Verstärkung sozialer Ungleichheit durch Corona – was tun?

Fachinformation - geschrieben am 17.11.2021 - 16:01

Mit der gelungenen Auftaktveranstaltung wurde am 16. November 2021 der Grundstein für die neue Veranstaltungsreihe „Der PARITÄTISCHE Reden & Verändern“ des Kreisverbandes Ravensburg gelegt.

Knapp 30 Zuhörer lauschten im Speisehaus Laurentius der Stiftung KBZO in Weingarten dem Vortrag von Prof. Dr. Andreas Lange, der an der Hochschule Ravensburg-Weingarten zu den gesellschaftlichen Auswirkungen der Corona-Krise forscht. Unter dem Titel „Verstärkung sozialer Ungleichheit durch Corona – was tun?“ stellte er die aktuellen Erkenntnisse der Sozialforschung zur Corona-Pandemie vor und ordnete sie wissenschaftlich ein. Dabei stellte er die These auf, dass die Corona-Krise eine „ohnehin schon individuell und sozial überforderte Gesellschaft „am Anschlag““ getroffen habe, was die bereits bestehende „Polarisierung in gut situiert und nachteilig situiert in ihren Wirkungen“ verschärfe. Er verdeutlichte, dass diese Polarisierung sowohl Erwachsene als auch Kinder und Jugendliche beträfe. Von einer „Generation Corona“ könne man jedoch nicht sprechen, vielmehr verliefen „tiefe Gräben innerhalb der Gruppen der Heranwachsenden“.

Prof. Dr. Andreas Lange

Die Corona-Krise traf eine ohnehin schon individuell und sozial überforderte Gesellschaft "am Anschlag", was die Polarisierung in gut und nachteilig situiert in ihren Wirkungen nochmals verschärft. Corona wirkte also als Brennglas.

Prof. Dr. Andreas Lange

In seiner Schilderung des „neoliberalen Systems der Marktverherrlichung und Sorgearbeitsabwertung“ machte er deutlich, wie wichtig das Denken über soziale Ungleichheit sei: In einer Meritokratie werde große Ungleichheit akzeptiert, denn „Die da oben haben es verdient!“. Seit Jahrzehnten werde suggeriert, dass Leistung sich lohnen müsse, was jedoch nur auf wenige Lohnarbeiter zuträfe, und schon gar nicht auf diejenigen, die Carearbeit übernähmen. Diese Verdrängung von Sorgearbeit aus dem Fokus der gesellschaftlichen Aufmerksamkeit werde durch die Pandemie „zumindest teilweise mit ihren fatalen Konsequenzen bewusst gemacht“. Er zeigte auf, dass Corona die Chance zur Transformation beinhalte, und schloss mit dem versöhnlichen Ausblick, dass die Gesellschaft eine Neuausrichtung hin zu einer gerechteren, sorgenden Gesellschaft schaffen könne. Die anschließende angeregte Diskussion zeigte, wie sehr der Vortrag zum Nachdenken angeregt hatte und sich die meisten Anwesenden den angeführten Argumenten und Lösungsvorschlägen anschließen konnten. Spannend und auch nach dem Imbiss unbeantwortet blieb dabei die Einschätzung, ob sich nach der Pandemie ein geändertes Bewusstsein auch artikulieren werde.

Der Vorstand des paritätischen Kreisverbandes Ravensburg zeigte sich sehr zufrieden mit der Veranstaltung: „Als wir im Sommer den Mut aufbrachten, für den Herbst eine Präsenzveranstaltung zum Thema Corona ins Auge zu fassen, waren wir uns nicht völlig sicher, ob dieser Plan so aufgehen würde. Die Anmeldungen und der rege Austausch haben bestätigt, dass Veranstaltungsformat und -thema ins Mark getroffen haben“, so Christian Mahl, der für den Gastgeber KBZO und als Vertreter des Kreisverbands-Vorstandes die Begrüßung übernahm. Insofern können sich die Zuhörer auf eine weitere Runde im nächsten Jahr freuen.

Handout zum Vortrag von Prof. Dr. Andreas Lange
Bericht in der Schwäbischen Zeitung vom 16.11.2021

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