Sich den Herausforderungen anpassen und gestärkt daraus hervorgehen
Wenn ich in Seminaren frage: „Was ist für Euch die größte Herausforderung im Team?“, höre ich fast immer drei Antworten: Fachkräftemangel, ungelöste Konflikte und der Unterschied zwischen den Generationen. Doch in den Seminaren schauen wir auch darauf, wie Teams gerade diese Herausforderungen meistern. Die Antworten sind oft überraschend positiv: Sie pflegen starke Beziehungen, sprechen offen miteinander und haben Führungskräfte, die ihnen den Rücken stärken.
Diese Ansätze bilden die Grundlage für Resilienz – eine Fähigkeit, die Teams nicht nur durch Krisen führt, sondern sie daran wachsen lässt.
Die Grundlagen von Teamresilienz
Resilienz beschreibt die Fähigkeit, sich den Herausforderungen anzupassen und gestärkt daraus hervorzugehen. Für Teams ist Resilienz ein dynamischer Prozess, der kollektive Ressourcen nutzt, um Stress zu bewältigen. Dabei spielen folgende Faktoren eine Schlüsselrolle:
Psychologische Sicherheit: Teammitglieder können offen sprechen und Fehler zugeben, ohne Angst vor Verurteilung. Gemeinsamer Sinn: Klare Ziele und Werte schaffen Orientierung. Transparente Kommunikation: Ehrliches Feedback und ein offener Austausch stärken das Vertrauen. Flexibilität: Teams reagieren agil und finden kreative Lösungen.
Psychologische Sicherheit
In einem sicheren Team wird ein Fehler als Chance zum Lernen betrachtet. Stell dir vor, eine Kollegin sagt in einer Team-sitzung: „Ich glaube, ich habe einen Fehler gemacht, der die Zahlen durcheinandergebracht haben könnte.“ In einem unsicheren Team folgen Augenrollen und betretenes Schweigen. In einem sicheren Team hingegen antwortet jemand: „Gut, dass du das ansprichst. Lass uns gemeinsam schauen, wie wir das lösen können.“ Dieser Unterschied zeigt, wie entscheidend psychologische Sicherheit ist: Sie ermöglicht es Teammitgliedern, offen zu sprechen, sich Fehler einzugestehen und ohne Angst vor Verurteilung auch schwierige Themen anzusprechen.
Psychologische Sicherheit zeigt sich in vier Aspekten: Fehler dürfen gemacht, Ideen offen geteilt und Herausforderungen ehrlich angesprochen werden. Kritik wird konstruktiv formuliert, etwa mit: „Das können wir noch besser machen – was denkst du?“ Diese Sicherheit entsteht nicht von selbst. Führungskräfte und Teams müssen aktiv daran arbeiten, eine vertrauensvolle Atmosphäre zu schaffen, in der Kreativität und Wachstum möglich sind.
Führung als Vorbild
Eine Führungskraft sagte im Seminar: „Bin ich wirklich verantwortlich, ob Teammitglieder bleiben oder gehen?“ Tatsächlich sind schlechte Beziehungen zur Führungskraft laut Studien der Hauptgrund für Kündigungen, während gute Beziehungen Mitarbeitende langfristig binden.
Doch genau darin liegt auch eine Chance. Führung besteht nicht nur aus Organisation und Zielsetzung, sondern vor allem aus Vertrauen und Beziehung. Führungskräfte, die aktiv auf ihre Teams eingehen, schaffen ein Umfeld, in dem Mitarbeitende motiviert bleiben und Herausforderungen gemeinsam angehen.
Teamgeist ist keine Selbstverständlichkeit
Teamgeist in Krisenzeiten ist keine Selbstverständlichkeit, sondern das Ergebnis bewusster Arbeit an Resilienz, Führung, Kommunikation und Vertrauen. Teams, die Konflikte als Chance begreifen, sich gegenseitig unterstützen und aufeinander vertrauen, können nicht nur Krisen bewältigen, sondern gestärkt in die Zukunft blicken.
Martina Kohrn
Konflikt- und Resilienztrainerin
