„How are you?" lautet der Titel der Studie zur Lebenssituation junger LSBTIQA* Im Rahmen der Online-Befragung „How are you?“ haben der BJR und IDA - Institut für Diversity- und Antidiskriminierungsforschung viele LSBTIQA* Jugendliche und junge Erwachsene aus Bayern im Rahmen einer Umfrage befragt, um ein aussagekräftiges Bild zu ihrer Lebenssituation zu gewinnen. Dabei wurde ein besonderer Fokus auf Diskriminierungserfahrungen, Ressourcen und spezifische Bedarfe gesetzt.
Das Forschungsprojekt „How are you?” wurde vom Bayerischen Jugendring (BJR) in Auftrag gegeben, um die Lebenssituation queerer Menschen zwischen 14 und 27 Jahren in Bayern zu untersuchen. Dazu wurde in enger Zusammenarbeit mit Beiräten aus Fach- und Alltagsexpert:innen eine quantitative Online-Befragung erarbeitet, die zwischen April und Juni 2023 mehr als 2.000 Teilnehmende erreichte. Nachfolgend sind zentrale Erkenntnisse aus der Analyse der Daten dargestellt.
1. LSBTIQA* Identität: Circa die Hälfte der Befragten ist cisgeschlechtlich (cis*), etwas weniger gaben trans*, nicht-binäre und/oder questioning (TNQ*) Geschlechtsidentitäten an. Über die Hälfte benannte (eine) sexuelle Identität(en) auf dem bi+sexuellen,ein Drittel auf dem homosexuellen sowie ein Fünftel auf dem a_sexuellen Spektrum. Der Anteil intergeschlechtlicher Befragter liegt bei unter einem Prozent.
2. Wohlbefinden und Resilienz: Sowohl Wohlbefinden als auch Resilienz sind deutlich geringer als bei repräsentativen Befragungen der Allgemeinbevölkerung gleichen Alters. Innerhalb der Studie fallen die Werte für TNQ* Personen niedriger aus als für cis* Befragte.
3. Offenheit: Gegenüber Freund:innen zeigt sich diegrößte Offenheit im Umgang mit der LSBTIQA* Identität, am Arbeitsplatz ist sie am geringsten. Gegenüber der Familie sind die Befragten verschlossener als im Internet.
4. Diskriminierung: 93,9% der Befragten gaben eine bis 19 Diskriminierungserfahrungen an, lediglich 5,3% haben keine Diskriminierung erlebt. Bei TNQ* Befragten ist die Diskriminierung höher als bei cis* Befragten. Höhere Diskriminierungserfahrungen gehen mit niedrigerem Wohlbefinden sowie geringerer Resilienz einher. Je mehr Intersektionalitätsdimensionen angegeben wurden, desto höher war das Ausmaß der Diskriminierung.
5. Soziale Unterstützung: Knapp die Hälfte der Befragten gab an, zwischen 3 und 5 Personen zu kennen, die sie bei persönlichen Problemen um Unterstützung bitten können. 3,7% gaben an, sich an niemanden wenden zu können. Jüngere, auf dem Land lebende sowie TNQ* Befragte nannten weniger Bezugspersonen als die jeweiligen Vergleichsgruppen.
6. Partizipation und Freizeit: Drei Mal so viele Befragte besuchen ein queeres Jugendzentrum im Vergleich zum Besuch allgemeiner Jugendzentren ohne bzw. mit LSBTIQA* Angebot. Jugendgruppen wurden von mehr als der Hälfte der Teilnehmenden besucht. In Metropolen war die Inanspruchnahme queerer Jugendangebote besonders hoch.
7. Bedarfe: Die große Mehrheit der Befragten benannte Sensibilisierung zu LSBTIQA* Themen als zentralen Bedarf, u. a. im Kontext von (Hoch-)Schule, Arbeit und Behörden sowie bei medizinischem und psychologischem Fachpersonal. Auch (LSBTIQA*) Freizeitangebote in der Nähe wünschte sich die Mehrheit der Befragten – insbesondere die Jüngeren. Knapp zwei Drittel der queeren Jugendlichen nannte einen Bedarf an Beratungsangeboten.
Hinweis der Redaktion: Mit dem Akronym LSBTIQA* sind in diesem Text lesbische, schwule, bi+, trans*, inter*, queere, a_sexuelle und a_romantische Menschen gemeint. Der Asterisk steht zudem für eine Bandbreite von weiteren queeren Identitäten, wie z. B. pan, nicht-binär oder agender. Alternativ wird auch das Adjektiv queer als Sammelbegriff für alle nicht-hetero-sexuellen, nicht-cis- und/oder nicht-endogeschlechtlichen Personen verwendet.
Quelle: Bayrischer Jugendring