Landkreisübergreifendes Expert*innen-Hearing »Schulabsentismus«

Fachinformation - geschrieben am 25.11.2024 - 17:05

Am 21. November 2024 veranstalteten die Paritätischen Kreisverbände Reutlingen und Tübingen ein landkreisübergreifendes Expert*innen-Hearing zum Thema „Schulabsentismus“ in der Aula der Ferdinand von Steinbeis Schule in Reutlingen. Nach dem Grußwort von Schulleiter Jürgen Baur hörten die rund 50 Gäste, die sich professionell mit Schulabsentismus in seinen vielfältigen Facetten und Kontexten beschäftigen, vier kurze Inputs zum Thema. Zunächst sprach Martin Schüler vom Staatlichen Schulamt Tübingen über Qualitätszirkel und die Frage, wie die Ergebnisse von dort wieder in die Praxis zurücktransferiert werden können. Anschließend stellten Carmen Pohlmann und Constanze Fischer vom Kreisjugendamt Reutlingen die Herausforderungen und Lösungsansätze auf Kreisebene heraus. Es folgten mit Simone Raugust, Tagesklinik Tübingen, und Priska Schneider, Kinder- und Jugendpsychiatrie Tübingen, Einblicke in therapeutische Angebote und Fragen zu steigenden Fallzahlen. Den Abschluss machten Jutta Goltz, reStart kit jugendhilfe, Magali Vonwiller, reStart Sophienpflege, und Isabel de Marco, ridaf, mit Ausführungen zu Praxisangeboten in den beiden Landkreisen und zur Arbeit mit den Betroffenen.

Ziel des Hearings war, landkreis-, arbeitsfeld- und berufsfeldübergreifend miteinander ins Gespräch zu kommen und Ansätze zur Problemlösung zu diskutieren. Dazu war an vier moderierten Thementischen ausreichend Zeit, die Teilnehmenden hatten die Wahl zwischen „Kooperationsbedarfe und -möglichkeiten“, „Fachliche Standards und persönliche Voraussetzungen“, „Frühwarnsysteme und Maßnahmen der Prävention“ sowie „Schulabsentismus und Kindeswohlgefährdung“. Im Ergebnis wurde klar, dass das „Sich-Kennen“ und der Ausbau von Netzwerken zentrale Voraussetzung ist. Allerdings kam in der Schlussdiskussion auch die Frage auf, wie die steigenden Fallzahlen und komplexere Fallkonstellationen entstehen. Wachsende soziale Ungleichheit ist einerseits sicher eine Ursache, andererseits ist das Phänomen Schulabsentismus in allen gesellschaftlichen Schichten zu finden. Einmütig wurde daher festgestellt, dass es dringend mehr Forschung braucht, um das Phänomen besser verstehen und bearbeiten zu können. In der Praxis ist mehr und intensivere multiprofessionelle Zusammenarbeit vonnöten, um Reibungsverluste durch viele verschiedene Zuständigkeiten zu minimieren und schulabsente Jugendliche besser zu erreichen.

Das landkreisübergreifende Format war ein Experiment, um voneinander lernen und miteinander produktiv kooperieren zu können. Das ist gelungen und es wird sicher in naher Zukunft eine Wiederholung geben. Die Ausgangsfrage darf bis dahin auch andersherum gestellt werden: Warum ist Schule so abwesend in der Lebenswelt mancher Jugendlicher? Und nicht nur: Warum sind Schüler*innen in der Schule abwesend?

Impressionen vom Hearing
Vortrag Schulamt Tübingen
Vortrag Schulamt Tübingen
Vortrag Kreisjugendamt Reutlingen
Vortrag Kreisjugendamt Reutlingen
Vortrag Therpeutische Angebote
Vortrag Therpeutische Angebote
Vortrag Projekte und Betroffene
Vortrag Projekte und Betroffene
Ergebisse Thementisch Prävention
Ergebisse Thementisch Prävention

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