Vorreiter bei integrativen Kindergärten

Fachinformation - geschrieben am 23.02.2023 - 12:54
inklusive Kindergartengruppe mit einer Erzieherin

Positive Erfahrungen mit dem Konzept „Zwei unter einem Dach“ überzeugen

Schon lange bevor das Bundesteilhabegesetz (BTHG) diskutiert und eingeführt wurde, ging die KBF (Körperbehindertenförderung) in der Kinderbetreuung einen Weg, der sicherstellte, dass Kinder mit Behinderung Teilhabe erfahren können. 1998 entstand in Hechingen das Haus der sozialen Dienste, das neben einem Schulkindergarten auch einen Regelkindergarten beherbergen sollte – mit der Besonderheit, dass beide Einrichtungen nicht nebeneinander existieren, sondern die Gruppen durchmischt würden.

„Zwei unter einem Dach“ nennt Claudia Haigis, die damals die beiden Kindergärten leitete, das Konzept, das bei der KBF vorsah, dass Kinder ohne Behinderung zum Schulkindergarten hinzustoßen würden und nicht umgekehrt. Das Konzept kam bei der Bevölkerung sofort an, auch da es sich um den ersten Ganztageskindergarten in Hechingen handelte.

Die Politik war zunächst skeptisch

In der Politik sorgte die neue Idee jedoch zunächst für Verwirrung. Haigis: „Ich kann mich erinnern, wie der Schulrat aus Albstadt sagte: „Integrativ, so etwas gibt es nicht. Es müssen zwei Räume sein. Ein Raum für Kinder mit Behinderung und ein Raum für die Regelkinder“. Für die KBF war jedoch klar, dass man beide Gruppen durchmischen würde.

Die Stadt und die Behindertenförderung Zollern-Alb zeigten sich vom Konzept sofort begeistert und so wurden Gruppen und Personal aufgeteilt und zu den fünf Kindern aus dem Schulkindergarten nach und nach nicht-behinderte Kinder aufgenommen. Schon Ende 1998 waren die Gruppen mit jeweils maximal zwölf Kindern komplett. Das Konzept wurde von den Eltern gut angenommen, denn die kleinen Gruppen überzeugten ebenso wie die interdisziplinäre Expertise.

Kinder mit und ohne Behinderung lernen voneinander

So gab es von Anfang an einen Orientierungsplan zu den Lerninhalten im Kindergarten. Therapien von Fachleuten wurden vor Ort angeboten, so dass auch nicht-behinderte Kinder Physiotherapie oder Logopädie direkt im Kindergarten erhalten konnten. Von Anfang an wurden Psychomotorik- Kurse für alle Kinder angeboten. Nicht zuletzt zeigte sich, wie wertvoll der integrative Gedanke ist. Das gegenseitige Geben und Nehmen, die Erfahrung, dass Kinder mit und ohne Behinderung voneinander lernen, überzeugte die letzten Skeptiker.

„Kinder mit Handicap bekamen was sie brauchten“, gleichzeitig gab es im Alltag einfach diese Normalität. Die Behinderung stand nie im Vordergrund.“ so Haigis.

Die KBF behielt in der Region die Vorreiterrolle mit diesem Konzept, das sie nach und nach auf all ihre Kindergärten übertrug. Andere Träger zogen nach, um dann wieder zurück zu rudern. Eines hat sich jedoch gezeigt: Einzelinklusionen in Kindergärten sind beim derzeitigen Fachkräftemangel oft schwer zu bewältigen. Die integrativen Kindergärten können hier mehr bieten.

 

Doris Jones

Öffentlichkeitsarbeit 

KBF gGmbH Mössingen 

 

Beitrag aus PARITÄTinform 4/2022

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