Nachhaltige Mobilität: ökologisch, sicher und soziale gerecht

Fachinformation - geschrieben am 26.09.2023 - 13:27

Mobilität ist ein unverzichtbarer Teil des täglichen Lebens. Der Verkehr ist jedoch einer der größten Verursacher von Treibhausgasen in Deutschland. Um die Treibhausgasemissionen im Verkehr schnell und drastisch zu mindern, sind auch soziale Einrichtungen und Dienste gefragt, ihren Beitrag zu einer Mobilitätswende zu leisten. Wie das gelingen kann, haben das Projekt „Klimaschutz in der Sozialen Arbeit stärken“ des Paritätischen und der ASB Bundesverband an zwei Veranstaltungstagen zur „Klimafreundlichen Mobilität in sozialen Einrichtungen und Diensten“ gezeigt.

Emissionen im Verkehrssektor steigen

Im Jahr 2019 war der Verkehrssektor für rund 164 Mio. Tonnen Treibhausgase verantwortlich und trug damit 20 % zu den Treibhausgasemissionen Deutschlands bei. Dieser relative Anteil ist gegenüber 1990 um sieben Prozentpunkte gestiegen. Damit ist der Verkehr der einzige Sektor, der in den vergangenen Jahrzehnten seine Treibhausgasemissionen nicht mindern konnte. Bisher gibt es keine ausreichende Strategie der Bundesregierung für den Verkehrssektor, um an dieser Situation etwas zu ändern.

Umweltverbände, wie der VCD Verkehrsclub Deutschland e.V. und der NABU - Naturschutzbund Deutschland e.V., fordern eine Mobilitätswende: Die Mobilität der Zukunft schont nicht nur die Umwelt, sie muss auch sicher und sozial gerecht sein. Die Referenten Dominik Fette (VCD) und Merlin Jonack (NABU) stellten auf der Veranstaltung jeweils die Dimensionen einer sozial-ökologischen Mobilitätswende vor. Dazu gehören u.a. eine Mobilitätsgarantie durch den barrierefreien und bezahlbaren Zugang für alle Menschen und die Erschließung des ländlichen Raums, Sicherheit zu schaffen und die Lebensqualität durch die Reduktion von Stress, Lärm und Luftverschmutzung zu verbessern.    

Umweltverträgliche Verkehrsmittel fördern

Der erste Veranstaltungstag betrachtete die betriebliche und dienstliche Mobilität. Julian Müller, Mobilitätsberater beim ACE Auto Club Europa, stellte das Mobilitätsmanagement vor, als Instrument zur Beeinflussung der Verkehrsmittelwahl auf dem Arbeitsweg und im Dienst, mit dem Ziel, umweltverträgliche Verkehrsmittel zu fördern. Handlungsfelder des Mobilitätsmanagements sind die Stärkung nicht motorisierter Verkehrsmittel, Stärkung öffentlicher Verkehrsmittel, Fuhrparkoptimierung, Förderung von Fahrgemeinschaften, Optimierung von Dienstwegen und -reisen sowie Kommunikation und Change-Management.

Zur Fuhrparkoptimierung gehören u.a. die Verbesserung der Fahrzeugauslastung, Umstellung auf umweltfreundliche Fahrzeuge, Carsharing oder Pooling und die Routenoptimierung. Der ASB Bremen ist hier schon weit gekommen. Geschäftsführer Stefan Block stellte den Prozess der Umstellung der Flotte als gutes Praxisbeispiel vor. Block betonte, dass bei einer Veränderung die Mitarbeiter*innen im Vordergrund stehen müssen. Diese verbringen bei einem Pflegedienst 30 Prozent ihrer Arbeitszeit in dem Fahrzeug, welches somit ein Arbeitsort ist. Weitere gute Praxisbeispiele zur dienstlichen und betrieblichen Mobilität, wie das Projekt „Wohnen im Viertel“ oder die E-Rikschas beim ASB Sachsen, stellte Eva-Maria Hansel vom ASB Bundesverband vor.

Fahradfahrer*innen sind gesünder und seltener arbeitsunfähig

Der zweite Tag rückte die Mitarbeitendenmobilität in den Mittelpunkt. Referent Sander Westerling vom ACE Auto Club Europa betonte in seinem Input den Einfluss der Mitarbeitenden auf den Verkehr. 68 Prozent der Erwerbstätigen fuhren 2020 mit dem PKW zur Arbeit, 40 Stunden im Jahr stehen Beschäftigte durchschnittlich im Stau. Neben den Belastungen für die Umwelt hat dies auch Folgen für die Gesundheit der Mitarbeitenden. Studien zeigen, dass Radfahrer*innen weniger gestresst zur Arbeit kommen, ein bis zwei Tage im Jahr weniger arbeitsunfähig sind, die regelmäßige Bewegung den WHO-Vorgaben entspricht und somit messbar das Körpergewicht reduziert und Stoffwechsel sowie Herz-Kreislauferkrankungen vorbeugt. Um die Mitarbeitendenmobilität klima- und gesundheitsfreundlich zu optimieren, sollte zunächst eine Analyse der Mitarbeitendenmobilität mittels Mitarbeitendenbefragung, Wohnstandortanalyse oder Standortanalyse erfolgen. Anschließend können Handlungsfelder zur Stärkung nicht motorisierter Verkehrsmittel, öffentlicher Verkehrsmittel oder die Förderung von Fahrgemeinschaften identifiziert werden.

Zentral für eine klimafreundliche Mitarbeitendenmobilität ist die Anbindung des Standorts. Nachdem die Deutsche Bahn im Jahr 2000 den Betrieb im Bahnhof Barsinghausen in Niedersachsen einstellte, kaufte der ASB im Jahr 2009 das marode Gebäude und eröffnete nach zehnmonatiger Umbauzeit und Sanierung den neuen ASB-Bahnhof Barsinghausen am 14. Januar 2012. Jens Meier, ASB Hannover-Land, stellte den ASB-Bahnhof Barsinghausen vor, in dem sich heute neben dem Serviceschalter und normalen Zugverkehr auch ein Bistro, ein Schulungszentrum und eine Event-Location befinden.  

Um Mitarbeitende von einer klimafreundlichen Mobilität zu begeistern, können Aktionstage helfen. Annett Sturmhöfel, vom ASB Hamburg, berichtete vom Mobilitätstag, an dem am 3. Mai 2023 Mitarbeitende des ASB Hamburg E-Bikes und E-Roller ausprobieren konnten. Ziel des ASB in Hamburg ist es, Alternativen für die Mobilität in der ambulanten Pflege aufzuzeigen.

Eva-Maria Hansel, vom ASB Bundesverband, schloss auch den zweiten Veranstaltungstag mit einer Übersicht weiterer guter Praxisbeispiele zur Mitarbeitendenmobilität ab.

  

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