulegen, sollten aus Angst vor der Rechnung im Winter nicht frieren müssen. Damit sie nicht in die Privatinsolvenz abrutschen, muss die Landesregierung jetzt tätig werden. Wir stehen für Gespräche jederzeit zur Verfügung.“

Ursel Wolfgramm, Vorstandsvorsitzende des PARITÄTISCHEN Baden-Württemberg: „Altersarmut ist vor allem weiblich. Dieser Trend wird sich in den kommenden Jahren noch verschärfen. Frauen arbeiten häufig in Teilzeit und nicht selten in prekären Beschäftigungsverhältnissen. Wegen Kindererziehung oder Pflege von Angehörigen kommt es zu Erwerbslücken. Die Rentenansprüche sind dementsprechend niedrig und nur knapp oberhalb der Armutsschwelle, oft aber auch darunter. Dem stehen wir nicht machtlos gegenüber. Weibliche Altersarmut ist kein Schicksal. Die Pflege von Angehörigen beziehungsweise Care-Arbeit muss als gleichwertige Arbeit neben der Erwerbsarbeit anerkannt werden. Es braucht ein Familienpflegegeld analog zum Elterngeld und die vollumfängliche Rentenanerkennung der Pflegezeit. Pflegende Angehörige dürfen nicht deutlich schlechter gestellt werden als junge Eltern.“

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