Bildung ist Leben

Fachinformation - geschrieben am 12.07.2022 - 09:04

Es bedarf innovativer Bildungsansätze, bei denen Persönlichkeitsbildung und Potenzialentfaltung im Vordergrund stehen.

Eines der wichtigsten immateriellen Güter der Gesellschaft ist Bildung. Sie ermöglicht Potenzialentfaltung, Teilhabechancen und beeinflusst somit die Zukunft eines jeden Einzelnen. Oftmals wird Bildung rein formal als schulische Bildung verstanden. Sie ist jedoch viel mehr und muss daher mit all ihren Facetten betrachtet werden. Bildung muss ganzheitlich gesehen werden und jeden Lebensbereich und jede Lebensphase eines Menschen umfassen. Jeder Mensch hat seine eigene Bildungsbiographie und diese startet mit der Geburt.

Die prägendsten Jahre sind die ersten Lebensjahre. Hier wird die Basis für vielerlei Kompetenzen gelegt und diese Jahre bilden die Grundlage für das spätere Lernen. Nach der Schul-, Berufs- und Hochschulbildung hört das Lernen nicht auf. Es findet lebenslang statt. Somit muss Bildung immer die verschiedenen Zielgruppen und unterschiedlichen Lebensphasen im Blick haben.

Das PARITÄTISCHE Bildungsverständnis

Der PARITÄTISCHE Baden-Württemberg steht für die Prinzipien Offenheit, Vielfalt und Toleranz und ist den Werten Selbstbestimmung, Solidarität und Chancengerechtigkeit verpflichtet. Diese Werte und Prinzipien sollten auch im Bildungsverständnis zum Tragen kommen. Im März 2020 führte das Referat Bildung eine Denkwerkstatt mit dem Ziel durch, ein paritätisches Positionspapier zum Thema Bildung zu entwickeln. Teilgenommen haben Personen aus verschiedenen Bereichen. Daraus wurde der PARITÄTISCHE Bildungsbegriff entwickelt. Er steht für: Bedarfsgerecht, inklusiv, lebenslang, digital, unterstützend, nachhaltig und gerecht. 

Bildung ganzheitlich zu sehen bedeutet, den Menschen als Ganzes zu sehen – mit seiner Fähigkeiten und Begabungen. Dieses gilt es im Bildungssystem zu fördern. Dazu bedarf es innovativer Bildungsansätze, bei denen die Persönlichkeitsbildung und Potenzialentfaltung im Vordergrund stehen.

Beitrag aus PARITÄTinform 2/2022

Positionspapier Bildung in Kürze

Bedarfsgerecht

Bedarfsgerecht heißt, dass Bildung einem Bedarf gerecht werden muss. Bedarfe orientieren sich an den individuellen Gegebenheiten eines jeden Einzelnen. Somit ist zentrale Aufgabe der Bildung nach den individuellen Fähigkeiten und Begabungen des einzelnen Menschen zu schauen und diese zu fördern und zu fordern. Die Vielfalt an Begabungen einzelner Menschen muss auch in der Vielfalt der Bildung zum Tragen kommen. Die Gestaltung von Lern- und Lehrprozessen müssen differenziert sein und der Vielfalt gerecht werden.

Inklusiv

Der Begriff Inklusion beinhaltet uneingeschränkte Teilhabe aller in der Gesellschaft. Zugangsbarrieren müssen hierfür abgebaut werden – und damit sind nicht nur räumliche gemeint. Auch soziale, institutionelle und auch sprachliche Barrieren müssen reduziert werden. Gemäß Artikel 24 der UN Behindertenrechtskonvention hat jedes Kind und jede*r Jugendliche das Recht, trotz einer Behinderung am Unterricht an allgemeinen Grundschulen und weiterführenden Schulen teilzunehmen. In Baden-Württemberg muss ein inklusives Bildungssystem noch weiter ausgebaut werden. Gleichbehandlung von jungen Menschen kann nur gelingen, wenn alle nach ihren Begabungen und Fähigkeiten gefördert und gefordert werden.

Lebenslang

In unserer schnelllebigen Zeit ist lebenslanges Lernen unabdingbar. Es beinhaltet nicht nur formale Bildungsprozesse wie Schulbildung, Ausbildung/Studium, Fort- und Weiterbildungen etc., sondern auch alle informellen und nonformalen Lernprozesse in unterschiedlichen Phasen des Lebens. Eine wichtige Grundlage ist hierbei, dass Schule auf das lebenslange Lernen vorbereitet – Wissen ist mittlerweile schnelllebig und kann jederzeit durch technische Mittel abgerufen werden. Um in dieser Welt zurechtzukommen, benötigt man die Kompetenz, Wissen immer wieder aneignen, überprüfen und weiterentwickeln zu können.

Digital

Die Digitalisierung der Bildung hat sich durch die Corona-Pandemie rasant weiterentwickelt. Aufgrund der hohen Geschwindigkeit der Ereignisse wurde das Bildungssystem nicht zum Akteur und Entwickler digitaler pädagogischer Konzepte, sondern es folgte eher den technischen Möglichkeiten. Kompetent in einer digitalen Welt zu sein, bedeutet nicht nur allein, die Geräte technisch bedienen zu können. Auch die Bewertung der Inhalte und Quellen gehört zur Medienkompetenz dazu. Dies konzeptionell auszubauen, ist ein wichtiger Auftrag an das Bildungssystem.

Unterstützend

Bildungsangebote müssen an den Adressaten orientiert sein und nicht umgekehrt. Im schulischen Kontext wird mit Unterstützung der Begriff „individuelle Förderung“ verbunden. Individuelle Förderung wird oftmals leider nur defizitär gesehen und nicht als Chance der Potenzialentfaltung. Durch Förderung und Unterstützung der individuellen Begabungen und Fähigkeiten werden Zukunftschancen und Teilhabe an der Gesellschaft ermöglicht.

Nachhaltig

Bildung muss nachhaltig sein – und zum nachhaltigen Handeln befähigen und somit über reines Faktenwissen hinausgehen. Bildung für nachhaltige Entwicklung (BNE) soll zum zukunftsfähigen Denken und Handeln führen. Dieses Denken und Handeln ist wichtig, um drängende globale Probleme zu bearbeiten und Veränderungen herbeizuführen. Dabei geht es jedoch nicht nur um ökonomische und ökologische Fragestellungen, sondern auch um soziale Aspekte wie Chancengerechtigkeit und die Frage nach der Lebensqualität.

Gerecht

Bildung muss gerecht sein und Chancen ermöglichen. Bildungserfolg ist aber vielfach noch abhängig von der sozialen Schicht, dem Geschlecht, der Bildungsherkunft und der Migrationsbiografie. Bildungsgerechtigkeit heißt jeden mit seinen Potenzialen Chancen auf ein selbstbestimmtes Leben zu ermöglichen.

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