Sozialverbände fordern bessere Bedingungen für Frauen in der Pflege

Pressemitteilung - geschrieben am 11.05.2022 - 08:05

Stuttgart 11.05.2022   In Baden-Württemberg gibt es laut statistischem Landesamt (2019) 142.357 Pflegekräfte. Davon sind 84 Prozent weiblich. Bei Auszubildenden, die 2020 eine Ausbildung begonnen haben, sind über drei Viertel Frauen. Der Sozialverband VdK Baden-Württemberg und der PARITÄTISCHE Baden-Württemberg fordern zum „Tag der Pflegenden“ am Donnerstag, 12. Mai, bessere Rahmenbedingungen für Frauen in Pflegeberufen. Familie und Beruf müssen vereinbar, Kinderbetreuungszeiten ausgeweitet, flexiblere Arbeitszeitmodelle geschaffen und Gesundheitsförderung fester Bestandteil des Pflegealltags sein.

Die Sozialverbände appellieren an die Regierung, eine Offensive zur Personalgewinnung zu starten, um neue Auszubildende sowie Quereinsteiger für den Pflegeberuf zu gewinnen. Weiterhin drängen der PARITÄTISCHE Baden-Württemberg und der VdK-Landesverband Baden-Württemberg auf eine Bürgervollversicherung in der Pflege, damit die steigenden Kosten für Bezahlung nach Tarif und mehr Personal nicht zulasten der Pflegebedürftigen und ihrer Angehörigen gehen. Die Trendwende in der Pflege kann nur durch einen Finanzausgleich mit der privaten Pflegeversicherung gelingen.

 Ursel Wolfgramm, Vorstandsvorsitzende des PARITÄTISCHEN Baden-Württemberg:
„Nicht erst seit der Corona-Pandemie ist die physische und psychische Arbeitsbelastung bei Pflegekräften besonders hoch. Der Teufelskreis aus bestehendem Personalmangel und der damit einhergehenden hohen Arbeitslast, Arbeitsverdichtung, kurzfristigem Einspringen und unzuverlässiger Dienstplanung verschärft die Situation. Diese Arbeitsbedingungen gehen vor allem zu Lasten von Frauen. Sie machen den Großteil an Pflegekräften aus, arbeiten häufig in Teilzeit und müssen Familie und Beruf miteinander vereinbaren. Es ist dringend erforderlich, die Kinderbetreuungszeiten in Kitas auszuweiten und an den Schichtdienst und die Arbeitszeiten in der Pflege anzupassen. Gesundheitsförderung, Arbeitsschutz und Prävention müssten fester Teil im beruflichen Pflegealltag sein und zur Umsetzung zusätzliches Personal eingesetzt vollständig refinanziert werden. Um mehr Männer für Pflegeberufe zu gewinnen, sollte bei Berufsorientierung und Sozialpraktika die Kooperation zwischen Schule und Altenpflege verstärkt und fest verankert werden.“

Hans-Josef Hotz, Landesverbandsvorsitzender des VdK Baden-Württemberg:
„Der wirtschaftliche Druck im privatisierten Gesundheitswesen hat spürbare Folgen für die Arbeitsbedingungen des Pflegepersonals. Der permanente Kampf mit Überstunden, Mehrarbeit, Schichtdiensten am Wochenende und an Feiertagen mindert die Qualität der Pflege. Am Ende leidet immer die Versorgung der Pflegebedürftigen. Um den völligen Kollaps des Systems zu verhindern, muss die Politik endlich handeln. Das Versprechen von verbesserten Personalschlüsseln und Tarifsteigerungen allein reicht nicht aus, um neue Pflegekräfte zu gewinnen und ausgebildetes Personal auf lange Sicht im Pflegeberuf zu halten. Pflegekräfte müssen auch endlich als das wahrgenommen werden, was sie sind: Eine wertvolle Ressource! Die Wertschätzung beginnt bei einer angemessenen Entlohnung, durch den die Pflegeberufe finanziell endlich zu anderen Berufsgruppen aufschließen können. Außerdem müssen Strukturen geschaffen werden, um auch deutlich mehr männliche Fachkräfte dauerhaft für den Pflegeberuf zu gewinnen. Insgesamt muss das Gesundheitswesen endlich besser ausgestattet werden. Denn das aktuelle System bringt die Pflegekräfte sehr schnell an ihre physischen und psychischen Grenzen – und zwingt sie damit, letztendlich ihren Pflegeberuf aufzugeben.“

Hinweis an die Redaktionen:
Gleichlautende Pressemitteilung wird auch vom Sozialverband VdK Baden-Württemberg versendet.

 

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