Social Impact Investing

Fachinformation - geschrieben am 09.12.2022 - 15:04

Bei Anlageentscheidungen wird zunehmend nicht nur die Rendite bewertet, sondern auch die Umwelt, soziale und Aspekte der Unternehmensführung von Produkten und die Wirkung, die diese auf Menschen und Umwelt ausüben. Neben die Kaufmannsrendite tritt zunehmend die ökologische und soziale Rendite als gleichwertige Zielgröße. Dieser Paradigmenwechsel wird getrieben durch Stakeholder (zum Beispiel Mieter*innen und Mitarbeitende), die Regulatorik der EU und vor allem durch die Investor*innen.

Alle Unternehmen der Immobilienwirtschaft werden sich dieser Herausforderung stellen müssen. Diejenigen, die einen Schritt weitergehen wollen, entwickeln aktuell Impact Investing-Projekte und -Fonds. Hierbei geht es darum, Stakeholder zu berücksichtigen, Städte und Kommunen als Partner einzubinden und die Klimaziele sowie die Nachhaltigkeitsagenda der Europäischen Union und des United Nations Global Compact Netzwerks zu unterstützen. Für diese „Königsklasse“ der Immobilien-Investitionen reicht es nicht, sich an gesetzliche Vorgaben zu halten. Vielmehr gilt es von Anfang an, strategische Wirkungsziele (zum Beispiel Verringerung der Jugendarbeitslosigkeit in einem Viertel) zu definieren, diese mit Leistungskennzahlen (KPIs) zu unterlegen und über einen längeren Zeitraum zu monitoren.

Fehlender Wohnraum verschärft soziale Spannungen

Die Forderung nach bezahlbarem Wohnraum ist ein politisches Dauerthema von hoher gesellschaftlicher Brisanz. Vor allem in städtischen Ballungsräumen sind die Miet- und Immobilienpreise in den letzten Jahren stark gestiegen. Leidtragende sind besonders Haushalte mit mittleren und geringen Einkommen, bei denen ein überproportional großer Teil der Lebenshaltungskosten auf Wohnen (inkl. Wasser/Abwasser, Heizung, Instandhaltung und aktuell exorbitant steigende Energiekosten) entfällt. Fehlender bezahlbarer Wohnraum verstärkt die Gegensätze zwischen Arm und Reich und verschärft soziale Spannungen, etwa durch Überbelegung von Wohneinheiten, Verdrängungs- und Gentrifizierungseffekte sowie zunehmende soziale Segregation in geografisch getrennte, sozial homogene Wohnviertel. Wirkungsorientierte Investitionen können durch die Bereitstellung von zusätzlichem bezahlbarem Wohnraum diese Effekte abmildern und einen Beitrag zu sozialer Gerechtigkeit und gesellschaftlichem Zusammenhalt leisten.

Das Wirkungsfeld des bezahlbaren Wohnens lässt sich in eine Reihe von Wirkungszielen herunterbrechen, zum Beispiel die Schaffung bezahlbarer und/oder sozialer Wohnräume, die Versorgung benachteiligter Zielgruppen, die Verbesserung ihrer Einkommenssituation bzw. ihrer gesamten Lebenssituation. Die positive Wirkung muss in Form einer Veränderung für eine benachteiligte oder unterversorgte Zielgruppen (zum Beispiel Familien mit kleinen Kindern, Menschen mit Migrationshintergrund, Jugendliche, ältere Menschen oder Menschen mit Behinderung) formuliert werden. Um das Erreichen der Wirkungsziele feststellen zu können, müssen den einzelnen Wirkungszielen erfass- und messbare Indikatoren zugeordnet werden (zum Beispiel die Anzahl bezahlbarer Wohneinheiten, der versorgten Haushalte oder von Grünflächen und Spielplätzen).

Wirkungsziele nachhaltiger Quartiersentwicklung

Besonders die nachhaltige Entwicklung ganzer Wohnquartiere ist eine wichtige Aufgabe, denn viele urbane Ballungsräume sind Brenngläser für soziale und ökologische Probleme. Wirkungsziele der nachhaltigen Quartiersentwicklung können zum Beispiel. die Förderung der sozioökonomischen Durchmischung, der lokalen Infrastruktur oder die kulturelle und wirtschaftliche Vielfalt im Quartier formuliert sein. Auch diesen Wirkungszielen müssen erfass- und messbare Indikatoren zugeordnet werden (beispielsweise die Anzahl sozialer Einrichtungen, von Bildungs- und Betreuungsangeboten, der vor Ort geschaffenen Arbeitsplätze und zum Beispiel die Arbeitslosenquote), anhand derer die positive Veränderung für die jeweilige Zielgruppe erfassbar ist.

Angemessenes Wohnen zählt zu den menschlichen Grundbedürfnissen und bildet die Basis für gesellschaftliche Teilhabe und sozialen Zusammenhalt. Wenn die Chancen benachteiligter Gruppen auf dem Wohnungsmarkt verbessert werden, reduziert das die soziale Ungleichheit in Städten und ermöglicht die Realisierung von sicheren, inklusiven und nachhaltigen Städten und Gemeinden.

Wirkungsorientierte Immobilieninvestitionen erfordern das Verfolgen positiver Wirkungsziele während des gesamten Investmentprozesses und ermöglichen damit neben marktgerechten und nachhaltigen Renditen eine messbare soziale und ökologische Wirkung. In einer Zeit, in der sich die Stimmung in der Gesellschaft grundlegend verändert, kann kein Unternehmen mehr reines Profitstreben ver-argumentieren. Dies gilt insbesondere auch für die Immobilienwirtschaft, eine der größten Branchen Deutschlands.

Leitfäden für soziales-gesellschaftliches Engagement und Social Impact Investing

Das Institut für Corporate Governance in der deutschen Immobilienwirtschaft (ICG) hat eine umfangreiche Toolbox für alle Themen rund um nachhaltige, werteorientierte Unternehmensführung entwickelt, u.a. auch – in Kooperation mit PHINEO – Leitfäden für soziales-gesellschaftliches Engagement und Social Impact Investing (inkl. einer Studie zur Wirkungsmessung inkl. Scoring Modell für die konkrete Umsetzung am Projekt). Im zwanzigsten Jahr seines Bestehens ist die Arbeit des ICG wichtiger denn je.

Denn eines wird immer deutlicher: Nicht nur die Rendite, auch die positive gesellschaftliche Wirkung von Immobilien zählt.

 

Dr. Andreas Rickert

Vorstand

PHINEO 

 

Karin Barthelmes-Wehr

Geschäftsführerin 

Institute für Corporate Governance in der deutschen Immobilienwirtschaft

 

Beitrag aus PARITÄTinform 3/2022

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