Selbsthilfe als Baustein im Betrieblichen Gesundheitsmanagement

Fachinformation - geschrieben am 04.03.2025 - 10:02
Menschen mittleren Alters sitzen in einem Kreis. Eine Frau erzählt sehr engagiert

Eine strategisch sinnvolle Ergänzung und Bereicherung in der Lebenswelt „Arbeit“

Was bringt die Selbsthilfe im BGM? BGM und Selbsthilfe haben das gemeinsame Ziel, die Gesundheitskompetenz und die Lebensqualität der Menschen zu verbessern. Arbeitgeber haben die Verantwortung, für Gesundheitsschutz und für Betriebliches Eingliederungsmanagement (BEM) zu sorgen. Freiwillig hingegen sind die Maßnahmen in der Betrieblichen Gesundheitsförderung. Hier ist Spielraum. 

Die Selbsthilfe kann in der Lebenswelt „Arbeit“ eine strategisch sinnvolle Ergänzung und Bereicherung werden. Die BGM Beauftragten können überall Anknüpfungspunkte mit der Selbsthilfe finden. Als erster Schritt wird ein Kontakt zur örtlichen Selbsthilfekontaktstelle empfohlen. Diese hat einen regionalen Überblick, ein intermediäres Arbeitsprofil und eine hohe Motivation in die Lebenswelt „Arbeit“ zu gehen.

Eigenständig, freiwillig und solidarisch

Wesenskern der Selbsthilfe ist ihre Eigenständigkeit, sie funktioniert ohne Leitung. Sie ist freiwillig, selbst organisiert und ist gemeinschaftlich, solidarisch ausgerichtet. Wesentlich ist ihre Unabhängigkeit von Unternehmen u.a. Pharmabranche (Monitoringberichte des Paritätischen). Vertraulichkeit ist untrennbar mit Selbsthilfe verknüpft und muss auch in Unternehmen umgesetzt werden (gesundheitsbezogener Datenschutz).

Maßnahmen für ein selbsthilfefreundliches Klima in der Arbeitswelt

  • Verweisungswissen für Mitarbeitende, in Flyern, Intranet, im Gespräch
  • Methoden der Selbsthilfe, wie kollegiale Beratung im Azubi-Programm
  • Fortbildungen für die gewählten Beauftragten
  • Rücksichtnahme (Arbeitszeiten) auf ehrenamtliche Gremienvertretung zu Selbsthilfethemen (Vereinbarkeit Engagement und Beruf)
  • Kooperation mit Betriebsärzt*innen, Sozialdienst, Arbeitnehmervertretung
  • Konzept Gesundheitstag auf Selbsthilfefreundlichkeit checken: Stand für die örtliche Kontaktstelle und Selbsthilfeorganisationen, Gesprächskreise

Das alles können wertvolle Türöffner in großen und kleinen (sozialen) Unternehmen sein und hilfreich für die Kolleg*innen im Sinne des BGM.

Notwendige Haltung von Unternehmen gegenüber der Selbsthilfe

Verankert man Selbsthilfe auf verschiedenen Ebenen im BGM, zieht die Selbsthilfe automatisch in die Lebenswelt Arbeit ein. Informationen zur Selbsthilfe kann die Betriebliche Gesundheitsförderung ergänzen, sie darf jedoch nicht andere gewünschte Maßnahmen günstig ersetzen. Wichtig ist, klar zu formulieren, was Selbsthilfe kann und was sie nicht kann, beispielsweise keine medizinische Behandlung, keine Therapie, keine medizinische, sozialpädagogische oder sozialrechtliche Beratung.

Gute Gründe, die Selbsthilfe im BGM zu verankern

Mitarbeitende erlernen und trainieren Softskills in ihren Selbsthilfeaktivitäten, wie Eigenverantwortung, Selbstfürsorge, Selbstsicherheit, Zuversicht, Resilienz und Gesundheitskompetenz. Sich mit Selbsthilfe zu befassen, ist nicht nur für Betroffene empfehlenswert, sondern für alle im Arbeits- und Gesundheitsschutz Tätigen, also auch für Steuerungskreise des Betrieblichen Gesundheitsmanagements. „Health in All Policies“, alle können voneinander profitieren.

Monika Nitsche
Fachreferat Bürgerschaftliches Engagement und Selbsthilfe
Der Paritätische in Bayern

Beitrag aus ParitätInform 4/2024

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