Spurwechsel

Fachinformation - geschrieben am 04.10.2024 - 09:17
Bahngleise und Weichen

Die Idee war, ein trägerübergreifendes ambulantes Angebot nach einem systemisch-familienorientierten Ansatz mit elternaktivierenden Elementen zu entwickeln. Das Angebot sollte sich an Eltern richten, die sich aus unterschiedlichen Gründen anderen Hilfen entzogen hatten und nicht mitwirkten. Vor diesem Hintergrund war es folgerichtig, in dem Angebot unter anderem auf gemeinsame Haltungen, methodische Ansätze und eine gemeinsame Sprache Wert zu legen, um die Zusammenarbeit zu entwickeln.

Unterstützung von Familien im Kontext der Hilfen zur Erziehung In der Systemischen Interaktionsberatung oder auch Interaktionstherapie, kurz SIT, die auf den Psychologen Michael Biene zurückgeht, liegt der Schwerpunkt auf der Unterstützung von Familien im Kontext der Hilfen zur Erziehung. Bei Spurwechsel handelt es sich um ein Angebot für Eltern nach § 27 Abs. 3 SGB VIII mit intensiven elternzentrierten Elementen.

Zielgruppe sind Eltern, die sich selbst in der Erziehung ihrer Kinder als nicht mehr wirksam erleben und angesichts dieses Erlebens die Überzeugung entwickeln, dass Fachkräfte ihre Kinder wirksamer erziehen können als sie selbst. Oder: Eltern, die auftretende Herausforderungen nicht in vergleichbarer Form wahrnehmen und bewerten, wie sie beispielsweise aus dem Umfeld der Familie, der Schule oder dem Jugendamt benannt und beurteilt werden. Und die deshalb Unterstützungsangebote tendenziell ablehnen, obwohl diese von Dritten als zwingend notwendig erachtet werden, um langfristig das Wohl des Kindes zu sichern.
 

Die Umsetzung
Gewünschte Veränderungen werden konkret beschrieben, damit die Eltern ihr Tun hinterfragen und ändern können. Dies gilt sowohl für das Verhalten des Kindes, wie schlagen, ritzen, Schule schwänzen, als auch für das Verhalten der Eltern, wie Abwertung des anderen Elternteils, Abwertung der Lehrkraft, Vernachlässigung der Aufsichtspflicht. Ein wesentlicher Baustein ist die gegenseitige Unterstützung durch Eltern, die sich entschieden haben, die Situation selbst zu verändern. Das Ziel: neue Handlungsmuster initiieren Ziel ist immer die Veränderung der von den Eltern oder dem Umfeld als änderungswürdig wahrgenommenen Punkte und die Übernahme der Zuständigkeit für das Geschehen durch die Eltern. Dazu werden die Haltungen der Eltern und der Mitarbeitenden laufend überprüft, ob Veränderung für möglich oder auch für nötig gehalten wird. Auf der Basis kann der Arbeitsansatz helfen, eventuell neue, zu Änderung motivierende Handlungsmuster zu initiieren. Dies wird supervisorisch durch das SIT Institut begleitet.

Diese Form der engen Zusammenarbeit in einem Angebot stellt die Träger wiederkehrend vor Herausforderungen. Und sie bietet gleichzeitig vielfältige Chancen. Beispielsweise für gegenseitiges Verstehen, für die Mitarbeiterqualifikation oder für die Bildung eines gemeinsamen Wissens in Bezug auf Haltung und Sprache.

Individuelle Bausteine der Hilfe: 

Mit Eltern

  • Elternberatung (Einzel-, Co-Beratung)
  • Zusammenführen in Elterngruppe (ab 2 Elternteilen)
  • Moderierte Gespräche bei Elternkonflikten

Mit Eltern und Kindern

  • Interaktionsbeobachtung
  • Aktionen mit Eltern und Kind
  • Moderierte Gespräche bei Eltern-Kind-Konflikten
  • Kontrolle/§8a, z. B.
  • - Hausbesuche
  • - Auflagen
  • - Intensive Rückkoppelung
  • mit ASD
  • - begleitete Umgänge

Mit Kindern/Jugendlichen

  • Gespräche mit Kind/Jugendlichem
  • Aktionen mit Kind/Jugendlichem

Im Sozialraum

  • Schule, KiTa
  • Erweitertes Familiensystem
  • Therapeut, KJP(P)
  • Vereine
  • Behörden
  • Pflegefamilie

Sebastian Paulsen
Geschäftsführer
Rückenwind e.V. Überlingen

Beitrag aus ParitätInform 3/2024

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